Schwarzenbek. Ausgabe in Geesthacht und Rückgabe in der Stadtbücherei Schwarzenbek? Das Angebot soll bald vorbei sein. Was das für Nutzer bedeutet.
Seit 1997 bilden die Büchereien in Geesthacht und Schwarzenbek einen Regionalverbund. Für die Leser bedeutet dies: Mit nur einem Ausweis können sie in beiden Einrichtungen Bücher und Medien ausleihen oder zurückgeben. Nun wollen die Bibliotheken ihre Software wieder trennen.
Für Bürger aus Geesthacht und Schwarzenbek sowie dem Umland, die ohnehin zwischen beiden Städten pendeln, ist das Angebot perfekt: Mit nur einem Bücherei-Ausweis können sie in beiden städtischen Büchereien Bücher, Filme, Spiele oder CDs ausleihen – und auch wieder zurückgeben.
Rückt der Abgabetag näher, ist es bisher egal, an welchem Ort die Bücher zurückgegeben werden. Sowohl in der Elbe-, als auch in der Europastadt stehen mittlerweile sogenannte digitale intelligente Bücherborde, die beim Hineinstellen eines Buches dies automatisch zurückbuchen. Der Rücktransport in die jeweilige Bücherei erfolgt dann per Kurier.
Stadtbücherei Schwarzenbek: Ausleihe und Rückgabe funktionieren automatisiert
Im Jahr 2020 wurde die Bücherei im Erdgeschoss des Rathauses neu eröffnet: Weil Brandschutzauflagen zu erfüllen waren, nutzte die Stadtverwaltung die Umbauarbeiten zu einer umfassenden Sanierung. 350.000 Euro kostete der Umbau, davon flossen knapp 150.000 Euro in neue Regale, Möbel, einen neuen Tresen sowie zwei Selbstverbucherterminals.
Zuvor mussten Leser ihre Bücher am Tresen bei den Mitarbeiterinnen ausleihen, seither funktionieren Ausleihe und Rückgabe automatisiert. Auch in Geesthacht wurden zur selben Zeit die Terminals und wenig später die intelligenten Bücherborde eingeführt.
Nur ein „Bruchteil“ der Leser nutzen bei Bibliotheken
Leser können online auch auf die Kataloge der Büchereien zugreifen, die in vielen Bereichen unterschiedliche Angebote haben – und diese bestellen. Zwar steht allen Büchereikunden in Schleswig-Holstein die Fernleihe zur Verfügung, das bedeutet, vor Ort nicht vorhandene Medien können in anderen Bibliotheken bestellt werden, was jedoch im Verbund der beiden Büchereien oft schneller ging.
Doch diesen Service nutzt von den mehr als 2000 Kunden der Bücherei nach Aussage von Büchereileiterin Patricia Fasheh nur „ein Bruchteil“. Und der Service ist teuer: Im Gegensatz zum landesweiten Verbund, wo Bestellungen aus anderen Bibliotheken mit einer Gebühr verbunden sind, ist der Service im Verbund von Geesthacht und Schwarzenbek kostenlos.
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Aktuell arbeiten beide Büchereien mit der Bibliothekssoftware Koha/LMSCloud. Als in den 1990er-Jahren die Büchereien landesweit von alten Zettelkästen auf ein EDV-System umgestellt wurden, wollte man Lizenzgebühren sparen: Mehrere Bibliotheken sollten sich eine Lizenz teilen, letztlich schlossen nur Geesthacht und Schwarzenbek einen Vertrag über die gemeinsame Softwarenutzung.
Doch laut Fasheh ist dies jetzt nicht mehr möglich. Der Grund: Das Onlinezugangsgesetz (OZG), das Bund, Länder und Kommunen verpflichtet, ihre Verwaltungsleistungen auch digital anzubieten und an dessen Umsetzung die Verwaltungen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Prioritäten arbeiten. „Mit nur einer gemeinsamen Softwarelizenz ist die Umsetzung nicht möglich“, erläutert Fasheh einen Grund für die Trennung von Geesthacht.
Per Handy oder Online die Jahresgebühr bezahlen
In beiden Einrichtungen geht man davon aus, dass sie im Zuge des OZG auch Online-Bezahlmöglichkeiten anbieten müssen. Zwar können bereits jetzt Kunden der beiden Büchereien bei der Ausleihe am Selbstbucher-Terminal mit ihrer EC-Karte Jahres- und Säumnisgebühren begleichen, doch nicht von Zuhause.
Genau das ist aber das Ziel des Onlinezugangsgesetzes: Kommunale Dienstleistungen wie Anträge, das Ausfüllen von Formularen sowie das Begleichen von Rechnungen online vom Computer oder Handy möglich zu machen. Für die Einrichtung von Epayment und der damit verbundenen Hinterlegung von jeweils einer Kontoverbindung pro Stadtbücherei sind aber zwei Software-Instanzen notwendig.
Die Trennung in zwei getrennte Instanzen soll beiden Büchereien aber auch mehr Spielraum bei der Weiterentwicklung der Angebote ermöglichen. Die einmaligen Kosten für die Umstellung der Stadtbücherei Schwarzenbek hat die Verwaltung mit rund 7000 Euro beziffert. Hinzu kommen jährliche Betriebskosten in Höhe von 1700 Euro. Dem stünden Einsparungen etwa beim Büchertransport zwischen beiden Bibliotheken gegenüber.
Der Beschlussvorschlag für die Mitglieder des Schwarzenbeker Sozialausschusses sah jedoch vor, Verbundangebote wie ein Ausweis für beide Einrichtungen und die kostenlosen Bestellungen in der Partnerbücherei wenn möglich aufrecht zu erhalten. Die Politiker vertagten jedoch eine Entscheidung. Wie es jetzt weitergehen kann, soll nun intern in den beiden Stadtverwaltungen besprochen werden.