Lauenburg. Lauenburg wächst und damit auch die Zahl der Grundschulkinder. Warum die Weingartenschule jetzt die Reißleine zieht.

Lauenburg wächst, neue Wohnbaugebiete machen vor allem jungen Familien die Schifferstadt schmackhaft. Doch die Infrastruktur kommt nicht hinterher. Die Weingartenschule platzt bereits aus allen Nähten. Laut Raumbedarfsplanung fehlen der einzigen Grundschule der Stadt 2000 Quadratmeter Fläche für ihre derzeit rund 500 Schüler. Und die Situation spitzt sich weiter zu. Berechnungen haben ergeben, dass die ABC-Schützen im Schuljahr 2024/2025 wohl in sechs Klassen eingeschult werden. Aber nur vier Klassen verlassen die Schule, weil die Kinder in die weiterführenden Schulen gehen.

Das könne so nicht gut gehen, heißt es vonseiten der Stadt. Die Verwaltung schlägt der Politik deshalb vor, eine Kapazitätsbeschränkung zu beschließen. Mit anderen Worten: Nicht alle Eltern, die ihre Sprösslinge in der Weingartenschule anmelden, können damit rechnen, eine Zusage zu bekommen. Über die Beschlussvorlage berät der Ausschuss für Bürgerangelegenheiten in der Sitzung am Dienstag, 18. Juli.

Umbau der Weingartenschule ist geplant

Im Oktober 2018 beschloss die Politik einen Masterplan für die einzige Grundschule der Stadt. Das alte Schulgebäude aus dem Jahr 1881 soll so umgebaut werden, dass dort zeitgemäßer Unterricht möglich ist. Für den Neubautrakt wird das heutige Büchereigebäude abgerissen. Außerdem hat die Stadt das angrenzende Wohnhaus gekauft, das ebenfalls weichen muss, um Platz für den zweiten Neubautrakt zu haben. Dort wo jetzt die Bücherei ist, soll ein großzügiger Eingangsbereich mit Mensa entstehen und eine Verbindung zwischen Altbau und Neubau schaffen. Rund 13 Millionen Euro waren für das Projekt ursprünglich kalkuliert. Mittlerweile gehen die Planer von der doppelten Summe aus.

Ehe überhaupt mit den Arbeiten an der Schule begonnen werden kann, muss der Teil abgerissen werden, in dem sich jetzt die Bücherei befindet. Dies jedoch kann erst passieren, wenn das neue Medienzentrum fertig ist. Weil die Arbeiten im ehemaligen Stappenbeck so gut vorangehen, sieht es so aus, dass der Fertigstellungstermin Herbst dieses Jahres gehalten werden kann. Dann zieht die Bücherei in ihr neues Domizil. Unmittelbar danach soll der Schulumbau beginnen.

Es fehlt nicht nur an Platz, auch an Lehrkräften

Die Stadt hat der Entwicklung an der Weingartenschule auch bisher nicht tatenlos zugeschaut. Mehr als eine Million Euro kostete das Nebengebäude aus Containern, das im Oktober 2021 an der Fischerkoppel aufgestellt wurde. Diese Module ergeben zusammen moderne Unterrichtsräume, die festen Schulgebäuden in nichts nachstehen. Es gibt schnelles Internet, moderne Präsentationstechnik, hygienische Sanitärräume und viel Licht durch die großen Fenster.

Die Probleme an der Weingartenschule löst der Modulbau trotzdem nicht. Zum einen ist es nach wie vor eng. Zum anderen mangelt es an der Schule nicht nur an Platz, sondern auch an Lehrkräften, um den Ansturm auf die Schule zu bewältigen. Im März dieses Jahres berichtete Leiterin Nadine Lenz im Ausschuss über die personelle Situation an der Schule. Demnach waren zu diesem Zeitpunkt im Grundschulbereich elf Stellen offen. Im Förderzentrum waren fünf Stellen nicht besetzt. Auch in dieser Beziehung setzt die Schulleiterin auf das umgebaute Schulgebäude. „Die technische Ausstattung der Schulen ist auch ein wichtiges Kriterium, sich für einen Arbeitsplatz zu entscheiden. Deshalb gehe ich davon aus, dass sich mit dem neuen Gebäude auch die Personalsituation an der Schule verbessert“, sagte sie.

So soll nach den Vorstellungen der Planer die Weingartenschule künftig aussehen. Das Bestandsgebäude (r.) wird mit dem Neubautrakt verbunden.
So soll nach den Vorstellungen der Planer die Weingartenschule künftig aussehen. Das Bestandsgebäude (r.) wird mit dem Neubautrakt verbunden. © BGDZ | Stadt Lauenburg

Entscheidend für die Schulpflicht ist der Stichtag 30. Juni

Eigentlich wollte die Verwaltung die Einführung der Kapazitätsgrenze schon für das kommende Schuljahr auf den Weg bringen. Dem stand aber die Kommunalwahl und die damit verbundene Neuzusammensetzung des Ausschusses entgegen. Deshalb soll, die Zustimmung der Politik vorausgesetzt, der Antrag beim Schulamt des Kreises erst für das Schuljahr 2024/2025 gestellt werden.

Zum 30. Juni 2024 werden im Einzugsbereich der Weingartenschule 139 Kinder schulpflichtig. Das bedeutet, diese Kinder haben bis zu diesem Tag ihren sechsten Geburtstag gefeiert. Dazu kommen die sogenannten Kann-Kinder. Es ist nämlich auch möglich, Kinder einzuschulen, die nach dem Stichtag und bis zum 31. Dezember des laufenden Jahres sechs Jahre alt werden – eine entsprechende Schulfähigkeit vorausgesetzt.

Eltern von „Kann-Kindern“ müssen mit Ablehnung rechnen

Im Schuljahr 2024/2025 hätten die Eltern von 71 Kindern im Einzugsbereich der Weingartenschule die Möglichkeit, einen entsprechenden Antrag zu stellen – etwa, weil sie nicht möchten, dass das Kind erst mit sieben Jahren eingeschult wird. Doch diese Anträge dürften künftig ins Leere laufen. „Die erforderlichen Räume stehen bereits für die schulpflichtigen Kinder nicht zur Verfügung. Eine Aufnahme von Kann-Kindern wäre gar nicht mehr möglich“, heißt es in der Beschlussvorlage der Verwaltung. Allerdings dürfte die Ablehnung dieser Kinder das Problem nur in das darauffolgende Schuljahr verschieben.

Folgt die Politik dem Vorschlag der Verwaltung und stimmt auch das Kreisschulamt zu, wird die Schulleitung künftig Aufnahmekriterien und die maximale Schülerzahl festlegen. Zwar wird eine solche Begrenzung vom Kreis gewöhnlich immer nur für ein Schuljahr gewährt. Die Verwaltung geht aber davon aus, dass bis zum Umbau der Schule jährlich Folgeanträge eingereicht werden.

Die Sitzung des Ausschusses für Bürgerangelegenheiten am Dienstag, 18. Juli, beginnt um 19 Uhr im Haus der Begegnung, Fürstengarten 29. Die Tagesordnung ist auf der Seite www.lauenburg.de abrufbar.