Lauenburg. Das Raumproblem in Lauenburg scheint gelöst, doch es fehlen Dozenten und Kursusangebote. Was jetzt noch helfen könnte.

Einen Computer-Kursus belegen, Malen lernen oder eine neue Sprache – mit der Lauenburger Volkshochschule (VHS) verbinden viele Bewohner der Schifferstadt persönliche Erfolgserlebnisse. Doch seit drei Jahren hängt das Weiterbestehen der Einrichtung am seidenen Faden. Die Probleme begannen, als VHS-Chef Andreas Püst im Oktober 2020 die Kündigung für die Räume in der ehemaligen Pestalozzi-Schule erhielt – und das mitten in der Corona-Krise und ihren Beschränkungen: Kurse fielen aus, Einnahmen brachen weg. Von diesen Problemen hat sich die Lauenburger VHS bis heute nicht erholt.

Vor Ausbruch der Corona-Pandemie und Kündigung der Räume ist die VHS auf 1000 bis 1500 Unterrichtseinheiten im Jahr gekommen, die Teilnehmerzahl war im gleichen Zeitraum deutlich im vierstelligen Bereich – ohne Sprachkurse, die werden extra gerechnet.

Die Stadt Lauenburg bietet Räume in der Kreissparkasse an

Doch jetzt gibt es etwas Hoffnung: Die Stadt bietet der VHS von ihr angemietete Räumlichkeiten in der Kreissparkasse an – unentgeltlich, wie die zuständige Amtsleiterin Friederike Betge versichert. Außerdem sollen für Kurse am Abend Räume der Albinus-Gemeinschaftsschule genutzt werden können.

Ohne Räume keine Kurse, ohne Kurse keine Einnahmen, ohne Einnahmen keine Möglichkeit, Schulungsräume anzumieten. Ist mit dem Raumangebot jetzt der Teufelskreis durchbrochen? Bei der Ideenbörse unter dem Motto „VHS im Aufbruch“ zu der die Stadt eingeladen hatte, ging es natürlich um die drängende Raumfrage, aber auch um inhaltliche Aspekte und neue Kursusangebote. Das Problem: Nach und nach verloren auch langjährige Dozenten die Lust daran, ständig zu improvisieren. Ein Kursusangebot gibt es derzeit nicht. Andreas Püst, der sich wie der Vorstand ehrenamtlich für die Volkshochschule engagiert, müsste quasi bei null anfangen, um die Einrichtung zu retten.

Volkshochschule Lauenburg 2018 zertifiziert

Dabei hatte alles so gut angefangen. 2017 hatte Püst die Leitung übernommen, wollte sie mit Elan voranbringen. Ein Jahr später bekam er es schwarz auf weiß: Der Landesverband der Volkshochschulen Schleswig-Holstein bescheinigte der Lauenburger VHS die Einhaltung der hohen Qualitätsstandards, die an Bildungseinrichtungen des Landes gestellt werden. Organisation, Angebote, Planung, Service und Information waren tipptopp – Abzüge gab es in der Kategorie „Durchführung der Kurse“.

.„Es wäre wünschenswert, wenn die Volkshochschule in einem öffentlichen Gebäude untergebracht wäre. An vielen Orten hat sich ein gemeinsamer Standort mit der Bücherei bewährt, was hier ebenfalls anzustreben wäre“, so die Prüfer damals. Püst hatte gedacht, dass die Lauenburger VHS im neuen Medienzentrum unterkommen könnte. Doch diese Hoffnung zerschlug sich schnell. Anders als zum Beispiel die VHS Mölln, ist die in Lauenburg keine kommunale Einrichtung.

Nachfrage nach VHS-Kursen geht zurück

Auch wenn in Lauenburg die Probleme besonders dramatisch sind, stecken Volkshochschulen in Deutschland spätestens seit der Pandemie in der Krise. Während es im Vor-Corona-Jahr 2019 noch mehr als acht Millionen Kursusanmeldungen gab, sank die Zahl 2020 auf etwa 4,5 Millionen und im Jahr 2021 auf knapp drei Millionen, wie eine Sprecherin des Deutschen Volkshochschulverbandes sagte. Im vergangenen Jahr setzte sich die Tendenz fort.

Immer mehr Einrichtungen setzen daher aus Kooperationen, so wie die Volkshochschule Oststeinbek, die im Mai dieses Jahres mit der VHS Sachsenwald fusionierte. Das war die Rettung, denn wie in Lauenburg stand die VHS Oststeinbek vor dem Aus. Die Auflösung schien unabwendbar, doch die Politik hatte dagegengestimmt. Eine Lösung auch für Lauenburg? Amtsleiterin Friederike Betge hatte eine derartige Lösung schon im vergangenen Jahr nicht ausgeschlossen.