Geesthacht. Steigende Schülerzahlen an der an Geesthachts größter Grundschule. Was dort nun baulich geplant ist – inklusive Provisorium.

Obwohl die größte Grundschule in Geesthacht nur auf eine Fünfzügigkeit ausgelegt ist, wird es nach den Sommerferien dort sechs neue erste Klassen geben. Die Silberbergschule platzt aus allen Nähten. Grund ist ein abermaliger Anstieg der Gesamtschülerzahlen an der Schule von 511 auf 535 Kinder (entspricht einem Anstieg von 4,7 Prozent). Zum Vergleich: Im Schuljahr 2019/20 wurden „nur“ 400 Kinder beschult. Allerdings ist die Silberbergschule seit 2021 auch DaZ-Zentrum (Deutsch als Zweitsprache).

In dem im Februar veröffentlichten städtischen Schulentwicklungsplan genießt die Silberbergschule größte Priorität. Für geschätzte zwölf Millionen Euro – etwaige Teuerungen nicht eingerechnet – sollen 875 Quadratmeter neu gebaut werden, um dauerhaft genug Klassenräume für eine Sechszügigkeit zu schaffen. Konkret soll hinter der Sporthalle mehrstöckig gebaut werden. Weil das aber nicht von heute auf morgen geht, muss eine Übergangslösung her. Diese besteht aus 91 Containermodulen, die seit der vergangenen Woche auf dem ehemaligen Verkehrsübungsplatz aufgestellt sind.

Silberbergschule: Neue Räume für Schule und Ganztag

Jedes der vier bis fünf Tonnen schweren Module misst 6 mal 2,50 Meter. Sie sollen über einen Zeitraum von zehn Jahren gemietet. Zusammengenommen bieten die Module Platz für vier Klassenräume. Weitere sieben neue Räume wird der Ganztag nutzen, vier sind für die allgemeine Betreuung und drei spezielle Angebote (sogenannte Differenzierungsräume). In einen weiteren Bereich zieht die Mensa ein.

Zum Schulstart am 28. August geht das Containerdorf in Benutzung. In den vier Klassenräumen kommen 95 Schülerinnen und Schüler unter, in den Räumen für den Ganztag haben 280 Kinder Platz. In der Mensa können 70 Kinder gleichzeitig Platz nehmen. Heißt, es wird in mehreren Schichten gegessen werden.

Baumaßnahme kostet 3,5 Millionen Euro

Für die Errichtung von Containern wurden im Frühjahr Bäume auf den Verkehrsübungsplatz der Silberbergschule gefällt.
Für die Errichtung von Containern wurden im Frühjahr Bäume auf den Verkehrsübungsplatz der Silberbergschule gefällt. © Privat | Privat

„Wir liegen mit allen Gewerken im Zeitplan. Ende Juli können wir die Container an die Stadt übergeben“, ist Markus Prang, der Geschäftsführer der Grundstücksverkehrs- und Erschließungs GmbH (GVE), zuversichtlich. Seit dem 20. Juni hat die städtische Tochtergesellschaft im Auftrag der Stadt die Container errichtet, die alle barrierefrei zu erreichen sind.

Für die Baumaßnahme wurden 1000 Quadratmeter Asphalt auf dem früheren Verkehrsübungsplatz der Grundschüler aufgenommen und 1500 Kubikmeter Erde abgefahren. Die GVE ließ 2500 Quadratmeter Pflaster setzen und benötigte 1900 Kubikmeter frische Erde. Seit Januar liefen die Vorarbeiten. Insgesamt hat die Errichtung 3,5 Millionen Euro gekostet.

Durfte die Ausschreibung über die GVE laufen?

Kirsten Hansen, Rektorin der Silberbergschule in Geesthacht.
Kirsten Hansen, Rektorin der Silberbergschule in Geesthacht. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Im Vorwege der Umsetzung hatten die Fraktion der Geesthachter Grünen über eine große Anfrage ihre Verwunderung darüber ausgedrückt, dass die Stadtverwaltung den Auftrag für die Container nicht selbst ausgeschrieben hatte, sondern die Ausschreibung an die städtische Gesellschaft vergeben hatte. „Das geht um Kernaufgaben der Verwaltung. Die GVE war in erster Linie für die Grundstücksvergabe im Finkenweg Nord gegründet worden, aber nicht als Dienstleister für die Kernverwaltung“, hatte Ali Demirhan in der letzten Sitzung des Hauptausschusses vor der Kommunalwahl am 24. April argumentiert. Auch ob die GVE alle erforderlichen Standards einer Verwaltung einhalte wurde hinterfragt.

Die Verwaltung hielt dagegen, dass Eile geboten war, weil bereits 2022 absehbar war, dass die Räume ab diesem Schuljahr benötigt wurden. „Die kurzfristige Anschaffung der Schulcontainer lag im Interesse der Stadt Geesthacht und erfolgte auch auf deren Initiative“, teilte die Verwaltung schriftlich mit. Zuvor habe die städtische Vergabestelle geprüft, ob für den Auftrag eine Inhouse-Vergabe gemäß Paragraf 108 des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) an die GVE erfolgen könne, was bestätigt wurde.

Schulleiterin Kirsten Hansen ist erleichtert

Zusätzlich sei die Investition Teil des Wirtschaftsplans der GVE gewesen, die der zuständige Aufsichtsrat einstimmig abgesegnet hatte und in der jede Ratsfraktion vertreten ist. Die anderen Parteien äußerten dann auch ihr Unverständnis über das Vorgehen der Grünen. Bürgermeister Olaf Schulze verwehrte sich vehement gegen, wie er sagte „unterschwellige Vorwürfe“, die Verwaltung würde Parallelstrukturen schaffen.

Auf welchem Weg die Container letztlich rechtzeitig zum neuen Schuljahr aufgestellt wurden, ist indes nicht Angelegenheit von Schulleiterin Kirsten Hansen. Sie sagt: „Die Container sind großartig. Ich durfte mir sie ansehen und bin vom Ambiente begeistert. Und unsere Raumnot wird dadurch erstmal deutlich gelindert.“