Schwarzenbek. Sommerfest der Eisenbahnfreunde Schwarzenbek lockte etwa 4000 Besucher in die Hallen an der Röntgenstraße in Schwarzenbek.
Mit etwa 4000 Besuchern am vergangenen Wochenende kommen die Schwarzenbeker Eisenbahnfreunde in Bereiche, über die sich auch die Organisatoren so mancher Gewerbeschau freuen würden. Doch bei den Modelleisenbahnern war es nur das Sommerfest, das aber mit den zahlreichen Verkaufsständen durchaus einer Messe ähnelte, auch wenn es überall nur um Modellbau ging. Dazu kamen Livemusik, Fahrten mit der Feldbahn, Hüpfburg, Essen und Getränke sowie natürlich die Modelleisenbahnen auf rund 900 Quadratmeter Fläche.
Verein Eisenbahnfreunde Schwarzenbek hat 244 Mitglieder
„Hier habe ich meine Ruhe, kann abschalten und selber kreativ etwas umsetzen“, sagt Philipp Sell. Der 14-jährige Schwarzenbeker ist einer der jüngsten Modellbauer des Vereins, der 244 Mitglieder zählt. René Klimpel (53) ist dem Verein beigetreten, als seine Anlage einem Ankleidezimmer seiner Frau weichen musste. Sein Bahnhof Trossingen hat eine Kantenlänge von drei Metern.
Auf dem Modul im U-Format hat er seine eigene Welt kreiert. Damit die Reisenden auch ihre Autos parken können, gibt es beispielsweise Parkplätze. „Man kann natürlich fertige Parkbuchten kaufen, das kostet aber alles Geld. Günstiger ist es, die Markierungen mit einem weißen Edding selber zu malen“, berichtet Klimpel. „Das Modul gibt es als Bausatz zu kaufen. Den Bahnhof aber, so wie er hier steht, gibt es nur einmal“, sagt der Schwarzenbeker.
„Das anzuschauen, tut dem Auge und der Seele gut“
„Ich habe auch noch zu Hause eine Anlage, aber wenn ich Züge fahren lassen möchte, komme ich hierher“, sagt Joachim Gabriel (69) aus Zarrentin. Seine Motivation beschreibt er so: „Wir bauen uns hier die Welt so, wie wir sie gerne hätten. Es gibt keine Panzer und keine Kriege, sondern einfach heile Welt. Das anzuschauen, tut dem Auge und der Seele gut.“
Platz ist genug: In mehreren ehemaligen Gewerbehallen stehen für die Modelleisenbahner auf 900 Quadratmeter Flächen bereit. Es gibt Hallen für die Spur N sowie die Spur H0, jeweils mit Gleich- (DC) und Wechselstrom (AC). Hinzu kommen Arbeitsplätze für Elektro- und Modellarbeiten, eine eigene Holzwerkstatt, Lagerflächen für Module und Materialien, Küche und Sanitärräume sowie ein eigener Lokschuppen für die Feldbahn.
Feldbahn fuhr mit drei Loks rund um das Gelände
Mehr als 600 Meter Schienen sind auf dem Gelände der Eisenbahnfreunde an der Röntgenstraße 24. Ein paar Hundert Meter kamen am Wochenende noch hinzu, die provisorisch auch vor den Hallen verlegt wurden, um den vielen Besuchern mit drei Loks Touren rund ums Vereinsheim anzubieten. Denn auch auf der Rückseite der Hallen warteten Attraktionen: Dort hatten befreundete Modellbauer einen Schiffs- und einen Autoparcours mit RC-Modellen angelegt.
Wie viel Geld in einzelnen Anlagen steckt, darüber sprechen die Eisenbahnfreunde höchstens mal vage und hinter vorgehaltener Hand. „Das kann schon mal in den Bereich eines Kleinwagens gehen“, verrät Ingo Carstens. Der 70-jährige Hamburger ist der Mann fürs Feine. „Vor Corona war ich regelmäßig Tanzen. Das ging in der Pandemie nicht mehr, da habe ich mir ein neues Hobby gesucht, habe den Märklin Freefall der Eisenbahnfreunde wieder gangbar gemacht.“ Dabei handelt es sich um das Modell eines Jahrmarktfahrgeschäftes, das mit LEDs beleuchtet ist. „Ich liebe es, filigran zu arbeiten. Ich gestalte und verschönere hier deshalb auch gern Landschaften“, berichtet der Hamburger, der sich auch für Containerbrücken begeistern kann.
Containerbrücke aus Nürnberg landet im Hamburger Hafen
Die Containerbrücke aus Moorfleet steht deshalb nun auch bei den Eisenbahnfreunden – zumindest im Format 1:87. „Die Brücke gab es im Bausatz. Man muss beim Bauen immer ein paar Schritte weiterdenken, sonst hat man es ganz leicht, dass Teile hinterher nicht passen“, berichtet der 70-Jährige, der unter anderem drei Meter Kabel verlegt hat, um seiner Be- und Entladeszenerie Leben einzuhauchen. Neue Pläne gibt es auch schon, demnächst will er eine zweite Containerbrücke bauen. Den Bausatz hat er schon ausgeguckt, es handelt sich um eine Brücke die eigentlich in Nürnberg steht. Carstens will sie aber so umgestalten, dass sie aussieht wie eine im Hamburger Hafen, inklusive der passenden Farben.