Lauenburg. Lauenburgs Grüne setzen auf den Protest der Bürger. Hinweistafeln im Naturschutzgebiet informieren.
„Hier, wo Sie jetzt stehen, würden Sie dann statt der idyllischen Natur eine viel befahrene Bundesstraße sehen, hören und riechen“, steht auf dem großformatigen Schild. Dieses Szenario wollen sich wohl die wenigsten Spaziergänger vorstellen, die gerade auf dem Lauenburger Elbhang unterwegs sind. Vier Schilder hängen hier bereits, ein fünftes wollen die Lauenburger Grünen in den nächsten Tagen anbringen.
Wie berichtet haben sich die Länder Schleswig-Holstein und Niedersachsen darauf geeinigt, bei Lauenburg eine neue Elbquerung für den Straßenverkehr zu bauen. Über die bestehende Brücke sollen dann nur noch Züge fahren. Eine Entlastung ist dringend erforderlich, denn die Brücke hat mittlerweile die schlechteste Zustandsnote, die in Deutschland vergeben wird.
Fünf Varianten durchschneiden das Naturschutzgebiet
Doch das ist noch Zukunftsmusik, bisher steht noch nicht einmal fest, wo die Brücke über die Elbe führen wird. Im Planungskorridor westlich von Artlenburg bis östlich von Hohnstorf werden derzeit elf Trassenvarianten geprüft: sechs östlich von Lauenburg und fünf am westlichen Stadtrand. Östlich würde eine Trasse in Kombination mit der Ostumfahrung entlang des Industriegebiets verlaufen. Aber auch Varianten am alten Standort oder östlich an die Eisenbahnbrücke angrenzend sind im Gespräch.
„Bei einer Informationsveranstaltung im November 2021 wurde deutlich, dass Landesverkehrsminister Dr. Bernd Buchholz offenbar eine Variante westlich von Lauenburg bevorzugt“, sagt der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Thorsten Pollfuß.
Naturschutzgebiet dient zahlreichen Tieren und Pflanzen als Lebensraum
Auf einer Karte haben die Grünen alle möglichen Varianten aufgezeichnet. Die Schilder stehen überall dort, wo über eine Trasse im Westen der Stadt nachgedacht wird. „Alle diese Varianten würden das Naturschutzgebiet Hohes Elbufer durchschneiden“, sagt Pollfuß.
„Das Naturschutzgebiet diene zahlreichen Tieren und Pflanzen als Lebensraum, erfährt man auf den gleichlautenden Schildern. Zauneidechse und andere Reptilien seien hier heimisch, ebenso zahlreiche Amphibien, Vögel und Fledermausarten. Sogar der Biber werde hier wieder öfter gesehen.
Verkehr aus dem Süden in Richtung Osten würde durch die Innenstadt geleitet
Die Grünen sehen jedoch noch ein anderes Problem als gravierenden Einschnitt in die Natur. Unabhängig davon, wo genau die Brücke im Westen erbaut würde – für den Verkehr in der Stadt wäre sie dramatisch. „Da die bisherige Elbbrücke akuten Sanierungsbedarf aufweist, müsste die neue Elbquerung zügig errichtet werden. Einer Umgehung im Norden würden aber noch lange Planungen vorangehen“, sagt Pollfuß. Die Folge: Der gesamte Verkehr aus dem Süden in Richtung Osten würde auf unbestimmte Zeit durch die Lauenburger Innenstadt geleitet.
Die Grünen belassen es auf den Schildern nicht bei diesen Informationen, sondern setzen auf den geballten Protest der Lauenburger Bevölkerung. Ihr Appell: „Lassen Sie uns die Planung einer Elbquerung an dieser Stelle stoppen.“