Lauenburg. Elbwasser soll über Land in die 65 Kilometer entfernte Trave fließen. Hinter dieser kuriosen Aktion steckt ein ernster Gedanke.
Wasser aus der Elbe in die Trave pumpen – das klingt im ersten Moment wie ein Schildbürgerstreich. Doch dahinter steckt ein ehrgeiziger Plan: Wenn es gelingt, Feuerwehrschläuche auf einer Länge von 65 Kilometern so miteinander zu verbinden, dass Wasser fließen kann, ist das ein neuer Weltrekord. Die Jugendfeuerwehren aus den Kreisen Herzogtum Lauenburg, Stormarn, Segeberg, Ostholstein und der Hansestadr Lübeck wollen am Sonnabend, 7. Oktober, den aktuellen Bestwert von 46 Kilometern knacken.
Wenn alles klappt, wird der längste Feuerwehrschlauch der Welt entlang des Elbe-Lübeck-Kanals von Lauenburg bis Lübeck reichen. Der Rekordversuch war erfolgreich, wenn die ersten Tropfen aus der Elbe in die Trave fließen. Zwei Versuche sind erlaubt. Entlang des Kanals sorgen zusätzliche Pumpen dafür, dass das Wasser nicht erst viele Stunden später in Lübeck ankommt. Das verstößt übrigens nicht gegen die Regel, sondern war im vergangenen Jahr auch den amtierenden Weltrekordlern aus dem ostbayerischen Landkreis Schwandorf erlaubt.
Beim Schlauchlegen sitzt jeder Handgriff
Dass die Mädchen und Jungen der Lauenburger Jugendfeuerwehr das Schlauchlegen derzeit besonders fleißig trainieren, liegt auf der Hand. Schließlich beginnt die Challenge an der Lauenburger Schleuse, und somit sind alle Augen zu Beginn der Aktion auf sie gerichtet. Kein Wunder, dass alle konzentriert bei der Sache sind, als Jugendgruppenleiterin Magdalena Fechner die entsprechenden Kommandos gibt. In wenigen Minuten sind die Schläuche ausgelegt, alle nach einem bestimmten System. Auch das Koppeln läuft wie am Schnürchen.
Die Gruppenleiterin pocht trotzdem auf die Zeit. Im Ernstfall zählt schließlich jede Sekunde. Dann ist es geschafft. Das Kommando „Wasser marsch!“ ist diesmal nicht ernst gemeint, denn auf dem Übungsplatz am Katastrophenschutzzentrum sind Trockenübungen angesagt. „Wir trainieren ab und zu aber auch im Gelände, dort können wir den Ernstfall besser simulieren“, sagt Thomas Hampicke, Jugendwart der Lauenburger Feuerwehr. Er ist sich sicher, dass seine Schützlinge alles geben werden, um mit den anderen Jugendfeuerwehren den Weltrekord nach Norddeutschland zu holen.
Die Hälfte der Mitglieder sind Mädchen
Die Lauenburger Jugendfeuerwehr hat derzeit 24 Mitglieder im Alter von zehn bis 18 Jahren. Die Hälfte von ihnen sind Mädchen. Jeden Freitag, außer in den Ferien, trainieren die Nachwuchsretter von 17 bis 19 Uhr, meist vor dem Katastrophenschutzzentrum an der Reeperbahn. Kinder und Jugendliche, die auch gern bei der Jugendfeuerwehr mitmachen würden, können an den Übungsabenden gern vorbeischauen. „Sie lernen hier im Prinzip alles, was die aktive Wehr können muss. Dazu gehören Löschangriffe, Gerätekunde und Menschenrettung“, sagt der Jugendwart.
Was mindestens genauso wichtig ist: Kommandos ohne Diskussion zu befolgen – und vor allem, sich aufeinander verlassen zu können. „Kameradschaft und Respekt sind das A und O. Wer das nicht akzeptiert, hat bei der Feuerwehr nichts verloren“, sagt Thomas Hampicke. Der 44-Jährige kümmert sich seit 2011 um den Nachwuchs der Lauenburger Retter. Mit Erfolg: Über die Hälfte der Mitglieder der Jugendfeuerwehr wechseln später in die aktive Wehr.
Am 9. September ist die große Generalprobe
Zusammenarbeiten und sich aufeinander verlassen ist der Hintergrund des Weltrekordversuches am 7. Oktober. Feuerwehren arbeiten im Ernstfall auch über Kreisgrenzen hinweg. Das müssen die Jugendfeuerwehren auch, wenn sie ihr Ziel erreichen wollen. 120 Jugendfeuerwehren haben sich für die Challenge angemeldet. Wenn sie erfolgreich sein wollen, müssen sich mehr als 1000 Kinder und Jugendliche abstimmen und die Aktion koordinieren. Natürlich werden sie dabei nicht allein gelassen. Viele Mitglieder der aktiven Wehren haben sich als Betreuer gemeldet.
In Lauenburg steigt derweil die Aufregung. „Am 9. September ist eine Generalprobe angesetzt. Da üben wir mit anderen Jugendfeuerwehren das Zusammenspiel“, sagt Gruppenleiterin Magdalena Fechner. Die Lauenburger Nachwuchsretter sind zuversichtlich, dass der Rekordversuch gelingt. „Das ist eine aufregende Sache. Einen Weltrekord holt man ja nicht jeden Tag. Schön, dass ich dabei sein darf“, freut sich Emelie Posekardt. Die Zehnjährige will bis dahin auf jeden Fall noch fleißig alle Handgriffe üben.
Jugendfeuerwehren auf der Jagd nach Weltrekorden
Läuft alles wie geplant, gibt es für alle Beteiligten einen Eintrag in das dicke Buch des Hamburger Rekord-Instituts für Deutschland (RID). Das wäre dann übrigens nicht der erste dort festgehaltene Rekord von Jugendfeuerwehren. Die Jugendfeuerwehr Ellwangen stellte am 3. November 2018 einen im wahrsten Sinne des Wortes einen brandheißen Rekord auf. Aus mehr 8000 Fackeln erstellte sie das größte Feuerbild der Welt.
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Drei Jahre zuvor konnte sich die Deutsche Jugendfeuerwehr im Rekordebuch verewigen: Mit mehr als 3000 Teilnehmern reichte es für die „größte tanzende Jugendfeuerwehr der Welt“. Im Oktober 2011 wurde im Heidepark Soltau ein neuer Guinness Weltrekord der Jugendfeuerwehren aus verschiedenen Bundesländern aufgestellt. Insgesamt strömten 9863 Jugendliche in ihren Uniformen in den Freizeitpark. Die Vorgabe vom Guinness Buch der Rekorde von 5000 Teilnehmern wurde somit weit übertroffen.