Schwarzenbek. Deutsches Rote Kreuz in Schwarzenbek bleibt auf vielen Spenden sitzen. Im Rotkreuzmarkt gibt es nachhaltige Schnäppchen. Ortstermin.
Der Karton mit dem Bügeleisen, den unbekannte Spender vor dem Rotkreuzmarkt an der Lauenburger Straße abends abgestellt hatten, lag auch am nächsten morgen noch davor, als die ehrenamtliche Marktleiterin Margret Dieckmann die Tür aufschloss – nur war er leer. Dass eine als Spende für den DRK-Ortsverein gedachte Gabe geplündert wurde, ist ärgerlich. Ebenso ärgerlich ist jedoch, dass vor der Tür abgestellte Tüten und Kartons geplündert und der Inhalt auf der Straße verteilt wird.
Dieckmann und Volker Schröder, stellvertretender Vorsitzender des DRK-Ortsvereins, appellieren deshalb an Spender, sich vorab an den Rotkreuzmarkt zu wenden und einen Übergabetermin zu vereinbaren. Oder die Kleidercontainer des DRK zu verwenden. Von denen gibt es derzeit nur noch zwei: Einer steht am DRK-Zentrum (Bismarckstraße 9 b), der andere auf der Rückseite des Rotkreuzmarktes (Lauenburger Straße 7). Die übrigen 28 Altkleidercontainer stehen auf dem Hof des DRK-Güterbahnhofs und sind randvoll.
In 30 Containern und einer Halle lagern Altkleider
„Der Markt für Altkleider ist bundesweit zusammengebrochen“, so Schröder. Aktuell lagert der Ortsverein in den Containern sowie einer angemieteten Halle in Gülzow Altkleider, die nicht im Rotkreuzmarkt oder der DRK-Kleiderkammer angeboten werden können. Die wurden bisher an kommerzielle Verwerter verkauft, die die Altkleider nach Afrika exportierten oder Putzlappen daraus machten. Aus dem Erlös wurden die sozialen Aufgaben des DRK-Ortsvereins wie Seniorentreff oder Jugendprojekte mitfinanziert. Doch die Zeiten, in denen Firmen Altkleidercontainer sogar illegal aufstellten, weil damit Geld zu machen war, sind vorbei: Bereits im Vorjahr beklagte die Textilwirtschaft einen rapiden Preisverfall bei Altkleidern, die Corona-Pandemie mit ihren Reisebeschränkungen, die auch den Überseehandel betrafen, tat ihr Übriges.
Doch das Problem ist hausgemacht: Mehr als 80 Milliarden Kleidungsstücke werden pro Jahr weltweit produziert und verkauft: Jeder Deutsche kauft laut Umweltschutzorganisation Greenpeace 60 Kleidungsstücke pro Jahr, trägt sie aber nur noch halb so lange wie vor 15 Jahren. Der Fachbegriff dafür ist Fast Fashion: Immer neue Modekollektionen in immer kürzerer Zeit werden zu immer günstigeren Preisen angeboten.
Nachhaltige Lösung: Secondhand im Rotkreuzmarkt
Der Gegenentwurf liegt an der Lauenburger Straße 7: Hier gibt es abgelegte Bekleidung zu günstigen
Preisen. „Ein Herren-Oberhemd kostet bei uns 4,50 Euro, ist es von einem Markenhersteller dann 5,50 Euro“, sagt Dieckmann. Dazu gibt es Baby- und Kinderkleidung, Spielzeug, Bücher und Haushaltswaren. Doch um die Mengen an Secondhand-Ware abzusetzen, braucht es mehr Kunden und mehr ehrenamtliche Helferinnen. „Wer Spaß am Verkaufen hat, ist bei uns genau richtig“, sagt Dieckmann.
Wie in einem normalen Geschäft können Kunden im Rotkreuzmarkt die Mode vor dem Kauf anfassen und anprobieren. „Der einzige Unterschied ist: Es sind alles Einzelstücke“, so Dieckmann. Doch es gibt auch Stammkunden, die teils von weither anreisen: „Eine Kundin war von unserem Angebot so begeistert, dass sie sogar noch ein zweites Mal extra aus Lübeck angereist ist“, berichtet Dieckmann. Ihre Bitte an die Spender: „Die Kleidung sollte sauber sein – entweder frisch gewaschen oder aus dem Kleiderschrank.“
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5000 bis 8000 Euro waren sonst als Erlös in die soziale Arbeit des Ortsvereins geflossen. Wie viel es dieses Jahr sein werden, ist offen, denn noch gibt es keine Lösung für die aussortierte Altkleidung: „Auch das sind Spenden, deshalb scheuen wir uns, sie einfach als Müll zu entsorgen“, sagt Schröder und hofft, dass der Markt für Alttextilien wieder anläuft.
Der Rotkreuzmarkt ist wochentags von 9 bis 12 und 14 bis 18 Uhr geöffnet, sonnabends nur von 9 bis 12 Uhr. Wer Altkleider spenden möchte, kann Margret Dieckmann unter 0 41 51/ 879 69 74 erreichen.