Lauenburg. Lauenburg vor 40 Jahren Redakteur der Lauenburgischen Landeszeitung kontert mit einer Glosse

Die Wirtschaftswunderjahre waren vorbei, nun ging es um neue Themen – politische Mitbestimmung und Umweltschutz rückten in den Blickt. Für unsere Serie „Lauenburg vor 40 Jahren“ blättern wir in loser Folge in den Ausgaben der Lauenburgischen Landeszeitung.

Respekt, Kollege!

Nicht selten geraten Lokalredakteure zwischen die Fronten. So erging es auch unserem damaligen Kollegen Klaus Koch, der vor 40 Jahren die Generalversammlung der Lauenburger Schützengilde besuchte. Der Abend begann harmlos. Karl Heinz Wulff wurde als Oberst einstimmig wiedergewählt. Sogleich verkündete er unter tosendem Beifall: „Der Königsschuss wird 1978 im Fürstengarten fallen, so wahr ich hier stehe!“ Er habe sich übrigens auch nur deshalb wiederwählen lassen, weil er die vor Jahren übernommene Aufgabe, nämlich den Bau des Schießstandes im Fürstengarten, mit „besten Kräften zu Ende führen“ wolle.

Doch der Abend sollte noch eine Wendung nehmen. Bereits Tage zuvor war die Diskussion um den damaligen Bürgermeister Dieter Wollenberg hochgekocht. Die CDU-Fraktion meinte, das Verhältnis des parteilosen Verwaltungschefs gegenüber der Bevölkerung müsse sich ändern. Diese Ansicht spaltete nicht nur die Politik, sondern auch die Schützenbrüder. Jede Seite versuchte, den Redakteur für sich zu gewinnen. Klaus Koch konterte am 1. Februar 1978 mit einer Glosse, in der er über den Fortgang der Generalversammlung berichtete:

Dreimal „Gut Schuß!“

Sinn und Zweck der Schützen ist es, zu schießen. Zumeist schießen sie mit Kleinkalibergewehren auf Scheiben, und zwar auf einem Schießstand. Während eines geselligen Beisammenseins oder während der Generalversammlung wird üblicherweise nicht geschossen. Nun weiß jeder, daß ein Schnaps gut für die Verbesserung der Schußleistung ist. Zwei „Kurze“ mögen noch angehen, aber drei sind schon zuviel. So ist es auf dem Schießstand.

Nicht so im Hotel, wo ja nicht geschossen wird. Dort kommt es auf einen mehr oder weniger nicht an. Und so hallte es auch fröhlich durch den Saal im Hotel Stappenbek: „Gut Schuß! Gut Schuß! Gut Schuß!“ Auf einem Bein kann man ja nicht stehen und so jung kommen wir nicht wieder zusammen. Und unter diesem Ritual wurde bis 23 Uhr die Tagesordnung abgehakt. Dann kam der Punkt „Verschiedenes“. Inzwischen waren auch ein paar Bierchen zu Korn und Jägermeister gekommen. Man war froh, man war in Fahrt. Recht so!

Doch dann verwechselten viele Schützen den Schießstand mit dem Hotel. Sie schossen. Sie schossen auf den Bürgermeister, der nicht anwesend war. Er habe Schwierigkeiten gemacht beim Bau des Schießstandes und so. „Dreimal Gut Schuß!“ Eine weitere Runde. „Das muß alles in die Zeitung“, sagte das Contra-Wollenberg-Batallion. „Das darf alles nicht in die Zeitung“, sagte die Pro-Wollenberg-Kompanie.

Wie der geneigte Leser mit diesen Zeilen erkennt, kommt es nicht in die Zeitung. Denn die Zeitung ist der Meinung, daß auf dem Schießstand geschossen wird. Wenn aber im Hotel abgedrückt wird, unter Zuhilfenahme von viel Zielwasser, dann ist das Privatangelegenheit. Liebe Schützenbrüder, die Zeitung hofft, daß wir uns so verstehen.

Klaus Koch

Kleiner Nachtrag: Wir wissen leider nicht, ob es bei der Gilde damals schon die Tradition gab, während des Schützenfestes „Sünder“ in den Schlossturm zu sperren. Wenn ja, hatte sich der ehemalige Kollege mit dieser Glosse ganz bestimmt einen Platz im Turm gesichert.