Schwarzenbek. Der Rotkreuzmarkt ist ein Secondhand-Laden, in dem manch ein Kunde einen kleinen Schatz findet. Aber nicht alle Spenden sind erwünscht.
Er ist ein unterschätzter Frequenzbringer für die Schwarzenbeker Innenstadt: Mehr als 70 Personen besuchen täglich den Rotkreuzmarkt an der Lauenburger Straße 7. Vor allem zu Monatsbeginn ist es oft rappelvoll im ehrenamtlich betriebenen Secondhand-Laden.
Noch bis Donnerstag, 22. Dezember, haben Kunden die Gelegenheit, im Rotkreuzmarkt ein Schnäppchen zu machen. Dann beginnt für die 18 ehrenamtlichen Helferinnen die Weihnachtspause. Am Montag, 2. Januar, öffnet der Secondhand-Laden wieder. Anders als die Sozialkaufhäuser, die von der Arbeiterwohlfahrt (Awo) etwa in Geesthacht und Lauenburg betrieben werden und für die es wie bei der Tafel Einkommensgrenzen gibt, kann im Rotkreuzmarkt jeder einkaufen. „Unser Angebot richtet sich natürlich ganz klar an Menschen mit wenig Geld“, sagt Marktleiterin Margret Dieckmann, „aber nicht nur. Und es ist ein Beitrag zur Nachhaltigkeit. Wenn es uns nicht gäbe, würden vieler dieser Sachen auf dem Müll landen.“
Rotkreuzmarkt: Secondhand-Laden mit sozialem Hintergrund
Die Schwellenangst ist deshalb nicht hoch: Wer den Markt betritt, outet sich nicht automatisch als Mensch mit geringem Einkommen. Sogar bis aus Hamburg und Lübeck kommen Kunden, um im Rotkreuzmarkt zu stöbern. „Wir sind kein Sozialkaufhaus, sondern ein Secondhand-Laden mit sozialem Hintergrund. Bei uns gibt es Sachen, die es sonst gar nicht mehr gibt“, sagt Dieckmann und erzählt von einer Kunden, die in Schwarzenbek ein Buch über Schweden fand, nach dem sie jahrelang gesucht hatte. Ein anderer Kunde fand dort die Lichterkette wieder, mit der in seiner Kindheit der Weihnachtsbaum geschmückt wurde. Sie befand sich im Originalkarton, war ohne große Gebrauchsspuren und schmückt jetzt seinen Baum an den Festtagen.
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Den Großteil des Angebots nimmt die Bekleidung für Kinder und Erwachsene ein, gefolgt von Haushaltswaren. Es gibt aber auch Spielzeug, Spiele und Bücher. Die kosten im Markt ein bis zwei Euro. Ein Oberhemd gibt es für 4,50 Euro, ist es von einem Markenhersteller kostet es einen Euro mehr. Ein Kaffeeservice gibt es für 30 Euro.
Die Sachen werden dem Rotkreuzmarkt von Bürgern gespendet, der Überschuss aus dem Verkauf kommt nach Abzug von Energiekosten und Miete dem DRK-Ortsverein für seine Aktivitäten zugute. In guten Jahren sind dies bis zu 7000 Euro gewesen. Wie viel der Ortsverein in diesem Jahr für seine Arbeit erhält, ist noch offen: Die Abrechnungen für Strom und Heizkosten erfolgen erst zu Jahresbeginn 2023. Da erwartet Dieckmann, trotz Drosselung der Temperatur auf 18 Grad, eine hohe Nachzahlung.
Angebot ist nur Dank zahlreicher Spender möglich
Das Angebot des Marktes stammt von Spendern – und auch das ist manchmal ein Problem: Weil sie die Artikel selber noch in Gebrauch hatten, meinen viele Spender, diese seien noch gut – trotz Macken. Dieckmann muss die Spende dann oft ablehnen: „Natürlich kann man einen Teller mit einem Sprung noch benutzen – wir müssen ihn aber verkaufen.“
Auf der anderen Seite schauen Kunden bei Secondhand-Sachen ganz genau hin: „Wenn da eine Daunenfelder aus der Jacke guckt oder an der Hose ein Knopf fehlt, wird reklamiert“, weiß Dieckmann. Und dies trotz günstiger Preise: So kostet ein Winterjacke im Rotkreuzmarkt gerade einmal 15 Euro, die günstigste Jacke im Textildiscounter hingegen 50 Euro.
Viele Spenden müssen entsorgt werden
Weil aber nicht alle ihrer Kolleginnen Spenden zurückweisen mögen, und auch die Durchsicht bei Spenden, die den Markt in Tüten oder Kartons erreichen, nicht gleich möglich ist, wird anschließend rund ein Drittel der Spenden aussortiert und muss kostenpflichtig entsorgt werden. Dazu gehören auch viele Spenden, die ohne Absprache vor der Tür abgestellt werden.
Die sind schon seit Jahren ein Ärgernis: „Wenn es regnet, werden die Spenden nass und sind unbrauchbar“, sagt Dieckmann. Schlimmer ist allerdings, wenn vor der Eingangstür abgestellte Tüten durchwühlt werden und die Mitarbeiterinnen die Reste auf Gehweg und Straße wieder einsammeln müssen.
Kleidung und Haushaltsutensilien sollte vorher gereinigt werden
Richtig eklig werde es, wenn Kleidung verschmutzt ist oder in Töpfen noch Essenreste kleben. „Das ist respekt- und würdelos – nicht nur gegenüber den ehrenamtlichen Helferinnen, die die Sachen sortieren müssen, sondern auch gegenüber den späteren Kunden“, sagt Diekmann und appelliert, Sachspenden immer erst nach Absprache mit dem Team des Rotkreuzmarktes anzuliefern. Das macht der überwiegende Teil der Spender auch und dem gilt der Dank des gesamten Teams.
Wer vor den Festtagen und der Weihnachtspause noch etwas für den Rotkreuzmarkt spenden möchte: Aktuell werden Kochtöpfe stark nachgefragt. Dieckmann: „Wer auf einen Induktionsherd umgestellt hat und seine alten Kochtöpfe nicht mehr benötigt, kann sie gerne vorbeibringen.“
Noch bis einschließlich Donnerstag, 22. Dezember, ist der Markt an der Lauenburger Straße 7 täglich von 9 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr geöffnet. Unter 0 41 51/8 79 69 74 kann ein Termin abgesprochen werden. Und noch eine Spende ist sehr willkommen: Zeit. „Wer pro Woche mindestens drei Stunden Zeit hat, ist uns als ehrenamtlicher Helfer oder Helferin herzlich willkommen“, so Dieckmann.