Lauenburg. Das Nebengebäude der Weingartenschule ist jetzt fertiggestellt. Für die Schulhofgestaltung durften die Kinder sogar Wünsche äußern.
Das Wort Schulcontainer mag Bauamtsleiter Reinhard Nieberg überhaupt nicht. Wenn man das türkisfarbene Gebäude an der Fischerkoppel in Lauenburg betritt, wird auch schnell klar, warum das ein völlig unzutreffender Begriff ist. Helle, geräumige Klassenzimmer, moderne Präsentationstechnik, dazu eine Lernwiese und kindgerechte Möbel lassen den Gedanken gar nicht erst aufkommen, dass es sich hier um ein Provisorium handelt. Und dass das Schulgebäude aus einzelnen Modulen besteht, ist auch nur von außen sichtbar. Trotzdem sind die Jahre des Nebengebäudes der Weingartenschule schon heute gezählt. Wenn der geplante Umbau der einzigen Grundschule Lauenburgs abgeschlossen ist, werden die Module anderweitig genutzt.
In der Weingartenschule Lauenburg fehlt es seit Jahren an Platz
Mehr als eine Million Euro hat sich die Stadt das Nebengebäude der Weingartenschule kosten lassen. In der fehlt es seit Langem an Platz. Aber vor 2023 kann der Umbau, der schätzungsweise rund 13 Millionen Euro kostet, nicht beginnen. Voraussetzung ist, dass das Medienzentrum im ehemaligen Gasthaus Stappenbeck fertig ist und somit das Büchereigebäude dem Neubautrakt für die Schule weichen kann.
Alles auf die Bedürfnisse der Erstklässler ausgerichtet
„Wann ist denn die neue Schule fertig?“, fragt ein Junge, als Schulleiterin Victoria Scholz die Eingangstür aufschließt. Der Siebenjährige hat von seiner Klassenlehrerin erfahren, dass er und seine Mitschüler künftig hier bald lernen werden. Alle sechs ersten Klassen der Weingartenschule sind künftig in dem neuen Gebäude untergebracht. Victoria Scholz muss den Kleinen noch ein bisschen vertrösten. Er gibt sich damit zufrieden. Schließlich soll ja alles schön werden.
Zwar ist der Ausbau abgeschlossen und auch die Möbel sind da, doch noch sehen die neuen Räume etwas steril aus. „Alle Klassenlehrer richten ihren Raum individuell angepasst auf ihre Schüler ein“, sagt die Schulleiterin. Wann genau das sein wird, stimmt sie mit ihrem Team gerade ab. „Wenn die Kinder das erste Mal ihren Raum betreten, sollen sie einen Zaubermoment erleben“, wünscht sie sich.
Technische Ausstattung soll später weiter verwendet werden
Die Möbel sind in den sechs Klassenzimmern bereits angeordnet. Kein Raum gleicht dem anderen. Mal sind die Tische in Gruppen zusammengestellt, mal stehen sie in U-Form – und auch die klassische Frontalvariante gibt es noch. Die hellblauen Holzstühle sind höhenverstellbar und somit auf die Größe jedes Kindes anpassbar. Alle Schränke und Regale sind auf Rollen gelagert und können daher jederzeit umgestellt werden.
Auch an der technischen Ausstattung des Gebäudes hat die Stadt nicht gespart. Whiteboards statt Kreidetafeln sind Standard – und zwar die der neusten Generation. „Wir können ohne zusätzliches Gerät Unterlagen direkt vom iPad auf das Board übertragen“, schwärmt die Schulleiterin. An den Wänden der Klassenzimmer gibt es zusätzliche Tafeln, die individuell gestaltet werden können. „Ist doch klar, dass wir für das neue Schulgebäude in moderne Technik investieren. Die Ausstattung ist ja später auch im umgebauten Hauptgebäude nutzbar“, sagt Nieberg.
Sogar ein Baumhaus soll gebaut werden
Zugegeben, riesig ist das Pausengelände an der Fischerkoppel nicht gerade. Deshalb steht der Schulhof der nahe gelegenen Weingartenschule den Erstklässlern auch weiterhin zur Verfügung. Trotzdem werden sie hinter dem neuen Nebengebäude auch einen Platz zum Spielen und Toben haben.
Das Besondere: Die Kinder durften bei der Gestaltung des Platzes mitreden. „Kinder wissen ja am besten, was ihnen gefällt, deshalb haben wir sie eben gefragt“, erzählt der Bauamtsleiter. Die Wünsche, die am häufigsten genannt wurden, werden umgesetzt: Fußballtore, eine Rutsche und ein Baumhaus. Wobei der letzte Wunsch viel Fantasie erfordert, denn einen Baum gibt es auf der Freifläche nicht. „Das kriegen wir trotzdem hin“, verspricht der Bauamtsleiter augenzwinkernd. Auch für die Außenanlage gilt: Sämtliche Spielgeräte sollen später für die umgestaltete Weingartenschule weiter verwendet werden.
Aus dem Modulbau wird vielleicht ein Verwaltungsgebäude auf Zeit
Wenn sich die Erstklässler später an ihre Grundschulzeit erinnern, werden sie wohl nicht erzählen, dass sie in Containern gelernt haben. Wahrscheinlicher ist, dass sie von einer Schule erzählen, in der sie über die Ausstattung mitbestimmen durften. Aber vielleicht werden die Kinder ihre Grundschulzeit auch in der neuen sanierten Weingartenschule beenden. Das wäre in knapp vier Jahren. Der Bauamtsleiter ist da optimistisch. Und was wird dann aus dem Modulbau? „Vielleicht wird das ein Verwaltungsgebäude auf Zeit. Schließlich wollen wir ja auch das Schloss sanieren“, sagt er.