Lauenburg/Büchen/Geesthacht. Ob IC-Halt und Flixtrain, ob Nahverkehr mit Erixx oder ein Bahnanschluss für Geesthacht: Es läuft nicht rund.

2022 hätte ein Zeichen für die deutliche Verbesserung des Bahnverkehrs in der Region setzen können. Ob Fortschritte für den Bahnanschluss von Geesthacht, Verbesserungen für Schwarzenbek durch Halte von IC zwischen Hamburg und Berlin oder deutlich mehr Verbindungen auf der Strecke zwischen Lübeck, Ratzeburg und Büchen über Lauenburg bis nach Lüneburg. Was am Jahresende bleibt, ist die Erkenntnis, dass gut gemeint nicht gut geplant ist. Von gut gemacht ganz zu schweigen.

Verkehrswende nur in Trippelschritten

Redakteur André Herbst.
Redakteur André Herbst. © Privat | Privat

Nach dem Regierungswechsel in Kiel sind vor Ort zunächst die Hoffnungen gewachsen, ein Bahnanschluss Geesthachts könne noch vor Ende des Jahrzehnts Realität werden. Oder zumindest in Angriff genommen werden. Bekundungen, Geesthacht solle nicht die größte Stadt in Schleswig-Holstein ohne Bahnanschluss bleiben, müssten allerdings Taten folgen.

Wann macht Kiel seine Hausaufgaben?

Dazu gehört für die neue schwarz-grüne Landesregierung die Aufgabe, in wichtigen Detailfragen Einigkeit mit Hamburg herzustellen. Und natürlich offiziell klären zu lassen, ob und wie Bau und Betrieb einer Strecke sich rechnen kann. Erst anschließend wird es um die Frage gehen können, ob diese Verbindung im landesweiten Ranking vorgezogen wird.

Was den Bahnverkehr in der Fläche anbelangt, hinkt das Land zwischen den Meeren anderen deutlich hinterher. So ist eine flächendeckende landesweite Elektrifizierung für die nächste Dekade nicht in Sicht. Deutsche Bahn und Land sind zu sehr damit beschäftigt, die Hinterland-Anbindung der künftigen Fehmarn-Belt-Querung voranzutreiben. Und Sylt besser anzubinden.

Fehmarn-Belt-Anbindung genießt Vorrang

Einige Schritte sind in Arbeit. Dazu gehört auch der Ausbau der S 4 über Ahrensburg bis Bad Oldesloe. Wer mehr Güter zwischen Skandinavien und Deutschland auf die Schiene bringen will, muss dafür Platz auf den Trassen schaffen, heißt es dazu von Verantwortlichen aus den Ländern, dem Bund und der Deutschen Bahn.

Wie mühsam das Geschäft sein kann, hat der Rückzug von Flixtrain wenige Tage vor dem Start auf der Strecke Hamburg–Berlin gezeigt. Die Bahntochter von Flixbus hatte auf der wichtigen West-Ost-Trasse den Zuschlag für eine Handvoll Verbindungen täglich erhalten.

Flixtrain-Rückzug fordert Deutsche Bahn

Nach dem überraschenden Rückzug von Flixtrain mühte sich die Deutsche Bahn AG, binnen weniger Tagen die Voraussetzungen zu schaffen, die Verbindungen im bekannten Umfang fortzusetzen.

Grün wie Flixbus, aber mit deutlich weniger Marktanteil auf der Schiene: Der Rückzug von der Strecke Hamburg–Berlin noch vor dem Start der neuen Verbindung wirft Fragen auf.
Grün wie Flixbus, aber mit deutlich weniger Marktanteil auf der Schiene: Der Rückzug von der Strecke Hamburg–Berlin noch vor dem Start der neuen Verbindung wirft Fragen auf. © BGZ | Flixtrain

Dass Nutzer, Verkehrspolitiker und Bürgermeister anliegender Städte nicht über die jeweiligen Entscheidungen und Entwicklungen informiert wurden, verärgerte alle. Selbst die landeseigenen Service-Gesellschaft Nah.SH blieb außen vor.

Stotterstart von Erixx sorgt für Kritik

Das alles ist jedoch kein Vergleich zum Ärger, den eine „gelungene“ Übergabe an einen neuen Bahnbetreiber ausgelöst hat. Mit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember hat Erixx Holstein den Betrieb auf der Strecke zwischen Kiel, Lübeck, Büchen, Lauenburg und Lüneburg von der Bahntochter DB Regio übernommen. Und steht vom ersten Tag an in der Kritik.

Zu massiven Verspätungen und vielen ausgefallenen Zügen auf den Linien RE83 und RB84 gesellte sich zum Start ein Kommunikationsdesaster. Stundenlang warteten Kunden auf Bahnsteigen, ohne eine Information durch Zuganzeigen und Durchsagen.

Kommunikationsdesaster verärgert wartende Kunde

Die Erixx-Hotline war teils über Stunden nicht zu erreichen, ebenso die Internetseite. Stattdessen landeten manche Kunden auf dem Online-Auftritt von Erixx Niedersachsen, um dort zu erfahren, dass der Verkehr südlich der Elbe problemlos laufe.

Auslöser waren andere Probleme: DB Regio hatte nicht die vereinbarte Zahl an Zügen an ihren Nachfolger übergeben. Auch von den gestellten Zügen waren einige defekt, so dass Erixx Holstein zu Beginn nur über 17 von 25 Zügen verfügen konnte. Hinzu kommen knappes Personal und eine grassierende Erkältungswelle, die Lokführer und Zugpersonal matt setzte.

Notfahrplan soll Situation in den nächsten Wochen entspannen

Mit der Umstellung auf einen zusammengestrichenen Notfahrplan setzt sich Erixx neuer Kritik aus. Nicht genug, dass derzeit viele Verbindungen entfallen, mit denen die Gesellschaft hätte punkten können, etwa in den Abend- und Nachtstunden. Ein deutlich eingeschränkter Fahrplan zur Stabilisierung des Betriebs soll, so Erixx Holstein, voraussichtlich bis Anfang Februar gelten.