Schwerin/Dömitz (dpa/mv). In der Vergangenheit machte die Elbe vor allem mit Hochwasser Schlagzeilen. Viel häufiger aber fehlt dem Fluss Wasser - sehr zum Leidwesen der Binnenschiffer. Der BUND fordert, daraus Konsequenzen zu ziehen.

Die Umweltschutzorganisation BUND sieht angesichts des Klimawandels die Bedeutung der mittleren Elbe für die Schifffahrt schwinden und fordert ein Ende für den weiteren Ausbau. Als Beispiel werden die Elbbiegungen an der Landesgrenze von Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen genannt, die Teil des länderübergreifenden Biosphärenreservats sind.

„Zwischen Dömitz und Hitzacker ist die Elbe noch 50 Meter breiter als in den anderen Abschnitten. Genau das brauchen wir - Raum für den Fluss. Das schafft Puffer für Hochwasser und hilft der geschundenen Artenvielfalt“, begründete Corinna Cwielag, Landesgeschäftsführerin des BUND in Mecklenburg-Vorpommern, am Donnerstag die Forderung. Dieses ökologische Potenzial für eine kaum genutzte Wasserstraße zu opfern, sei in Zeiten von Klimakrise und Artensterben nicht zu verantworten. Die Elbe dürfe nicht weiter eingeengt und vertieft werden.

Der etwa 13 Kilometer lange Flusslauf westlich von Dömitz ist laut BUND im Gesamtkonzept Elbe der Bundesregierung noch immer als ein Schwerpunkt aufgeführt. Anders als Niedersachsen habe sich Mecklenburg-Vorpommern bislang nicht gegen die Ausbaupläne dort ausgesprochen.

Nach Angaben Cwielags klaffen Kosten und Nutzen für die Wasserstraße Elbe weit auseinander. Die Pläne des Bundesverkehrsministeriums, Transporte auf den Fluss zu verlagern, seien gescheitert. Die BUND-Landesgeschäftsführerin verwies auf die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion vom 25. Januar 2023. Demnach seien zwischen 2013 und 2022 die Transporte auf dem Fluss-Abschnitt von der tschechischen Grenze bis kurz vor Hamburg um etwa 80 Prozent auf unter 200 000 Tonnen im Jahr eingebrochen. Im gleichen Zeitraum seien die Ausgaben für die Elbe um etwa 30 Prozent auf gut 52 Millionen Euro gestiegen. Insgesamt seien in den vergangenen zehn Jahren mehr als 430 Millionen Euro für die Elbe als Wasserstraße ausgegeben worden.

„Die intensiven Baumaßnahmen der vergangenen 25 Jahre haben der Güterschifffahrt nicht genutzt“, konstatiert Cwielag. Der einzigartigen Flusslandschaft der freifließenden Elbe würden solche Eingriffe jedoch schaden. „Die nur noch geringfügigen Transporte rechtfertigen eine weitere Vertiefung der mittleren und oberen Elbe und die damit verbundenen gravierenden ökologischen Schäden nicht“, so das Fazit des BUND. Niedrige Wasserstände infolge geringer Niederschläge setzten der Elbe-Schifffahrt in der jüngeren Vergangenheit immer häufiger Grenzen. Laut Cwielag bietet der Elbe-Seitenkanal von Lauenburg bis Wolfsburg eine Alternative. Doch müsse für dessen bessere Nutzung die Schleuse Scharnebeck im Norden erneuert werden.