Lauenburg. Fest steht: Es muss ein neues Bauwerk über oder unter der Elbe entstehen. Ingenieurbüro informiert Bürger über mögliche Trassen.

Die Lauenburger Elbbrücke ist mehr als 70 Jahre alt und hat ihre besten Zeiten lange hinter sich. Trotzdem sie in den vergangenen Jahren immer wieder notdürftig geflickt wurde, hat sie mittlerweile die schlechteste Zustandsnote, die in Deutschland vergeben wird. Daran ändert auch die angekündigte Reparatur nichts, die mit einer Vollsperrung vom 3. Juli bis 29. September einhergeht. Seit November 2020 ist bekannt: Es wird in Lauenburg eine neue Elbquerung geben. Der Bund, die Länder Schleswig-Holstein, Niedersachsen sowie die Deutsche Bahn hatten sich zuvor darauf verständigt, dass die alte Brücke langfristig nur noch für den Schienenverkehr genutzt wird.

Unklar ist allerdings, wo die Trasse genau verlaufen wird. Im Planungskorridor westlich von Artlenburg bis östlich von Hohnstorf wurden inzwischen elf Trassenvarianten geprüft: sechs östlich von Lauenburg und fünf am westlichen Stadtrand. Östlich würde eine Trasse in Kombination mit der Ostumfahrung entlang des Industriegebiets verlaufen. Ein Variante im Westen würde eine nördliche Ortsumfahrung bedingen. Aber auch Varianten am alten Standort oder östlich an die Eisenbahnbrücke angrenzend sind im Gespräch.

Dritte Beteiligungsrunde am 28. Juni in Lauenburg

„Wir meinen es ernst mit der Bürgerbeteiligung“, hatte der damalige Landesverkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) bei der ersten Beteiligungsrunde im November 2021 in Lauenburg versprochen. Damals ging es zunächst um das Vorhaben an sich. Im März dieses Jahres luden die Landesbetriebe für Straßenbau und Verkehr (LBV) aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen zu einer zweiten Runde nach Hohnstorf ein. Bei dieser Veranstaltung ging es vor allem um die Auswirkungen auf die Natur. Dabei wurde klar: Bei keinen der infrage kommenden Trassenführungen geht es ohne einen beträchtlichen Eingriff in die Tier- und Pflanzenwelt ab.

Jetzt steht der Termin für die dritte Runde der Bürgerbeteiligung: Am Mittwoch, 28. Juni, informiert das Ingenieurbüro für Verkehrsanlagen IBV über inzwischen entwickelte Linienvarianten innerhalb der Planungskorridore. Außerdem gibt es einen Überblick, welche Bauwerksarten jeweils infrage kommen könnten. Möglich wären eine Brücke, ein Bohrtunnel oder ein sogenannter Absenktunnel als künftige Elbquerung. Darüber hinaus informieren die Planer über den bisherigen Arbeitsstand und geben einen Ausblick auf die nächsten Schritte. Die Veranstaltung beginnt um 17 Uhr in der Lauenburger Heinrich-Osterwold-Halle (Elbstraße 145a).

Fünf Planungskorridore derzeit im Rennen

Informationsveranstaltung der Landesregierung zur geplanten neuen Elbquerung. Das sind die Planungskorridore
Informationsveranstaltung der Landesregierung zur geplanten neuen Elbquerung. Das sind die Planungskorridore © Elke Richel | Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr LBV

Die verschiedenen Trassenvarianten liegen in fünf Planungskorridoren. Nach einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) müssen im Vorfeld einer Planung dieser Größenordnung alle möglichen Varianten untersucht werden.

  • Planungskorridor West (hellblau) liegt auf niedersächsischer Seite westlich von Artlenburg und auf schleswig-holsteinischer Seite westlich von Schnakenbek. Er beginnt an der B 209, quert die Elbe und berührt die Naturschutzgebiete „Hohes Elbufer“ und „Elbeniederung“.
  • Planungskorridor Mitte (orange) befindet sich zwischen Artlenburg und Hohnstorf auf der einen und zwischen Schnakenbek und Lauenburg auf der anderen Seite der Elbe. Diese Variante sieht unter dem neuen Wohngebiet Birnbaumkamp einen Tunnel vor.
  • Planungskorridor Ost (dunkelblau) befindet sich in Lauenburg zwischen der bestehenden Brücke und der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern.
  • Planungskorridor Nord (grün) liegt in Schleswig-Holstein. Er bildet die Nordumfahrung von Lauenburg ab, verläuft nördlich um Schnakenbek und Lauenburg herum.
  • Planungskorridor Süd (lila) liegt südlich der B 209 auf niedersächsischer Seite und entstand aus den Entwicklungsvarianten für mögliche Tunnel- bzw. Brückenvarianten.

Besonders Planungskorridor West ist umstritten

Das größte Diskussionspotenzial dürften die Lösungsansätze haben, die sich im westlichen Planungskorridor befinden. In diesem Fall müsste eine nördlich gelegene Umgehungsstraße in die Planung einbezogen werden. „Hier, wo Sie jetzt stehen, würden Sie dann statt der idyllischen Natur eine viel befahrene Bundesstraße sehen, hören und riechen“, steht auf einem großformatigen Schild, das die Lauenburger Grünen im Naturschutzgebiet Hohes Elbufer aufgestellt haben.

Doch die Grünen sind nicht die einzigen, die sich gegen eine westlich gelegene Elbquerung stark machen. Das Bürgeraktionsbündnis „Lauenburg reichts!“ fürchtet, dass die Planung und der Bau der Umgehungsstraße zu lange dauern würden. So lange könne man aus ihrer Sicht nicht warten, die alte marode Elbbrücke durch eine neue zu ersetzen. Deshalb sei zu fürchten, dass sich bis zur Fertigstellung der Umgehungsstraße der gesamte Verkehr durch das Stadtgebiet schieben würde.

In Kiel machte man dagegen von Anfang an keinen Hehl daraus, eine Lösung im westlichen Planungskorridor zu favorisieren. Damit könne, so eines der Argumente, auf die Südumgehung durch das Deichvorland und das Gewerbegebiet verzichtet werden.

Info-Veranstaltung wird online übertragen

Die Kapazität in der Heinrich-Osterwold-Halle ist auf 250 Plätze begrenzt. Wer die Veranstaltung von zu Hause aus erfolgen möchte, kann sich online in die Hybridveranstaltung einwählen. Einen Link gibt es dann auf der Seite www.schleswig-holstein.de/elbquerunglauenburg. Auf dieser Seite gibt es auch weitere Informationen zum Planungsstand sowie Aufzeichnungen der ersten beiden Beteiligungsrunden. Später wird es hier auch einen Link zu dritten Runde geben.

Besucher haben die Möglichkeit, an die Referenten Fragen zu stellen. Das ist auch vom heimischen Bildschirm aus möglich, da über den Livestream eine Chatfunktion eingerichtet wird.