Lauenburg. In Tschechien regnet es, in Pirna stehen Straßen unter Wasser, in Dresden gilt Alarmstufe 1. Was Experten für Lauenburg befürchten.

Am Montag, 17. April, endete die zwölftägige Reise das Raddampfers „Dresden“, die bis nach Lauenburg führte. Doch Kapitän Andreas Weber konnte den Anleger in Dresden nicht anfahren. Die Reise endete für die Fahrgäste in Meißen. Der Pegel der Elbe steht in Dresden derzeit bei 4,38 Meter, normal sind zwei Meter. In Pirna stehen bereits erste Straßenzüge unter Wasser. In der sächsischen Landeshauptstadt gilt seit Montag Alarmstufe 1. Am Mittwoch, 19. April, soll die Hochwasserwelle Lauenburg erreichen.

In der Lauenburger Verwaltung beobachtet man die Lage genau, warnt aber vor Panik. „Wir sind nicht nervös, aber aufmerksam“, sagt Bauamtsleiter Christian Asboe.

Ergiebige Niederschläge in Tschechien

Die Wettervorhersage für Dresden am vergangenen Freitag verhieß nichts Gutes: „Ein Tief über Osteuropa beeinflusst Sachsen sowie Tschechien und lenkt sehr feuchte Luft in das Vorhersagegebiet. Aktuell gilt daher eine amtliche Warnung vor Dauerregen des Deutschen Wetterdienstes. In den kommenden 24 Stunden fällt anhaltender und besonders im Nordstau der Mittelgebirge ergiebiger Regen (...).“

So ähnlich war die Wetterlage Anfang Juni 2013. Was dann folgte, ist bekannt: Die Elbe schwoll binnen weniger Tage auf Rekordniveau an. Am 22. Juni 2013 erreichte die Elbe bei Lauenburg ihren Höchststand von 9,64 Metern. Die Bewohner der Altstadt mussten schon Tage vorher ihre Häuser verlassen. Als sie zurückkamen, wurde das ganze Ausmaß der Katastrophe sichtbar. Die Schäden beliefen sich damals auf mehrere Millionen Euro.

Raddampfer
Raddampfer "Dresden" legt auf der Rückfahrt aus Lauenburg am Anleger in Torgau an. Die Crew muss improvisieren, damit die Fahrgäste trockenen Fußes das Ufer erreichen. Eine Fahrt bis Dresden ist nicht möglich.  © Hillmann | Hillmann

Prognose derzeit nur bis Ende der Woche möglich

Auch wenn im Moment nicht wahrscheinlich ist, dass sich die Katastrophe von vor zehn Jahren wiederholt, lohnt ein Blick auf die Situation am Oberlauf der Elbe. Der Tschechische Hydrometeorologische Dienst erwartet für diesen Dienstag den vorläufigen Höchststand der Elbe am Pegel Usti nad Labem von 4,80 Meter. Drei Tage zuvor hatte der noch bei 2,20 Meter gelegen.

Im Moment ist in Lauenburg nur knapp die Elbuferpromenade überspült. Spätestens ab Donnerstag dürfte sich das ändern. Im Verlaufe des Tages steigt der Pegel laut Prognose von 5,15 Meter auf 5,40 Meter am Freitagvormittag. Weiter reichte die Prognose am Montagnachmittag auf der Webseite www.elwis.de noch nicht.

Hochwasserpartnerschaft schätzt die aktuelle Lage ein

Doch wie verlässlich sind die Vorhersagen überhaupt? Gerade das war im Juni 2013 der Knackpunkt. Von den zuständigen Stellen wurden damals der zeitliche Verlauf, die Fließgeschwindigkeit und das Volumen der Welle unterschätzt.

Fakt ist: Alle Entscheidungen im Oberlauf der Elbe haben im Ernstfall unmittelbare Auswirkungen auf die Situation in Lauenburg. Nicht zuletzt deshalb laufen die Fäden der „Hochwasserpartnerschaft Elbe“ in Lauenburg zusammen. Der kommunale Zusammenschluss wurde 2009 in Magdeburg gegründet. Heute vertritt die Hochwasserpartnerschaft rund 70 Städte, Gemeinden, Kreise und andere Institutionen entlang der Elbe. „Wir sind in engem Austausch. Auch jetzt, wo es um die Einschätzung der aktuellen Lage geht“, versichert Amtsleiter Asboe.

Bauamtsleiter Christian Asboe (l.) steht mit den Behörden in Sachsen zur aktuellen Hochwasserlage in Kontakt. Jörg Sönksen von der Betroffenengemeinschaft Hochwasser warnt: „Man sieht, dass die Lage in jeder Zeit bedrohlich werden kann.“
Bauamtsleiter Christian Asboe (l.) steht mit den Behörden in Sachsen zur aktuellen Hochwasserlage in Kontakt. Jörg Sönksen von der Betroffenengemeinschaft Hochwasser warnt: „Man sieht, dass die Lage in jeder Zeit bedrohlich werden kann.“ © Elke Richel | Elke Richel

„Die Elbe meldet sich zurück. das ist ein Warnschuss“

Ob in Lauenburg auch die Alarmstufe 1 ausgerufen werden muss, ist derzeit nicht absehbar. Und wenn, dann würden die Bewohner der Altstadt davon kaum etwas merken. Die niedrigste von vier Alarmstufen hält die Stadtverwaltung und die zuständigen Behörden nur dazu an, die meteorologische Lage und die Entwicklungstendenzen der Hochwassersituation im Flussgebiet im Auge zu haben. Außerdem müssen die notwendigen Meldewege und die technische Einsatzbereitschaft überprüft werden.

Die Lauenburger Betroffenengemeinschaft Hochwasser sieht sich in ihren Warnungen bestätigt. Seit der Katastrophe im Sommer 2013 kämpfen die Akteure für einen wirksamen Hochwasserschutz. Doch auch zehn Jahre später ist in dieser Hinsicht kaum etwas passiert. Sprecher Jörg Sönksen: „Die Elbe meldet sich zurück. Das ist ein Warnschuss. Man sieht, dass die Lage jeder Zeit bedrohlich werden kann.“