Schwarzenbek. Schröders Hotel ist eines der traditionsreichsten Gebäude in Schwarzenbek. Hier gastierten schon Otto von Bismarck und Louis Armstrong.
Heute öffnen wir das sechste Türchen im Adventskalender unserer Zeitung und gehen in das altehrwürdige Gebäude an der Compestraße 6 in Schwarzenbek. Mit einer Hökerhandlung fing alles an. Das war um das Jahr 1800. Das Gebäude, ehemals ein Vorwerk (landwirtschaftlicher Gutshof), wurde im Laufe der Zeit mehrfach erweitert und daraus entstand irgendwann Mitte des 19. Jahrhunderts Schröders Hotel.
Wandel vom Hökerhandel zum Hotel
„Wann genau der Wandel von dem Handelsbetrieb zum Hotel war, lässt sich nicht mehr so genau sagen. Damals gehörte Schwarzenbek noch zu Altona, und die Akten schlummern irgendwo in den Archiven der Freien und Hansestadt“, sagt Hans Schröder. Der 45-jährige Schwarzenbeker ist Diplom-Betriebswirt für Tourismus, Hotel- und Gaststättenwesen. Er übernahm das Hotel vor 18 Jahren und führt das Haus in der mittlerweile fünften Generation.
Der erste Hans Schröder arbeitete 1851 an der Compestraße 6 in der Hökerhandlung, die ein Herr Vollrath betrieb. 1857 kaufte der Angestellte Hans Christian Heinrich Adolf Schröder die Hökerhandlung, nachdem er Vollraths Tochter geheiratet hatte. Er baute das Gebäude zu einer Gaststätte aus. Im heutigen Weinzimmer war damals das Petroleumlager. Seitdem ist das Haus in Familienbesitz.
Weinzimmer war diente als Petroleumlager
Und es hat eine bewegte Vergangenheit. Einer der prominentesten Gäste war Otto von Bismarck. Der „Eiserne Kanzler“ war der erste Kanzler des Deutschen Reiches und bekam für seine Verdienste um die Reichsgründung von Kaiser Wilhelm I. den Sachsenwald geschenkt. Das war im Jahr 1871.
Bismarck erkundete die Umgebung gern zu Pferd mit seinen Doggen und machte bei seinen Ausritten immer wieder in Schröders Hotel Station. „Die Geschichte ist in unserer Familie überliefert. Er kam unregelmäßig, kehrte dann zu einem Mittagessen ein und legte sich danach gern zur Ruhe. Die Bratkartoffeln in unserem Haus waren schon damals legendär. Er bekam immer das Zimmer Nummer fünf, weil dort das größte Bett stand. Er soll ein stattlicher Mann gewesen sein“, berichtet der Hotelier.
Louis Armstrong liebte die Bratkartoffeln
Ein weiterer prominenter Gast war Jazz-Legende Louis Armstrong (1901-1971). Ende der 1950er-Jahre gab der Musiker ein Konzert in Hamburg und machte auf dem Weg nach Lübeck über die Bundesstraße 207 Station in Schröders Hotel. „Die Brücke gab es damals noch nicht, die Bahnlinie teilte den Ort, und die Durchreisenden kamen direkt bei uns vorbei. Die Bratkartoffeln haben ihm wohl genauso gut geschmeckt wie lange zuvor Otto von Bismarck“, berichtet Hans Schröder. Später nahm Armstrong eine Werbe-Single mit dem Titel der „Der treue Husar“ auf, in dem im Refrain „in Schwarzenbek, in Schwarzenbek“ zu hören ist.
Briten verheizten die Veranda
Heute hat Schröders Hotel 20 Zimmer mit 30 Betten. Erstmals tauchte der Name Schröders Hotel 1889 in einem Testament auf. Nach und nach wurde das Haus erweitert, es entstanden die Veranda und der kleine Saal. Es gab aber auch Rückschläge: In den 1950er-Jahren musste die ehemals hölzerne Veranda erneuert werden – aus einem eher kuriosen Grund: Bei Kriegsende 1945 beschlagnahmten die britischen Besatzungstruppen das Hotel, in dem nun Soldaten untergebracht wurden. Da Brennmaterial damals knapp war, wurde die komplette Veranda von ihnen nach und nach verheizt.
„Wir waren häufig unserer Zeit voraus. Schon vor 100 Jahren hatten wir einen separaten Baderaum für die Gäste. Das Wasser wurde mit Abwärme aus der Küche erhitzt. Absoluter Luxus damals“, erzählt der Hotelier.