Lauenburg. Leere im Nebengebäude des Penny-Marktes. Tedi will in die Stadt zurückkehren. Famila nimmt neuen Anlauf für Sortimentserweiterung.
Der Friseurladen hat dichtgemacht, der benachbarte Bäcker ebenfalls, das Spielwarengeschäft steht leer und jetzt hat auch noch das K+K Schuhcenter geschlossen. Im Nebengebäude des Penny-Marktes im Stadtzentrum herrscht gähnende Leere. Lediglich beim Discounter Kik sind die Regale nicht geräumt, auch wenn der Laden derzeit coronabedingt geschlossen ist.
Doch es gibt eine gute Nachricht: Schnäppchenmarkt Tedi will die Gewerbeflächen des Spielwarenladens und des Schuhgeschäftes anmieten und damit nach sechs Jahren nach Lauenburg zurückkehren.
Lauenburgs letzter Schuhladen hat nun geschlossen
Vor zehn Jahren hatte man in Lauenburg noch die Wahl: Schuhe gab es in den Traditionshäusern Buer an der Berliner Straße und Grammerstorff am Fürstengarten. Beide Geschäfte haben längst geschlossen. Ende 2020 hatte schließlich auch Armbruster Lauenburg den Rücken gekehrt.
Um Schuhe zu kaufen müssen Lauenburger jetzt in die Nachbarstädte fahren, online bestellen oder sie werden in dem kleinen Sortiment fündig, das der Famila-Markt am Stadtrand führt. Würde es nach Geschäftsführer Christian Lahrtz gehen, wäre das Angebot an Schuhen bei Famila längst größer. Schuhe sind nämlich eine der Warengruppen, die der Markt seit 2006 auf der Liste für den geplanten Erweiterungsbau hat.
Kienast-Gruppe will K+K Schuhe am Famila-Standort ansiedeln
Doch diesen Wünschen steht der Entwurf des Einzelhandelsgutachtens gegenüber, der seit Jahren in den politischen Gremien der Stadt diskutiert wird. Obwohl sich Politik und Verwaltung von dem Projekt Marktgalerie längst verabschiedet haben, bleiben die Gutachter des Hamburger Büros BulwienGesa bei ihrem Argument, dass die gewünschte Sortimentserweiterung bei Famila für die Revitalisierung der Lauenburger Innenstadt kontraproduktiv sei. Zugpferde für den Einzelhandel seien Drogeriewaren, Mode und Schuhe. Diese Sortimente müssten in der Innenstadt verstärkt angeboten werden und nicht am Stadtrand, heißt es.
„Wenn es bei uns kein Drogeriemarkt sein soll, kann man darüber doch reden“, sagt Christian Lahrtz. Die Aufnahme der Warenguppen Schuhe und Bekleidung in den geplanten Erweiterungsbau hält er dagegen für unschädlich für die Revitalisierung der Innenstadt. Moderne Stadtplaner würden nämlich heute in eine andere Richtung denken: Die Zentren sollten darauf ausgelegt sein, Menschen Verweilqualität zu bieten – mit Straßencafés, kleinen Boutiquen, Grünflächen, Büchereien und anderen Kultureinrichtungen.
Famila-Chef schreibt Brief an Bürgermeister Thiede
Weil der Online-Handel immer weiter boomt, würden in den Innenstädten angesiedelte Filialisten immer weniger eine Überlebenschance haben. Anders dagegen, wenn die Leute im Supermarkt am Stadtrand ihren Wochenendeinkauf erledigen und dann gleich noch einen Abstecher in die benachbarten Ladengeschäfte machen können.
In einem der Redaktion vorliegenden Brief an Bürgermeister Andreas Thiede und die Lauenburger Politiker hat der Famila-Chef jetzt auf die aktuelle Situation auf dem Gelände des Penny-Marktes reagiert. Demnach hätte die Kienast Schuhhandels GmbH & Co. KG großes Interesse gezeigt, im geplanten Erweiterungsbau von Famila ihr niedrigpreisiges Sortiment K+K Schuhe anzubieten.
„Wir halten eine Ansiedlung an unserem heutigen Standort für sinnvoll und können uns vorstellen, das heutige Schuhsortiment auf unserer eigenen Verkaufsfläche entsprechend zu reduzieren“, schreibt Lahrtz. Allerdings sei mit der Kienast-Gruppe auch erörtert worden, dass für ein erfolgreiches Bestehen eines Schuhfachmarktes ein Textilanbieter in unmittelbarer Nähe „mehr als förderlich“ sei. Für den Fall, dass sich ein Textilanbieter am Famila-Standort ansiedeln würde, stellt Lahrtz auch für diese Warengruppe eine Reduzierung des Angebotes im bestehenden Famila-Markt in Aussicht.
Eigentümer des Penny-Marktes schreibt an Bürgermeister
Das Aus für die Marktgalerie hatte im vergangenen Jahr die Diskussionen über den Entwurf des Einzelhandelskonzeptes, aber auch die Erweiterungspläne von Famila erneut befeuert. Das Abstimmungsergebnis in der Februarsitzung des Bauausschusses spiegelte die kontroverse Diskussion wider: Die CDU stimmte geschlossen mit drei Stimmen für den Entwurf, ebenso André Peylo als einziger für die SPD. Seine beiden Fraktionskollegen stimmten dagegen, Grüne, UL und LWG ebenfalls. Damit war die Vorlage vom Tisch. Der Beschluss der Stadtvertretung steht aber noch aus.
Rückendeckung für die Erweiterungspläne von Famila gibt es jetzt ausgerechnet von der Konkurrenz: Bernd Günther Peitzker ist Eigentümer des Penny-Marktes, in dessen Nebengebäude K+K Schuhe ansässig war. In einem Schreiben an Lauenburgs Bürgermeister bittet er um Zustimmung, für die Ansiedlung von Tedi eine Flächenveränderung vorzunehmen. Gleichzeitig wirbt er für die Aufhebung der Sortimentsbeschränkung für Famila. „Drohender Leerstand bei uns würde abgewendet und der Firma K+K Schuhe eine Option in Lauenburg angeboten. Eine drohende Schwächung des Gesamtstandortes wäre abgewendet“, so sein Appell.