Lauenburg. Seit 2004 kämpft Famila um einen Erweiterungsbau. In diesem Jahr sollte dieser eröffnet werden. Warum daraus wieder nichts wird.

Das Handelsunternehmen Famila beweist in Lauenburg einen sehr langen Atem. Die Frage ist: Wie lange noch? Seit 2004 will der Marktriese am jetzigen Standort an der Mecklenburger Straße einen Erweiterungsbau errichten und die Gewerbeflächen vermieten. In all den Jahren diskutierte die Lauenburger Politik das Für und Wider dieses Vorhabens. Die Befürchtung: Die neue Anziehungskraft des Famila Marktes könnte zum endgültigen Kollaps der Innenstadt führen.

Im Dezember 2021 endlich der Durchbruch: Nachdem sich Famila von einigen ursprünglich geplanten Warengruppen verabschiedet hatte, holte die Verwaltung eine landesplanerische Stellungnahme zu dem Vorhaben ein. Von dort gab es schließlich grünes Licht – unter bestimmten Bedingungen.

„Den Bauantrag werden wir unverzüglich nach Abschluss des Planänderungsverfahrens stellen“ sagt Christian Lahrtz, Geschäftsführer von Famila-Nordost.
„Den Bauantrag werden wir unverzüglich nach Abschluss des Planänderungsverfahrens stellen“ sagt Christian Lahrtz, Geschäftsführer von Famila-Nordost. © BGZ | Richel

Im Mai vergangenen Jahres legte Famila den angepassten Plan für den Erweiterungsbau vor. „Den Bauantrag werden wir unverzüglich nach Abschluss des Planänderungsverfahrens stellen“, versicherte Christian Lahrtz, Geschäftsführer von Famila-Nordost daraufhin. Er ging davon aus, den Erweiterungsbau in diesem Jahr eröffnen zu können. Aber danach sieht es derzeit ganz und gar nicht aus. Bisher gibt es nicht mal einen überarbeiteten Entwurf des Bebauungsplanes.

Erweiterungsbau: Beginn der Arbeiten steht in den Sternen

Doch die Zeit drängt. Bereits im April 2017 hatte Lahrtz Klartext geredet: „Ich habe große Sorge um den Standort Lauenburg und die Mitarbeiter. Hier ist der Umsatz nur halb so groß wie in Geesthacht“, sagte er auf einer Veranstaltung der Wirtschaftlichen Vereinigung Lauenburg (WVL). Sich vom Standort Lauenburg zu verabschieden, drohte er damals trotzdem nicht an – und tut es auch heute nicht. Im Geesthacht hat Famila übrigens 2020 ordentlich investiert: Für 6,5 Millionen Euro wurde der Markt umgebaut und erweitert.

Wann es in Lauenburg losgeht, steht indes in den Sternen. Denn bevor über die Änderung des Bebauungsplanes überhaupt beraten kann, muss die Stadt eine Bedingung der Landesplaner erfüllen: die Fortschreibung des Einzelhandelskonzeptes. So sollen weitere Ansiedlungen von Einzelhandelsbetrieben mit zentrenrelevanten Sortimenten auf der „grünen Wiese“ verhindert werden.

Neues Einzelhandelskonzept soll im April vorliegen

Schon im Dezember 2021 hatten die Fraktionen der Stadtvertretung einstimmig beschlossen, das Einzelhandelskonzept aus dem Jahre 2011 unter der neuen Bedingung überarbeiten zu lassen. Doch das dürfte zum Spagat werden. Schließlich hatten die Gutachter des Hamburger Büros BulwienGesa in der ursprünglichen Fassung deutlich empfohlen, dass die Stadt den Erweiterungsplänen von Famila eine Absage erteilen sollte.

Die Politik müsse der Innenstadt den Rücken frei halten. Auch spätere Überarbeitungen des Konzeptes beruhten auf dieser Empfehlung. Insofern dürfte es spannend werden, wie die Gutachter von BulwinGesa die Situation und Perspektive des Einzelhandels in Lauenburg heute bewerten – und vor allem, welche Rolle die Innenstadt dabei spielt.

Innenstadt soll nicht nur Konsum befriedigen

Ist das Ladensterben überhaupt aufzuhalten? Eine Vision, wie das Stadtzentrum auch ohne Fokussierung auf den Einzelhandel aussehen könnte, hatte Jens Nussbaum vom Dortmunder Büro Stadt + Handel im August 2021 Jahres gezeichnet. Der Experte warb für mehr Aufenthaltsqualität in den Innenstädten: „Der Mensch will mehr als digitalen Konsum. Das ,Mehr’ sollten die Innenstädte leisten.“

Statt hilflos zuzuschauen, wie der Online-Handel die Innenstädte ausblutet, sollten die Zentren andere Bedürfnisse befriedigen. „Wir werden in der Aprilsitzung des Bauausschusses voraussichtlich einen neuen Entwurf des Einzelhandelskonzeptes vorlegen können“, stellt der Amtsleiter für Stadtentwicklung, Christian Asboe in Aussicht.

So sieht der geplante Erweiterungsbau von Famila aus. Die rosafarbene Fläche zeigt die einzelnen Ladenflächen.
So sieht der geplante Erweiterungsbau von Famila aus. Die rosafarbene Fläche zeigt die einzelnen Ladenflächen. © famila | famila

Möbel, Schuhe, Tierbedarf und ein Billiganbieter

Sobald das Einzelhandelskonzept beschlossen ist, soll der Bebauungsplan überarbeitet und schließlich von der Politik als Satzung beschlossen werden. Wie lange es anschließend dauert, bis der Bauantrag das vorgeschriebene Genehmigungsverfahren durchlaufen hat, ist ebenso unsicher wie der Zeitpunkt des Baubeginns. Nach den Vorgaben der Landesplaner hat Famila die Pläne aber schon konkretisiert. Neben dem bestehenden Markt gibt es dann fünf weitere Geschäfte am Standort, unter anderem für Möbel, Tierbedarf, Schuhe und ein Kaufhaus der kleinen Preise.

Ursprünglich sollten im Erweiterungsbau von Famila auch Drogeriewaren angeboten werden, doch das ist nach den Vorgaben der Landesplaner vom Tisch. Von den Lauenburgern wohl am meisten erwartet: Es wird künftig wieder ein Schuhgeschäft in Lauenburg geben. Vor zwei Jahren hatte das letzte im Nebengebäude des Penny-Marktes dicht gemacht. Auf 350 Quadratmetern soll sich ein Anbieter von Schuhen im mittleren Preissegment anmieten.

Die fünf geplanten Ladengeschäfte im Erweiterungsbau haben insgesamt eine Verkaufsfläche von rund 3000 Quadratmetern. Außerdem wird es nach Fertigstellung auf dem Famila-Gelände 76 weitere Stellflächen geben, die dem Neubau zugeordnet werden.

„Ich gehe davon aus, dass jetzt Bewegung in die Sache kommt. Wir jedenfalls stehen nach wie vor hinter dem Projekt“, versichert Famila-Geschäftsführer Christian Lahrtz.