Lauenburg. Luftfiltersysteme könnten Restaurants helfen, wenn die Inzidenzen wieder steigen. Dabei wird auf staatliche Hilfe gehofft.
Wenn am Wochenende das Wetter mitspielt, gibt es ohne Reservierung kaum eine Chance im Außenbereich des Restaurants Elbterrasse einen freien Platz zu ergattern. So ginge es den meisten seiner Kollegen in Lauenburg, sagt Gastronom Thomas Prantner. Zumindest jenen, die die beiden Lockdowns in der Corona-Pandemie wirtschaftlich überlebt haben.
Doch Prantner ist Realist. „So wie das Sommerwetter nicht ewig bleibt, sieht es auch für die niedrigen Inzidenzzahlen aus. Wenn ich die Nachrichten von immer neuen Virusvarianten höre, dann ahne ich nichts Gutes für den Herbst“, sagt er. Er glaubt zu wissen, was dann passieren wird. „Das Einzige, was den Verantwortlichen bei steigenden Inzidenzwerten wieder einfallen wird: Wir sollen schließen.“
Vier Luftfiltersysteme werden benötigt, Kosten: 10.000 Euro
Er hält mit seiner Meinung dazu nicht hinter dem Berg. „Das macht die Gastronomie in Deutschland dann komplett kaputt. Wer nicht wirtschaftlich in die Knie gezwungen wird, der kann einpacken, weil sich dann auch die treuesten Mitarbeiter was anderes suchen werden“, ist er überzeugt.
Thomas Prantner ist kein Mensch, der einfach nur abwartet. „Natürlich habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich im Restaurant meine Gäste und Mitarbeiter schützen kann“, sagt er. Informiert hat er sich über Luftfiltersysteme, um die Virenlast in geschlossenen Räumen deutlich zu verringern und damit das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Vier solcher mobilen Geräte bräuchte er, etwa 10.000 Euro müsste er dafür in die Hand nehmen.
Luftfiltersysteme für Gastronomie sollten gefördert werden
Bisher scheut er diese Investition allerdings. „Jetzt schaffe ich die Geräte an und dann muss die Gastronomie wieder als erstes komplett dicht machen, ohne dass jemand fragt, welche Vorsorge wir getroffen haben“, fürchtet er. Außerdem gebe es bisher keine verlässlichen Aussagen darüber, ob und in welcher Höhe die Anschaffung von Luftfiltersystemen gefördert wird.
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Die fehlenden Rahmenbedingungen einer solchen Förderung wären aus seiner Sicht wirtschaftlicher Unsinn. „Da werden Unsummen an Corona-Hilfen ausgeschüttet, die für den einzelnen oft nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind. Anstatt zu überlegen, wie man sinnvolle Anschaffungen finanziell fördert, damit die Betriebe weiterlaufen können“, ärgert er sich.
Fraunhofer Institut bestätigt Sinn des Einsatzes von Luftfiltern
Er wisse zum Beispiel von vielen Inhabern kleinerer Gastronomien, dass sie sich gern Luftfiltersysteme anschaffen würden, es sich aber nicht leisten können, diese aus eigener Tasche zu bezahlen. „Das macht doch überhaupt keinen Sinn. Wir Gastronomen brauchen verlässliche Aussagen, was wir tun können, um einer drohenden Schließung auch bei wieder steigenden Infektionszahlen entgegenzuwirken und wie man uns dabei helfen will“, fordert er.
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Auf Initiative des Verbandes der Bayerischen Wirtschaft und des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Bayern hat das Fraunhofer Institut Ende vergangenen Jahres untersucht, wie eine Reduzierung des Ansteckungsrisikos in Innenräumen gelingen kann. Das Ergebnis der Studie wurde zu Beginn dieses Monats veröffentlicht.
Nach zweistündigem Betrieb 99 Prozent geringere Virenkonzentration
Demnach wären Luftreinigungstechnologien durchaus geeignet, Corona-Viren zu entfernen oder zu inaktivieren. Dafür müssten allerdings bestimmte Qualitätskriterien erfüllt sein, welche die Wissenschaftler auch genau definieren. Wurden in den Versuchen diese Kriterien beachtet, konnte bei einem zweistündigem Betrieb der Geräte eine bis zu 99 Prozent geringere Virenkonzentration nachgewiesen werden.
Prantner hofft, dass sich bei den Entscheidungsträgern in Bund und Ländern die Einsicht breit macht, dass es möglich ist, gastronomische Betriebe auch in Zeiten der Pandemie weitgehend sicher zu betreiben, wenn entsprechende Vorkehrungen getroffen werden.
Jedem dritten Hotel- und Gastrobetrieb droht die Pleite
Im April hatte der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband gewarnt, dass von den 223.000 Hotel- und Gastronomiebetrieben schon jetzt coronabedingt 70.000 die Pleite drohe - also jedem dritten Betrieb.