Schwarzenbek. Stundenweise betreuen die Familienpaten Kinder bis zu drei Jahren. Wer hat Lust mitzumachen? Die nächste Schulung beginnt bald.

Für Eltern mit kleinen Kindern gibt es im Kreis Herzogtum Lauenburg ein Netz von Hilfsangeboten. Eines davon sind die Familienpaten: 14 Männer und Frauen geben einen Teil ihrer Freizeit, um sich ehrenamtlich um Kinder im Alter von ein bis drei Jahren zu kümmern.

„Es ist nicht so, dass wir unsere Zeit opfern, denn wir bekommen so viel mehr zurück“, sagt Sabine von Elten und berichtet von einem Nachmittag im Dezember: Die Geesthachterin betreut als Familienpatin ein Zwillingspärchen. „Wir wollten Plätzchen backen. Doch während das eine Mädchen schnell genug hatte, war ihre Schwester mit Hingabe dabei, die Plätzchen auszustechen“, schwärmt die 62-Jährige von dem Erlebnis. Oft reicht aber auch schon ein Lächeln: „Ich habe immer eine Tüte mit Keksen dabei und wenn ich die schüttele, schaut er mich immer mit so einen Augenaufschlag und einem Lächeln an“, berichtet Rita Hamp (76) über „ihr“ Kind.

Familienpaten gehört zu den Frühen Hilfen im Kreis

Jede Familienpatin betreut einmal pro Woche ein Kind für zwei bis drei Stunden – das aber oft über Jahre hinweg. „Natürlich gibt es aber auch Urlaubszeiten oder Ausfälle wegen Krankheit“, sagt Nadine Kukat. Sie ist Koordinatorin des Angebots Familienpaten, das an der Evangelischen Familienbildungsstätte (FBS) in Schwarzenbek (Verbrüderungsring 41) angesiedelt ist und über den Kreis Herzogtum Lauenburg durch Mittel der Bundesstiftung Frühe Hilfen und die Elternbeiträge finanziert wird.

Pro Stunde zahlen Eltern fünf Euro. „Auch für Eltern, die dies nicht leisten können, finden wir eine Lösung“, verspricht Kukat. Obwohl im evangelischen Familienzentrum angesiedelt, ist das Angebot offen für Eltern aller Konfessionen und Weltanschauungen.

Schulung ist Voraussetzung, um tätig zu werden

Die Paten erhalten lediglich ein Kilometergeld, arbeiten ansonsten ehrenamtlich. Sie sind jedoch bei ihren Einsätzen versichert und erhalten kostenfrei Schulungen und Weiterbildungen. Der erfolgreiche Abschluss einer Schulung mit 42 Unterrichtseinheiten ist Voraussetzung, um als Familienpate tätig zu werden. Die nächste kreisweite Schulung beginnt am Sonnabend, 4. März: An sechs Sonnabenden werden die künftigen Paten von 10 bis 16 Uhr auf ihre Tätigkeit vorbereitet.

Dies sei auch notwendig, so Kukat, denn der Zeitraum, den die Helfer in den Familien sind, sei für die Entwicklung der Kinder sehr wichtig. „Der Kursus beginnt in Schwarzenbek, die drei letzten Termine sind dann in Ratzeburg“, so Kukat. Wer Interesse hat, benötigt ein polizeiliches Führungszeugnis und kann sich unter 04151/89 2 42 oder per E-Mail an info@familienpaten-im-herzogtum.de melden.

Mit Kinder spielen, aber nicht putzen und bügeln

Bei der Familienbildungsstätte können sich nicht nur interessierte Freiwillige melden, sondern auch Familien, die gerne Hilfe hätten. Klar ist: Putzen und Bügeln gehören nicht zu den Aufgaben einer Familienpatin. Sie schafft jedoch durch die Kinderbetreuung den Eltern Freiräume für genau diese Tätigkeiten. „Keine Mutter legt sich schlafen, wenn wir da sind. Es sei denn, sie hat es wirklich dringend nötig“, sagt Patin Monika Stein.

Die Patin spielt nicht nur mit den Kindern Zuhause oder auf dem Spielplatz, sie begleitet Mutter oder Vater auch zu Arztterminen mit den Kindern. Das dabei auch unterschiedliche Lebens- und Erziehungsstile aufeinander treffen können, ist den Paten klar. Doch im Vorgespräch werden die Eltern befragt, um dann die möglichst passende Patin zu finden.

Die Paten sind nicht für die Erziehung zuständig

„Manchmal muss man fünfe gerade lassen. Erzogen haben wir unsere eigenen Kinder, sind aber nicht dafür da, diese Kinder jetzt umzuerziehen “, sagt Stein. Eltern, die die Dienste der Paten in Anspruch nehmen, müssen auch keine Sorge haben, dass familiäre Interna verbreitet werden. Für die Paten gibt es eine Verpflichtung zur Verschwiegenheit. „Was in den Familien geschieht, bleibt auch dort“, so Kukat. Allenfalls werden spezielle Probleme, aber auch die schönen Erlebnisse bei den Supervisionen angesprochen, die die FBS alle zwei Monate zur Unterstützung der Paten anbietet.

Doch trotz aller Bemühungen kann die Betreuung manchmal auch scheitern. „Ich hatte eine Familie, da hat eigentlich alles gepasst. Nur das Kind wollte nicht. Es war noch sehr auf die Mutter fixiert und ist immer erst aufgetaut, wenn meine Zeit um war“, erinnert sich Monika Stein. Dass die Besuche der Patin, die oft über drei Jahre gehen, vorzeitig abgebrochen werden, sei die große Ausnahme, so die Koordinatorin.

Bereits sieben Elternanfragen im Laufe des Januar

Im vergangenen Jahr hatten sich 21 Eltern mit Anfragen an Kukat gewendet, allein im Januar dieses Jahres waren es schon sieben. Die Nachfrage sei also groß, so die Koordinatorin, die vor allem in Lauenburg, Büchen und Geesthacht noch nach Frauen und Männern sucht, die Interesse an dieser Aufgabe hätten. „Wir versuchen Anfahrtszeiten und -kosten so gering wie möglich zu halten, haben aber vor allen in diesen Orten bisher kaum Paten“, so Kukat.

Eltern erfahren häufig über Kinderarzt oder Hebamme von dem Angebot, zudem wirbt die FWS mit Plakaten in Supermärkten und Apotheken. Viele Anfragen kämen jedoch über Mund-zu-Mundpropaganda sowie auch von Eltern, die bereits gute Erfahrungen mit dem Angebot wellcome gemacht haben, das sich an Eltern mit Kindern im ersten Lebensjahr richtet.