Schwarzenbek. Seit zwei Jahren laufen die Vorbereitungen für den Neubau der Compeschule. Warum die Stadt nicht so schnell mit dem Bau beginnen kann.

Die Platznot wird immer größer, die Räume, einige sind 71 Jahre alt, sind längst nicht mehr zeitgemäß. Deshalb ist seit geraumer Zeit klar, dass nur ein Neubau die Probleme der ehemaligen Compeschule, die 1951 eingeweiht wurde, lösen kann. Doch nun gibt es Verzögerungen in der Planung, weil der Kreis ohne einen gültigen Bebauungsplan das Baurecht für die neue Grundschule in Schwarzenbek verweigert.

Erfahrungsgemäß dauert es selbst bei einem reibungslosen Ablauf aber mindestens ein Jahr, bis ein B-Plan das Verfahren durchlaufen hat. Allein die erforderliche Freigabe durch den Kampfmittelräumdienst dürfte dauern. Denn dieser ist wegen zahlreicher Bauvorhaben in Schleswig-Holstein hoffnungslos überlasteten. Damit rückt ein Neubau der Schule in weite Ferne.

Grundschule Schwarzenbek: Für Neubau muss das Gebiet überplant werden

Die Stadt ging bislang davon aus, dass ein Neubau der Schule im Rahmen der Vorgaben von Paragraf 34 des Baugesetzbuches möglich sei. „Für das Gebiet des Grundschulstandortes gibt es bisher keinen gültigen Bebauungsplan. Eine Neubebauung ist demnach grundsätzlich nach dieser Regelung im Baugesetzbuch möglich“, argumentiert Jurist Olaf Dreyer von der Stadtverwaltung.

In dem Paragrafen 34 des Baugesetzbuches heißt es unter anderem: „Innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile ist ein Vorhaben zulässig, wenn es sich nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der Bauweise und der Grundstücksfläche, die überbaut werden soll, in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt und die Erschließung gesichert ist. Die Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse müssen gewahrt bleiben; das Ortsbild darf nicht beeinträchtigt werden.“ Darauf hatte sich die Stadt bei ihren Planungen fokussiert.

Planung für neue Grundschule um ein Jahr zurückgeworfen

Das sieht die zuständige Bauaufsicht des Kreises allerdings anders. Die geplante Bebauung werde sich angesichts der Baumasse und Höhe nicht in die nähere Umgebung einfügen. Damit sei eine Grundvoraussetzung des Paragrafen 34 nicht gegeben, heißt es in einer Stellungnahme des Kreises zu dem Vorhaben. Das bedeutet: Ein entsprechender Bauantrag würde nach heutiger Rechtslage mithin abgelehnt werden.

Die Stadt Schwarzenbek ist daher gehalten, Baurecht durch Aufstellung eines qualifizierten Bebauungsplanes für das gesamte Schulgelände zu schaffen. „Um das Planverfahren zu beginnen, bedarf es hierfür zunächst eines Aufstellungsbeschlusses durch die Stadtverordnetenversammlung“, erläutert Olaf Dreyer. Die ersten Beratungen zu diesem Thema (B-Plan 63) haben jetzt im Planungsausschuss begonnen. Angesichts der Weihnachtspause in den politischen Gremien dürften sich die weiteren Beratungen aber in die Länge ziehen.

Vorerst soll eine Containerlösung die Raumprobleme mindern. Die Grund- und Gemeinschaftsschule bekommt als Übergangslösung sechs weitere Klassenzimmer in Modulbauweise. Kostenpunkt: 1,26 Millionen Euro. Zum Beginn des Schuljahrs 2024 sollen die sechs Klassenzimmer auf einer Fläche zwischen Gemeinschaftsschule und Blockheizkraftwerk (BHKW) errichtet werden.

Immer mehr Schüler drängen an die Breslauer Straße

Aktuell läuft die Grundschule in zwei Jahrgängen dreizügig und in zwei Jahrgängen vierzügig. Zusätzlich wurden zwei DAZ-Klassen (Deutsch als Zweitsprache) eingerichtet. Somit wird derzeit in 16 Klassen parallel unterrichtet. Die Anzahl der regulären Klassenräume beläuft sich auf 15 Räume sowie einen Mehrzweckraum.

Um die zum Schuljahresbeginn 2022/23 benötigten 16 Klassenräume anbieten zu können, wurde ein Büroraum des benachbarten Jugendzentrums in einen Klassenraum umgewandelt. Auf der Grundlage der aktuellen Schulentwicklungsplanung geht die zuständige Amtsleiterin Kathrin Kipke von einer gleich bleibenden Zahl von etwa 100 schulpflichtigen Kindern pro Schuljahr und damit eher von einer Vierzügigkeit in den nächsten Schuljahren aus. Damit ist schon jetzt klar, dass die 16 Klassenräume im kommenden Schuljahr nicht ausreichen werden, ein weiterer benötigt wird. Langfristig geht der Schulentwicklungsplan von einer Fünfzügigkeit an beiden Grundschulen aus.

Eine wirkliche Entspannung der Situation bringt aber erst der Neubau. Wegen des höheren Alters der Räume an der Breslauer Straße haben die Politiker bereits im Sommer 2022 beschlossen, dass zunächst die ehemalige Compeschule neu gebaut werden soll. Nach deren Fertigstellung soll der Neubau der Grundschule Nordost in Angriff genommen werden. Wann Baubeginn sein könnte, steht wegen der neuen Entwicklung hinsichtlich des erforderlichen B-Plans nicht fest.