Lauenburg. Zweite Runde der Bürgerbeteiligung: Diesmal geht es um die Fauna und Flora. Warum das spannend werden dürfte.

Seit November 2020 ist bekannt: Es wird in Lauenburg eine neue Elbbrücke geben. Der Bund, die Länder Schleswig-Holstein, Niedersachsen sowie die Deutsche Bahn hatten sich zuvor darauf verständigt, dass die alte Brücke langfristig nur noch für den Schienenverkehr genutzt wird. Das 1951 eingeweihte Bauwerk hat mittlerweile die schlechteste Zustandsnote, die in Deutschland für Brücken vergeben wird.

Dass die neue Straßenbrücke kommt, ist aber auch schon das Einzige, was bisher feststeht. Unklar ist, wo die Trasse verlaufen wird und auch, wann die Elbquerung fertig wird. Ursprünglich sollte im vergangenen Jahr zumindest feststehen, welche Trassenführung von den Planern favorisiert wird. Eine zweite Runde der Bürgerbeteiligung war ebenfalls für 2022 angekündigt, wird aber jetzt nachgeholt. Am Dienstag, 21. März, beginnt um 17 Uhr im Sportzentrum Hohnstorf eine Informationsveranstaltung zum aktuellen Planungsstand. Veranstalter sind der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein sowie die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr. „In der Informationsveranstaltung möchten wir Ihnen schwerpunktmäßig die Darstellung der Methodik und der Ergebnisse der biologischen Untersuchungen zur Vegetation und den Artengruppen im Planungsgebiet vorstellen“, heißt es in der Einladung.

Mögliche Trassenvarianten durchschneiden Naturschutzgebiet

Mittlerweile ist von fünf möglichen Planungskorridoren die Rede. Vor allem ein Planungskorridor mit mehreren Trassenvarianten stößt in Lauenburg und den umliegenden Gemeinden auf wenig Gegenliebe: eine Brücke, die am westlichen Stadtrand von Lauenburg über die Elbe führt. „Diese Varianten würde das Naturschutzgebiet Hohes Elbufer durchschneiden“, kritisiert der Fraktionsvorsitzende der Lauenburger Grünen, Thorsten Pollfuß. Er ist deshalb gespannt auf die Ergebnisse der biologischen Voruntersuchungen, die während der Veranstaltung präsentiert werden sollen. Im Mai vergangenen Jahres hatten die Grünen im besagten Naturschutzgebiet große Hinweistafeln aufgestellt, um auf die drohende Zerstörung der Landschaft hinzuweisen.

Möglicherweise gibt es sogar „tierische“ Unterstützung für den Protest. Es könnte nämlich sein, dass die geplanten Trassenvarianten im Westen nicht nur das Naturschutzgebiet zerschneiden, sondern auch den Lebensraum der geschützten Haselmaus. Insgesamt 160 Nistkästen und 560 Niströhren hingen im Frühjahr vergangenen Jahres am hohen Elbufer zwischen Schnakenbek und Lauenburg. Beauftragt hatte die Aktion der Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr, um ein eventuelles Vorkommen der scheuen Tiere im potenziellen Planungs­gebiet nachzuweisen. Ob der geschützte Nager den Brückenbau an dieser Stelle sogar ausbremst, wird während der Veranstaltung sicher auch beantwortet werden.

Fünf von elf möglichen Trassenführungen der neuen Elbquerung bei Lauenburg führen mitten durch das Naturschutzgebiet Hohes Elbufer. Sabine Kaufmann und Thorsten Pollfuß von den Grünen stellten im Mai 2022 Info-Schilder auf.
Fünf von elf möglichen Trassenführungen der neuen Elbquerung bei Lauenburg führen mitten durch das Naturschutzgebiet Hohes Elbufer. Sabine Kaufmann und Thorsten Pollfuß von den Grünen stellten im Mai 2022 Info-Schilder auf. © Elke Richel | Elke Richel

Land hat Verkehrszahlen in Lauenburg erfasst

Hinter den Kulissen haben sich die Planer aber nicht nur mit der Tier- und Pflanzenwelt in den Planungskorridoren befasst. Im Januar dieses Jahres gab es in Lauenburg eine großangelegte Verkehrszählung. An 21 Stellen in Lauenburg und Hohnstorf hingen die Zählgeräte. Erfasst wurden nicht nur der Autoverkehr, sondern auch Fußgänger- und Radfahrerströme.

Die Planer haben nämlich nicht nur die neue Elbbrücke im Blick. „Aufgrund der räumlichen Nähe werden der Neubau der Elbquerung und die Ortsumgehungen bei Lauenburg gemeinsam betrachtet“, heißt es vonseiten des Landes. Auch unter diesem Aspekt sind die Grünen gegen eine Elbbrücke im Westen der Stadt. Dies wäre für den Verkehr in der Stadt dramatisch. „Da die bisherige Elbbrücke akuten Sanierungsbedarf aufweist, müsste die neue Elbquerung zügig errichtet werden. Einer Umgehungsstraße würden aber noch lange Planungen vorangehen“, sagt Pollfuß. Die Folge: Der gesamte Verkehr aus dem Süden in Richtung Osten würde auf unbestimmte Zeit durch die Lauenburger Innenstadt geleitet.

Im Hohnstorfer Sportzentrum (Am Sportzentrum 2) haben höchstens 100 Besucher Platz. Es ist möglich, dass nach Erreichen der maximalen Zuschauerzahl kein Zutritt zur Veranstaltung gewährt werden kann. Die Veranstaltung wird per Livestream übertragen. Den Link und weitere Informationen zum Projekt gibt es auf der Seite www.schleswig-holstein.de/elbquerung-lauenburg.

Lauenburger Elbbrücke im Sommer drei Monate lang gesperrt

Die notwendige Sanierung der alten Elbbrücke geht im Sommer in die entscheidende Runde. Vom 3. Juli bis 29. September wird das Bauwerk komplett gesperrt, so der Plan der Deutschen Bahn. Die Sperrung ist nötig, weil sämtliche Entwässerungsabläufe und Querfugen erneuert werden müssen. Züge können die Brücke auch während der Sperrung befahren, Fußgänger und Radfahrer sind von der Sperrung ebenfalls nicht betroffen. Bei der Stadt bereitet man sich derzeit auf die Sperrung vor. „Wir stimmen gerade die Umleitungen ab und wollen die drei Monate nutzen, die Hafenstraße zu sanieren“, sagt Bauamtsleiter Christian Asboe.