Lauenburg. Das Wasser hatte sich zunächst über lange Zeit unbemerkt im Gebäude ausgebreitet. Der Schaden ist riesig – und das in der Saison.
Es ist ein Albtraum für jeden Gastronom: Mitten in der Saison, bei schönstem Wetter, muss das Restaurant mit Sommerterrasse schließen. Nicht etwa, weil Gäste ausbleiben oder Personal fehlt, sondern weil ein Rohrbruch den Betrieb zum Erliegen bringt. „Wann wir wieder öffnen können, ist derzeit völlig unklar“, sagt Thomas Prantner, Betreiber des Restaurants Elbterrasse im Fürstengarten.
Welche Katastrophe sich da anbahnte, blieb lange im Verborgenen. „Wir haben uns lediglich über die außergewöhnlich hohe Wasserrechnung gewundert. Das konnten wir uns zunächst überhaupt nicht erklären“, sagt Prantner. Er betreibt das Restaurant Elbterasse seit April 2019.
Wünschelrutengänger stellt Wasserrohrbruch fest
Schließlich tauchte hier und da eine feuchte Stelle an den Wänden auf, ohne, dass sich die Ursache dafür finden ließ. Nach vielem Hin und Her engagierte Prantner einen Wünschelrutengänger. „Das ist kein Hokuspokus. Der Mann sagte, dass die Quelle des Wasserverlustes hinter der Wand direkt an der Theke zu finden sei“, erzählt der Gastronom.
Das Urteil des Wünschelrutengängers bestätigte sich, als eine Fachfirma die Wand genau an dieser Stelle öffnete. „Ein Wasserrohr war gebrochen. Es stellte sich heraus, dass es nicht nur in diesem Bereich, sondern im gesamten Gastraum, der Küche und dem Veranstaltungsraum hinter der Wandverkleidung komplett unterspült war“, sagt Prantner. Nach dem Ergebnis eines ersten Gutachtens und der letzten Wasserrechnung geht er davon aus, dass etwa 350.000 Liter über längere Zeit unbemerkt ausgelaufen sind.
Thomas Prantner: „Es blieb nur die Schließung“
Die Entscheidung, das Restaurant mitten in der Saison zu schließen, sei ihm nicht leicht gefallen. „An schönen Tagen ist die Terrasse immer voll. Und auch sonst konnten wir uns nach der langen Durststrecke wegen Corona in diesem Jahr nicht beklagen. Aber der Schaden war zu groß, um warten zu können. Es blieb nur die Schließung“, bedauert er.
Mittlerweile ist der Gastraum komplett ausgeräumt. Die Tische und Stühle von der Terrasse lagern unter dem Vordach des Restaurants. Im Inneren des Gebäudes hat eine Fachfirma von den Wänden Tapeten und Verkleidungen komplett entfernt. Auch der Fußboden hatte sich mit Wasser vollgesogen und musste entsorgt werden. In den nächsten Tagen kommen hier Trocknungsgeräte zum Einsatz.
Tafeln der Schützenkönige blieben unbeschädigt
Die Geschichte der Elbterrasse ist – gemessen an der vieler anderer Gebäude in der Stadt – relativ jung. Im Jahre 1979 bezog die Lauenburger Schützengilde das Gebäude im Fürstengarten mit der Schießanlage nebenan. Im April 2019 verpachteten die Schützen ihr Lokal an Thomas Prantner. Der Handelsregistereintrag der Restaurant Elbterrasse Betriebsgesellschaft mbH trägt das Datum 16. Januar 2019.
Der Hamburger Unternehmer modernisierte damals nicht nur den Gaststättenbereich, sondern auch den Raum für die Zusammenkünfte der Gilde. Natürlich fanden die Pokale und der hölzerne Stammtisch sowie die historischen Tafeln der Lauenburger Schützenkönige seit 1666 dort wieder ihren Platz. „Zum Glück ist durch das Wasser nichts davon beschädigt worden“, sagt Prantner.
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Schaden wird über die Versicherung reguliert
Dass ihn die Schließung des Restaurants in wirtschaftliche Bedrängnis bringt, fürchtet der Unternehmer nicht. „Zum Glück sind wir für solche Fälle versichert“, sagt er. Das hat auch zur Folge, dass die festangestellten Mitarbeiter ihr Gehalt weiter bekommen. „Es werden alle Hände gebraucht, um die Einrichtung hin und her zu räumen und später den Betrieb wieder anlaufen zu lassen“, sagt er.
Diese Sorge hatte ihn am meisten umgetrieben. Schließlich weiß er aus eigener Erfahrung, dass Gastronomen heutzutage viel Mühe aufwenden müssen, um sich gegen den Personalmangel in der Branche zu behaupten. „Ich bin sicher, dass wir mit der Wiedereröffnung dort weitermachen können, wo wir notgedrungen aufhören mussten“, meint der Unternehmer.
Altbewährtes Konzept wird beibehalten nach Wiedereröffnung
Große Änderungen im Gestaltungskonzept des Restaurants will Thomas Prantner nicht vornehmen. Das Konzept der gutbürgerlichen Küche und des modern interpretierten Landhausstils kommt bei den Gästen offenbar an, wie den Google-Bewertungen zu entnehmen ist.
Besonders beliebt ist das Restaurant Elbterrasse bei Hochzeitsgesellschaften. Schließlich bietet sich der angrenzende Fürstengarten für romanische Fotoshootings geradezu an. „Ich denke, dass ich für Anfang nächsten Jahres wieder zusagen kann“, stellt Prantner in Aussicht.
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