Reinbek. In der Energiewende nimmt die Zahl der Photovoltaikanlagen rasant zu. Bürger sorgen sich. Die Feuerwehr hat eine klare Meinung.

Sie stehen ständig unter Strom. Wenn sie einmal in Brand geraten sind, stellen sie die Feuerwehren deshalb vor eine besondere Herausforderung: Photovoltaikanlagen. Das weiß auch der Reinbeker Gemeindewehrführer Oliver Selke. Es ist ein Thema, das zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Denn in Deutschland nutzen immer mehr Unternehmen und private Haushalte Sonnenenergie zur Stromerzeugung. Laut Statistischem Bundesamt waren im März 2023 gut 2,6 Millionen Photovoltaikanlagen auf Dächern und Grundstücken installiert. In Schleswig-Holsteinern nutzt jeder Fünfte Sonnenenergie. Erfasst werden bei der Zählung alle Photovoltaikanlagen, die in die Netze der öffentlichen Versorgung einspeisen und über einen Stromzähler verfügen, der die eingespeisten Strommengen misst. Kleinere Anlagen wie etwa die sogenannten Balkonkraftwerke müssen insofern noch hinzugezählt werden.

Solaranlagen auf dem Dach – die unterschätzte Gefahr?

Mit steigender Zahl der Anlagen nimmt die Sorge vieler zu, dass von den Solaranlagen eine erhöhte Brandgefahr ausgehe. Gemeindewehrführer Oliver Selke relativiert das. „Von der Anlage geht keine erhöhte Gefahr aus“, sagt er. Wenn die Panele richtig gesteckt seien, könne nichts passieren. Gefahr bestünde bei fehlerhafter Verkabelung oder Erdung sowie der Beschädigung von Kabeln bei der Anbringung. Voraussetzung sei allerdings immer eine fachgerechte Montage. Selke empfiehlt daher einen Gegencheck durch eine Elektrofachkraft. Das gelte ebenso für Balkonsolaranlagen, die jeder Käufer allein anbringen könne.

Wenn jedoch ein Brand im Dachstuhl ausbricht und auf dem Solarenergie über Module gewonnen wird, steht die Feuerwehr vor besonderen Herausforderungen. „Solange es draußen hell ist, liefern die Module Strom“, erklärt Selke. Daher müsse im Brandfall sofort der Notausschalter betätigt werden. Meist seien diese im Keller oder im Technikraum, Selke empfiehlt den Notausschalter außen am Haus zu Installieren. Er selbst habe außerhalb seines Hauses sogar einen Plan aufgehängt, der den Weg in seinen Keller zum Schalter und zum Stromspeicher aufzeige.

Solaranlagen auf dem Dach – Module aus Glas noch sicherer

Module aus reinem Glas seien noch sicherer sind, als solche, die auf der Unterseite eine Kunststofffolie haben, da diese schmelzen oder sogar brennen kann. Sobald die Panele vom Strom getrennt wurden, können die Löscharbeiten beginnen. Die Gefahr für die Einsatzkräfte liegt darin, dass Panele splittern können und Splitter umherfliegen. Da zudem auch nach Trennung vom Netz bei Tageslicht noch Strom auf den Modulen sitzt, muss mit einem entsprechenden Abstand gelöscht werden, der sicherstellt, dass das Wasser den Strom nicht leiten kann.

Gemeindewehrführer Selke sagt: „Die Menschen müssen keine Sorge haben, Photovoltaikanlagen haben keine erhöhte Brandgefahr, nur das Löschen stellt besondere Anforderungen“. Sein Nachbar Dirk Jahn hat ebenso seit Kurzem eine Solaranlage. Er sagt: „Ich habe noch nie Sorge gehabt, dass von der Photovoltaikanlage ein erhöhtes Brandrisiko ausgeht“. Wichtig sei es jedoch, Vorsorge für den Brandfall zu treffen. Und so empfiehlt Selke: Abstände zu Nebengebäuden bei Doppel- und Reihenhäusern einhalten, Pläne für die Feuerwehr bereithalten, Zugänge und Platz für Löscharbeiten freihalten, Hinweisschilder installieren.

Zudem sollten regelmäßige Wartungen durch einen Fachbetrieb durchführt werden. Rauchmelder zu installieren sei auch in Nicht-Pflichtbereichen sinnvoll. Selke hat sogar einen in seinem Carport, dort, wo die Wallbox hängt. Vor allem das Entfernten sogenannter Brandlasten sei wichtig. Denn wo nichts Brennbares lagert, kann nichts brennen. Ein guter Grund, den Dachboden und den Keller mal wieder aufzuräumen.