Schwarzenbek. Vor 52 Jahren feierte die Klasse 10a der Realschule ihren Schulabschluss. Jetzt trafen sich die Absolventen zum Klassentreffen.
Als die Klasse 10a der Realschule im Jahr 1970 ihren Schulabschluss feierte, brachten Led Zeppelin und Deep Purple einen Hit nach dem anderen heraus. Aber bei der Abschlussfeier in der Schule an der Berliner Straße wurde damals andere Musik gespielt – nämlich ein Menuett von Johann Sebastian Bach und ein Stück von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Daran erinnerten sich die Absolventen schmunzelnd bei ihrem Klassentreffen in Schröders Hotel. Es sei alles sehr feierlich, aber auch sehr getragen gewesen, war auch noch nach mehr als 50 Jahren die einhellige Meinung.
„Wir hätten unser 50-Jähriges gerne schon im Jubiläumsjahr 2020 gefeiert, aber es war unmöglich wegen der Pandemie“, sagte Jochen Rösler. So hatte der 69-Jährige die ehemaligen Klassenkameraden zwei Jahre später eingeladen. Länger wollten die ehemaligen Realschüler das nicht aufschieben; das letzte Klassentreffen lag 25 Jahre zurück.
Viele Erinnerungen beim Klassentreffen in Schröders Hotel
Beim Treffen der ehemaligen Schüler, die mittlerweile im Seniorenalter sind, wurden viele Erinnerungen wach. So wechselten sie 1965 von der alten Marktschule in die Mittelschule – der späteren Realschule, für die der Grundstein 1963 gelegt wurde.
41 Schüler besuchten damals anfangs die Klasse 5a. Es war eng in den Klassenräumen, an manchen Tischen drängten sich drei Schüler. Die Schulkameraden in dieser Klasse kamen alle aus Schwarzenbek, Grove und Grabau. In den anderen Klassen wurden die Kinder aus den umliegenden Dörfern unterrichtet.
Viele lernten nach der Schule weiter
Unterricht hatten sie bei Horst Walschuss in Physik. Werner Urban, der vielen Schwarzenbeker auch als Hobbyarchäologe bekannt ist, unterrichtete damals Biologie, und bei Heinrich Hübner schrieben sie im Fach Deutsch Aufsätze und interpretierten Gedichte. 25 Schüler feierten dann am 4. Juli 1970 den Realschulabschluss und trafen sich für das obligatorische Foto auf der Treppe in Richtung Berliner Straße.
„Viele von uns lernten dann noch weiter“, erzählte Jochen Rösler. Er ging zum Technischen Gymnasium nach Mölln, denn er wollte Ingenieur werden.
In den 1970er-Jahren war Schwarzenbek eine boomende Stadt
Nebenbei engagierte er sich zusammen mit einigen seiner ehemaligen Realschul-Kameraden in der Europastadt. 1971 und 1972 trafen sie sich oft, um für ein Jugendzentrum in der Stadt einzutreten. Die Stadt wuchs damals nämlich schnell: In Nordost entstanden die ersten Hochhäuser, die Verbandsschule Nordost wurde gebaut, ebenso das Gymnasium an der Berliner Straße, das Gemeindezentrum St. Elisabeth, die Schwimmhalle, die Kasernen des Bundesgrenzschutzes, das Feuerwehrgerätehaus an der Lauenburger Straße und das Wohngebiet Sachsenwald zwischen der Elbinger Straße und dem Sachsenwaldring. In der Rülau entstanden eine neue Eigenheimsiedlung und zehn neue Straßen.
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Was jedoch fehlte, war ein Treffpunkt für die Jugendlichen. So ergriffen sie selbst die Initiative und forderten ein selbstverwaltetes Jugendzentrum. Sie schmiedeten Pläne dafür und gründeten den Verein Jugendzentrum Schwarzenbek e.V.. 1974 sammelten sie dafür mehr als Tausend Unterschriften. Mit Erfolg, denn noch im selben Jahr wurde ihnen von der Stadt das alte Feuerwehrgerätehaus an der Bismarckstraße als Jugendtreff zur Verfügung gestellt.
Erster Stadtjugendpfleger war Uwe Christiansen
„Der Kreisjugendpfleger schickte uns dann zwei Sozialarbeiter, die sich noch in Ausbildung befanden, damit sie sich bei uns vorstellen. Einer davon war Uwe Christiansen. Wir waren einverstanden mit ihm, und er blieb in Schwarzenbek“, erzählt Jochen Rösler. 1978 hatte Christiansen die Leitung des Jugendtreffs übernommen, ein Jahr später wurde er der erste hauptamtliche Stadtjugendpfleger der Stadt. Eine Tätigkeit, die der gelernte Schlosser bis 2007 ausübte.
Rösler ist übrigens nicht Ingenieur geworden, sondern Erziehungswissenschaftler. Viele Jahre war er bei der Stiftung „Das Rauhe Haus“ in Hamburg und beim Deutschen Kinderhilfswerk tätig.