Schwarzenbek. 19 Gemeinden gehören zum Amt Schwarzenbek-Land. Auf sie warten große Herausforderungen. Sind Kooperationen mit der Stadt eine Lösung?
Die Flüchtlingswelle rollt, durch das neue Bürgergeld gibt es eine Flut von Wohngeldanträgen, Kitaplätze fehlen und das Amt Schwarzenbek-Land muss sich auch für die digitale Transformation – Stichwort Onlinezugangsgesetz – fit für die Zukunft machen. Außerdem stehen der Klimaschutz und ein Amtsentwicklungskonzept auf der Agenda.
„Es gibt eine Vielzahl von Aufgaben, denen wir uns stellen werden, aber wir sind gut gerüstet“, so die Bilanz von Amtsvorsteher Wolfgang Schmahl (73, SPD), der zugleich Bürgermeister in Gülzow ist. Die meisten Probleme will das Amt mit insgesamt 19 Gemeinden in der Umgebung von Schwarzenbek alleine lösen und setzt nur in einigen Kernpunkten auf Kooperation mit der „großen Nachbarin Schwarzenbek“, die im Zentrum der Dörfer des Amtes Schwarzenbek-Land liegt.
Amt Schwarzenbek-Land: Gute Zusammenarbeit mit der Stadt Schwarzenbek
„Wir haben eine gute Zusammenarbeit und ich habe auch einen guten Kontakt zu Schwarzenbeks Bürgermeister Norbert Lütjens. Aber das Amt will auch einen guten Service für die 19 Dörfer in unserem Bereich bieten. Kooperationen wird es dort geben, wo es sinnvoll ist“, betont der Amtsvorsteher, der großen Wert auf die Eigenständigkeit des Amtes Schwarzenbek-Land legt.
Eine Zusammenlegung von Verwaltungseinheiten von Amt und Stadt beziehungsweise Großgemeinden, wie es in Büchen und auch in Lauenburg der Fall ist, steht laut Schmahl nicht an. Es gebe allerdings gewisse Gedankenspiele, wie die bestehende Kooperation weitergedacht werden könnte. Im Bereich der IT, aber auch beim Katastrophenschutz gibt es bereits eine Verknüpfung der Arbeitsbereiche. Auch in Sachen Tierheim gibt es seit dem vergangenen Jahr einen Vertrag, der die Versorgung von Fundtieren aus dem Amtsbereich im Schwarzenbeker Tierheim regelt.
Kooperation könnte ein Konzept für die Zukunft sein
Schwarzenbeks Bürgermeister Norbert Lütjens denkt nun auch über eine Kooperation im Bereich des Bürgerservices nach. Erste Kontakte gab es mit dem verwaltungsleitenden Beamten Ralf Spinngieß, der mit einer Schwarzenbeker Delegation auf einer zweitägigen Reise im dänischen Aarhus war, um sich dort das als europaweit als beispielhaft geltende Bürgerzentrum „Dokk1“ anzusehen.
Dort gibt es eine enge Verzahnung von Bürgerservice, Kulturzentrum, Begegnungsstätte und Bücherei. Lütjens hat diese Kombination einen Schritt weiter gedacht und hätte neben dem Bürgerservice der Stadt auch gerne Mitarbeiter aus der Amtsverwaltung mit im geplanten Bildungszentrum in der ehemaligen Realschule an der Berliner Straße.
Künftig werden viele Amtsgänge online erledigt
Das hätte einen gewissen Charme, weil das auch die Raumprobleme der Amtsverwaltung lösen und öffentliche Zuschüsse für interkommunale Zusammenarbeit ermöglichen würde. „Ich kenne das Thema, wir haben im Amtsausschuss aber noch nicht darüber beraten. Es ist fraglich, ob das für uns eine Hilfe wäre. Wir stellen gerade das gesamte Meldewesen auf ein digitales Verfahren um, sodass sich der Publikumsverkehr weitestgehend auf das Abholen von Ausweisen beschränken wird“, sagt Schmahl.
Ein großes Thema in allen Verwaltungen des Nordens ist das sogenannte Onlinezugangsgesetz, das Bund, Länder und Kommunen verpflichtet, ihre Verwaltungsleistungen über Portale auch digital anzubieten. Eigentlich sollte es schon im Jahr 2022 greifen, wurde aber verschoben. „Wir haben vor einem Jahre einen Digitalisierungsmanager eingestellt, der unter anderem unsere Internetseite umstellt und die Voraussetzungen für die digitale Erstellung von Pässen und Meldebescheinigungen ermöglicht. Das sollte demnächst erfolgen“, sagt der Amtsvorsteher.
Immer mehr Menschen benötigen Wohngeld
Damit wären viele Vorgänge in der Amtsverwaltung an der Gülzower Straße 1 überflüssig. Lediglich für die Abholung der Papiere wäre ein Ortsbesuch erforderlich – sofern der Antragsteller aufgrund seines Alters oder anderer Gründe nicht in der Lage dazu ist, den Antrag online zu stellen. „Wir versprechen uns davon eine erhebliche Entlastung“, so Schmahl. Denn die zunehmenden Aufgaben stellen die 34 Mitarbeiter der Amtsverwaltung vor große Herausforderungen. „Wir haben eine wachsende Zahl an Wohngeldanträgen. Üblicherweise sind es drei bis vier im Monat. Aktuell sind es 35.“
- Bewegender Moment vor Gericht: Tochter des Opfers umarmt Angeklagten
- Aumühle: Stamm Sachsenwald bekommt sein erstes eigenes Haus
Ein großes Thema ist auch die Aufnahme von Flüchtlingen. Um den Zustrom zu bewältigen, hat das Amt ein Hotel in Hamfelde angemietet, das als Sammelunterkunft Platz für 32 Menschen bietet. „Damit hoffen wir, einen Puffer zu bilden. Wir suchen aber auch in allen Amtsgemeinden Wohnraum und auch Grundstücke. Wir wollen Wohnungen bauen, die wir später für ältere Menschen aus den Dörfern nutzen können, um sie altengerecht unterzubringen“, sagt der Bürgervorsteher.
Amt Schwarzenbek-Land: Ortsentwicklung wird ein wichtiges Thema
Für die Gemeinden wird es wichtig, die Ortsentwicklung voran zu bringen. Dabei geht es unter anderem um Wohnraum und Gewerbe. Aber auch um soziale Belange wie die Pflege. „Wir haben ein Amtsentwicklungskonzept angeschoben, in dem diese Themen, aber auch die Mobilität betrachtet werden sollen“, sagt der Gülzower.
Wolfgang Schmahl (73, SPD) ist seit 2003 Mitglied der Gemeindevertretung Gülzow und des Amtsausschusses. Seit 2013 ist er Bürgermeister in Gülzow und seit April 2022 Amtsvorsteher im Amt Schwarzenbek-Land. Das Amt besteht aus den 19 Gemeinden Basthorst, Brunstorf, Dahmker, Elmenhorst, Fuhlenhagen, Grabau, Groß Pampau, Grove, Gülzow, Hamfelde, Havekost, Kankelau, Kasseburg, Köthel, Kollow, Kuddewörde, Möhnsen, Mühlenrade und Sahms. Bei der Kommunalwahl am 14. Mai tritt Wolfgang Schmahl für die UWG (Unabhängige Wähler Gülzow) gemeinsam mit der CDU in einer Liste an und will erneut als Bürgermeister und Amtsvorsteher kandidieren.