Lauenburg/Büchen. Nahverkehrsunternehmen rüstet personell auf. Wie die Einführung der neuen Akku-Züge ohne erneute Behinderungen funktionieren soll.

Erixx Holstein ist nach seinem Stotterstart Anfang Dezember bis auf eine Ausnahme zum Regelfahrplan zurückgekehrt. Das teilt das private Bahnunternehmen mit. Für die Linien RE83 und RB84 zwischen Kiel über Lübeck, Büchen und Lauenburg bis nach Lüneburg gilt seit Montag wieder der normale Fahrplan. Damit entfällt für Reisende aus dem Raum Herzogtum Lauenburg die Notwendigkeit, in Lübeck zu einigen Tageszeiten umzusteigenden. Weit weniger auskunftsfreudig ist Erixx zum entstandenen wirtschaftlichen Schaden.

Zwischen Kiel und Lübeck verkehren nun auch in den Abend- und Nachtstunden alle ursprünglich zum Fahrplanwechsel vergangenen Dezember geplanten Züge. Einschränkungen für einen kleinen Teilabschnitt zwischen Kiel und Vororten der Landeshauptstadt gelten voraussichtlich noch für einen Monat. So lange, bis die Schienenarbeiten in dem Bereich beendet sind, fahren dort Busse als Ersatzverkehr.

Mehr Personal ermöglicht Rückkehr zum Regelfahrplan

Möglich machen die Verbesserungen für die Hauptverbindung vor allem personelle Verstärkungen. „Seit Montag sind Zugführer aus Serbien bei uns im Einsatz“, bestätigt Erixx-Sprecherin Michelle Kränzlein. Von neun neuen Triebfahrzeugführern stammen sieben aus dem Balkanstaat.

„Die Rekrutierung serbischer Kollegen geht auf eine erfolgreiche Kooperation der Konzerntochter DLB mit der Eisenbahntechnischen Schule Belgrad seit 2019 zurück“, erläutert Kränzlein und betont: Die dreijährige Ausbildung in Belgrad gleiche der Erixx-Ausbildung zum Eisenbahner im Betriebsdienst.

Alle neuen Kollegen unbefristet eingestellt

„Das ist die Grundlage für die Berufsanerkennung in Deutschland und die Anwendung des deutschen Fachkräfteeinwanderungsgesetzes“, so die Pressesprecherin. Und: „Alle neun neuen Kollegen sind unbefristet bei Erixx Holstein angestellt.“

Aktuell durchlaufen 29 weitere Personen laut Kränzlein bei Erixx Holstein eine entsprechende Ausbildung. Eine Lücke besteht jedoch noch hinsichtlich der Ausstattung mit Zügen. Bis heute sind noch nicht alle von DB Regio vertraglich zugesicherten Nahverkehrszüge bei Erixx in Betrieb.

Zwei Züge von DB Regio fehlen noch

Immerhin 23 kann das private Bahnunternehmen jetzt aber einsetzen. Zwei Züge seien noch in Kiel bei DB Regio in der Reparatur, bestätigt Erixx. Sie sollen übergeben werden, sobald die Arbeiten vollendet sind.

Die Zeit drängt, insbesondere für die Ausbildung von ausreichend Personal. Im Sommer soll der Zulauf neuer Akku-Züge beginnen. Die landeseigene Verkehrsgesellschaft Nah.SH erwirbt die Züge und stellt diese dann Erixx zur Verfügung. Statt eine Vielzahl von Nebenstrecken in Schleswig-Holstein zu elektrifizieren, sollen diese Züge auf ausgewählten Strecken die alten Dieseltriebwagen ablösen.

Zugführer im laufenden Betrieb umschulen

Im laufenden Betrieb sollen die Triebwagenführer für den Einsatz auf den neuen Akku-Zügen qualifiziert werden – ohne dass es erneut zu Fahrplaneinschränkungen kommt. Erixx kündigt an, einen genauen Plan zu erstellen, „um einen reibungslosen Betrieb zu gewährleisten“.

Damit der Bahnverkehr umweltfreundlicher gestaltet werden kann, müssen Ladepunkte geschaffen werden, an denen die Akku-Triebwagen wieder aufgeladen werden können. Im Kreis Herzogtum Lauenburg ist Büchen als Standort dafür ausgewählt, bereits vieles an Infrastruktur ist geschaffen.

Nah.SH beschafft moderne Akku-Züge: Mit ihnen sollen von Sommer 2023 an alte Dieseltriebwagen abgelöst werden. Vorteil: Das funktioniert auch, ohne die Strecken komplett mit Oberleitungen zu versehen. 
Nah.SH beschafft moderne Akku-Züge: Mit ihnen sollen von Sommer 2023 an alte Dieseltriebwagen abgelöst werden. Vorteil: Das funktioniert auch, ohne die Strecken komplett mit Oberleitungen zu versehen.  © BGZ | Stadler

Büchen wird Ladepunkt für die neuen Akku-Züge

Der Eisenbahnknotenpunkt bietet sich an: Züge halten hier fahrplanbedingt länger, um ein Umsteigen auf die oder von der Trasse Hamburg–Berlin zu ermöglichen. Und die vorhandenen Gleise bieten den benötigten Platz für den Ladevorgang.

Wenig auskunftsfreudig zeigt sich Erixx Holstein mit Blick auf die finanziellen Einbußen durch die Vielzahl an Zugausfällen und Verspätungen nach der Streckenübernahme Anfang Dezember. Das Land hat bestätigt, dass es für ausgefallene Erixx-Züge keine Zahlungen leiste. Zu diesen erheblichen Kürzungen infolge des Stotterstarts kommen die Schadenersatzforderungen von Erixx-Kunden.

Frist für Sonderentschädigung endet nächste Woche

Das Unternehmen hatte angekündigt, betroffenen Kunden auf Antrag pauschal 20 Prozent der Kosten auch für Dauerkarten zu erstatten, zusätzlich zum Rechtsanspruch für ausgefallene und deutlich verspätete Fahrten. Die Antragsfrist für die Zeit vom 11. Dezember bis 12. Januar endet am 15. März.

„Mit Stand heute verzeichnen wir knapp 1000 eingegangene Anträge über das Antragsformular für die freiwillige Sonderentschädigung“, erklärte am Dienstag Michelle Kränzlein auf Nachfrage. Es gingen noch täglich neue Anträge ein. Die Akzeptanz des allein online möglichen Antrags an Erixx Holstein sei sehr gut.

Schaden und Kürzungen sind „sehr hoch und einschneidend“

Keine Auskunft gibt Kränzlein zu den finanziellen Auswirkungen: „Zu der Schadenssumme und den Kürzungen des Landes werden wir keine genauen Zahlen veröffentlichen. Diese sind natürlich sehr hoch und auch einschneidend.“