Lauenburg. Während des Hochwassers 2013 mussten die Altstadtbewohner ihre Häuser schutzlos den Fluten überlassen. Was jetzt anders laufen würde.

Im Juni kommenden Jahres gibt es in Lauenburg einen traurigen Gedenktag: Das verheerende Hochwasser von 2013 ist dann zehn Jahre her. Tragisch: Würde sich dieses Ereignis jetzt wiederholen, wären die Häuser der Altstadt den Fluten noch immer schutzlos ausgeliefert. Die Evakuierung der Häuser würde jetzt aber anders ablaufen. Die neuen Pläne für den Katastrophenfall stehen kurz vor dem Abschluss.

Was war das für ein Hin und Her während des Hochwassers im Sommer 2013: Am 5. Juni ruft der Landrat den Katastrophenfall aus. Es wird ein Pegelstand von 10,35 Meter erwartet. Alle 300 Altstadtbewohner sollen am nächsten Tag ihre Häuser verlassen. Am 6. Juni wird die Prognose auf 9,20 Meter nach unten korrigiert. Der Katastrophenstab des Kreises revidiert die Evakuierungspläne. Am 8. Juni heißt es: Kommando zurück! Auf einer kurzfristig einberufenen Einwohnerversammlung erfahren die Altstadtbewohner, dass sie am Folgetag nun doch ihre Wohnungen und Häuser verlassen müssen – und zwar unabhängig von der Lage.

Hochwasser: Seit 2017 wird an neuen Evakuierungsplänen gearbeitet

Später hagelte es heftige Kritik an diesem Krisenmanagement: Die Anwohner mussten nicht nur ihr Hab und Gut zurücklassen, sondern auch die Pumpen abstellen, mit denen sie bislang versucht hatten, ihre Häuser einigermaßen trocken zu halten. Bei genauerer Betrachtung vor der Evakuierung hätten manche Schäden vermieden werden können.

Beim Zusammenspiel der Entscheidungsträger sei damals nicht alles optimal gelaufen, sind sich die zuständigen Stellen im Kreis und bei der Stadt heute einig. Seit 2017 wird die Situation von damals immer wieder analysiert und neu bewertet. Zwei Studierende der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) beschäftigten sich damals ein Jahr lang mit diesem Szenario.

Je nach dem erwarteten Pegelstand wird dann individuell entschieden

Nach außen hin ist es seitdem ziemlich still um die Evakuierungspläne im Notfall geworden. Doch hinter den Kulissen hat die Stadt dieses Thema weiter verfolgt. Der SPD-Ortsverein hatte kürzlich zu einer Informationsveranstaltung zum Thema Hochwasserschutz eingeladen. Während der Diskussion kam auch die Frage nach dem Arbeitsstand der neuen Evakuierungspläne auf.

Christian Asboe von der Lauenburger Verwaltung konnte einen Zwischenstand geben: Künftig solle es keine allgemeine Evakuierung wie 2013 geben, sondern Einzelfallbetrachtungen nach Prognosen, Höhenlagen und anderen Gefährdungskriterien. Jedes Gebäude in der Altstadt ist mittlerweile entsprechend bewertet. Je nach dem erwarteten Pegelstand wird dann individuell entschieden, ob die Bewohner gefahrlos in den jeweiligen Häusern bleiben können oder nicht.

Auch Pläne für einen möglichen Blackout in Lauenburg

„In Kürze wird sich erneut ein Student der HAW mit dieser Thematik befassen und seine Arbeit auf die bisherigen Erkenntnisse aufbauen. Anfang nächsten Jahres gibt es dann eine öffentliche Informationsveranstaltung zu diesem Thema“, stellt Asboe in Aussicht.

Die neuen Evakuierungspläne für den Hochwasserfall sind Teil des allgemeinen Alarm- und Einsatzplanes, den die Stadt derzeit überarbeitet. Dabei geht es auch um solche Fragen: Was passiert, wenn in der gesamten Stadt plötzlich der Strom ausfällt? Welche Abläufe sind vorgesehen, wenn es flächendeckend kein Trinkwasser gibt? Wie erfolgt die Kommunikation und die Information der Öffentlichkeit in solchen Fällen?

Auch bei diesen Szenarien gilt übrigens: Wird der Katastrophenfall ausgerufen, nimmt der Kreis Herzogtum Lauenburg das Zepter in die Hand. Von dort muss es demnach auch grünes Licht für die neuen Evakuierungspläne geben.