Lauenburg. Der neue Verwaltungschef der Schifferstadt hat seinen Amtseid geleistet und startet mit vielen Ideen. Was jetzt anders werden soll.

Zwölf Jahre lang war Andreas Thiede Bürgermeister von Lauenburg. Am kommenden Freitag wird der 53-Jährige zum letzten Mal sein Büro in der oberen Etage des Schlosses abschließen. Die Fußstapfen, die der Zwei-Meter-Mann hinterlässt, sind groß. „Ich werde sie nicht ausfüllen. Und das nicht nur, weil das mit einer Schuhgröße 42 unmöglich ist“, sagt Thorben Brackmann. Lauenburgs neuer Bürgermeister ist 21 Jahre jünger und gut einen Kopf kleiner als sein Vorgänger. „Man kann keine Spuren hinterlassen, wenn man in die Fußstapfen eines anderen tritt“, ist er überzeugt.

Es war der Abend zweier Männer, die unterschiedlicher kaum sein können, aber spürbar einen Draht zueinander haben. Nach dem offiziellen Teil der Stadtvertretersitzung am Dienstag erfolgte die offizielle Verabschiedung von Andreas Thiede und die Vereidigung von Thorben Brackmann als neuen Bürgermeister von Lauenburg. Rund 250 meist geladene Gäste waren gekommen. Vertreter der Lauenburger Traditionsvereine belebten das Bild. Der Abend war geprägt durch Erinnerungen, Danksagungen, Ausblicke – und so manche Frotzelei.

Große Visionen und ein Faible für Fernost

Bierernst ging es jedenfalls nicht zu, als Lauenburgs Politiker und andere Weggefährten an die Amtszeit von Andreas Thiede erinnerten. Insbesondere dessen Faible für China ließ so manchen damaligen Mitreisenden aus dem Nähkästchen plaudern. Landrat Christoph Mager erzählte in seiner Laudatio, dass Thiede auf einem völlig überfüllten Flughafen in Fernost plötzlich ein beliebiges Papier aus der Tasche zog („Das hätten auch meine Kinder malen können“). Jedenfalls soll er damit selbstbewusst zum Diplomatenschalter geeilt sein und so den Weg gebahnt haben für die deutsche Delegation aus dem winzigen Städtchen Lauenburg.

Diese „Schlitzohrigkeit“ blieb auch in der Kreisverwaltung nicht verborgen. „Es ist schon eine bemerkenswerte Fähigkeit, den Haushalt einer Stadt stets so unter Wasser zu fahren, dass gerade noch Fehlbedarfsmittel fließen. Auf der anderen Seite aber solide zu wirtschaften, dass große Investitionen genehmigt werden“, sagte der Landrat augenzwinkernd.

„Damit Neues wachsen kann, muss Platz geschaffen werden“

Was in allen Reden und Anekdoten steckte: Thiedes Fähigkeit, Menschen zu begeistern – selbst jene, die seinen großen Ankündigungen gelegentlich skeptisch gegenüberstanden. Niclas Fischer, Fraktionschef der Lauenburger Wählergemeinschaft, brachte es auf den Punkt: „Wir oft bin ich mit geballter Faust in der Tasche in sein Büro gestürmt. Dann beschrieb er voller Begeisterung seine Visionen. Wenn ich dann wieder ging, dachte ich: Es ist doch alles in bester Ordnung.“

Thiede selbst war es, der die einzigen kritischen Töne zu seiner Amtszeit anschlug. Neben den Erfolgen, die er selbstbewusst aufzählte, sparte er die Projekte nicht aus, die er nicht vollenden konnte, wie das geplante Hotel am Fürstengarten oder die Marktgalerie. Ehe es ein anderer tun konnte, nannte er sich selbst einen „Abrissbürgermeister“. Aber – und da sei er sich sicher – damit Neues wachsen könne, müsse Platz geschaffen werden.

Rund 250 Gäste nehmen an dem Abschied von Andreas Thiede und der Vereidigung von Thorben Brackmann teil.
Rund 250 Gäste nehmen an dem Abschied von Andreas Thiede und der Vereidigung von Thorben Brackmann teil. © Elke Richel | Elke Richel

Vom „Praktikanten“ zum neuen Chef der Verwaltung

Als „Praktikant“ hatte Thorben Brackmann seinem Vorgänger einen Monat lang über die Schulter geschaut. Thiede selbst hatte ihm das angeboten. „Es ist unangenehm, am ersten Tag im Amt einfach nur so einen Schlüssel in die Hand gedrückt zu bekommen“, wusste der noch. So konnte sich der künftige Verwaltungschef schon mal ein erstes Bild von seinem künftigen Betätigungsfeld machen. Ab Sonnabend, 1. April, ist Thorben Brackmann Bürgermeister der Stadt Lauenburg. So steht es auf der Ernennungsurkunde, die ihm Stadtpräsident Wilhelm Bischoff nach Ablegung des Amtseides überreichte.

Brackmann nahm seine Einarbeitungszeit ernst. Erstaunlich detailliert schilderte er die Aufgaben, vor der die Lauenburger Verwaltung in der nächsten Zeit steht. „Ich will von Ihnen lernen und kann Ihnen versprechen, ein fairer Teamplayer zu sein“, sagte er an seine künftigen Mitarbeiter gerichtet. Den Stadtvertretern sicherte er zu, wie sein Vorgänger parteiübergreifend und auf Augenhöhe die Zusammenarbeit zu suchen.

Thorben Brackmann machte in seiner ersten Rede nach der Vereinigung aber auch klar, was er künftig anders machen wird. „Es gibt jetzt einen Generationswechsel. Ich möchte die Arbeit der Verwaltung transparenter gestalten und dafür neue Kommunikationswege nutzen. Dazu gehören auch die sozialen Netzwerke“, kündigte er an.

Die Schifferbrüderschaft mit dem traditionellen Gruß an den alten Bürgermeister, Andreas Thiede und den neuen, Thorben Brackmann. 
Die Schifferbrüderschaft mit dem traditionellen Gruß an den alten Bürgermeister, Andreas Thiede und den neuen, Thorben Brackmann.  © Elke Richel | Elke Richel

Mit Soundtrack „Fluch der Karibik“ zur Amtseinführung

Die Mitarbeiter der Verwaltung hatten die Verabschiedung des alten und die Amtseinführung ihres neuen Chefs bestens organisiert. In Windeseile war das Forum der Albinus-Gemeinschaftsschule, in dem gerade noch die Stadtvertretung getagt hatte, in einen Festsaal verwandelt. In einem Nebenraum hatten sie einen kleinen Sektempfang vorbereitet.

Den Humor ihres künftigen Chefs, haben sie nebenbei auch getestet. Als Thorben Brackmann zur Leistung des Amtseides in Richtung Bühne schritt, schallte der Soundtrack aus dem Film „Fluch der Karibik“ durch den Saal. Möglicherweise war das eine Anspielung auf dessen berufliche Laufbahn als Marineoffizier.

In diesem Zusammenhang machte Thorben Brackmann übrigens auch klar, dass man nicht nur als Bürgermeister auf ihn zählen könne. Als ihm, dem künftigen Patron, von Offizieren der Gilde ein Orden ans Revers geheftet wurde, erwähnte er seine Waffenausbildung. „Ich werde auf die Königsscheibe schießen, wenn auch besser nicht mit der Panzerfaust“, kündigte er unter dem Gelächter der Schützen an.