Geesthacht/Büchen. Im Entwurf des landesweiten Nahverkehrsplanes haben andere Projekte Priorität, darunter der Ausbau der S-Bahnen.

Im Entwurf des neuen landesweiten Nahverkehrsplanes (LNVP) rangiert eine Bahnanbindung Geesthachts weit hinten. Das von Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) und Nah.SH-Chef Arne Beck vorgelegte 130-Seiten-Papier ordnet die Reaktivierung der Karoline-Strecke ein mit „Zeithorizont offen“ sowie „Finanzierung noch nicht gesichert“.

Weiter vorn stehen in dem Papier der Ausbau der S-Bahnen S 4 über Ahrensburg bis Bad Oldesloe (Investitionskosten 1,7 Milliarden Euro) und Richtung Elmshorn (500 Millionen Euro) sowie Fortführung beziehungsweise Ausbau der S  21 von Altona bis Kaltenkirchen.

Damit, so das Papier, könnte bis etwa 2025 eine S-Bahn-Nutzung von Aumühle bis Kaltenkirchen ohne Umstieg quer durch den Großraum Hamburg ermöglicht werden. Die Investitionskosten werden mit 120 Millionen Euro beziffert.

S-Bahn-Ausbau geht vor Geesthachts Bahnanbindung

Dagegen nehmen sich Gesamtinvestitionen von 35 Millionen Euro für einen ersten Ausbau der Strecke Kiel–Lübeck nach 2030 bescheiden aus. Im Gegensatz dazu würde die Reaktivierung der Karoline-Strecke von Geesthacht mit Endpunkt Bergedorf für den Personenverkehr schon mit 74 Millionen Euro Investitionskosten zu Buche schlagen. Die Kosten für den Betrieb werden mit weiteren 17 Millionen jedes Jahr beziffert.

„Stufe 2 sieht als Ergänzung zu den Regionalbahnen einen umsteigefreien Regionalexpress zwischen Geesthacht und Hamburg Hauptbahnhof vor. Für die Realisation müsste allerdings zunächst der auf der Strecke Hamburg–Bergedorf–Büchen vorhandene eingleisige Abschnitt zwischen Berliner Tor und Tiefstack zweigleisig ausgebaut werden“, so der LNVP.

Damit nicht genug: „Außerdem müsste eine Einfahrmöglichkeit in den Hamburger Hauptbahnhof gegeben sein, was bislang aus Kapazitätsgründen ausgeschlossen ist.“ Zu den Kosten schweigen sich die Autoren aus.

Schienenverbindung Richtung Hamburg über Büchen ist Thema

Eine ganz andere Schienenverbindung Richtung Hamburg wird ebenfalls thematisiert, eine zusätzliche Anbindung über Büchen. Der in und um Lübeck existierende Regionalbahnverbund mit dem Namen Trave-S-Bahn soll ausgebaut werden, Richtung Norden bis Neustadt und Malente, Richtung Travemünde, aber auch gen Süden bis nach Büchen.

Ein Vorschlag: Von dort könnte die im Halbstundentakt fahrende Linie nach Westen einschwenken und dann über Schwarzenbek und Bergedorf Richtung Hamburg fahren. Auch diese Idee ist ohne gesicherte Finanzierung erst einmal nur Zukunftsmusik.

Mit der Trave-S-Bahn von Hamburg an die Ostsee?

Vom 1. Juli bis zum 17 September erhalten zunächst die Träger öffentlicher Belange Gelegenheit, sich zu den Projekten zu äußern. Dazu zählen neben verschiedenen Verbänden auch die für den Busverkehr zuständigen Kreise und kreisfreien Städte.

„Jetzt freue ich mich auf die Diskussion im Land bis zum September, und natürlich dann darauf, die Projekte auch auf die Schiene zu bringen“, sagt Arne Beck, Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Nah.SH.

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Kai Richert, verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, lobt das Papier – und den Parteifreund: „Mit dem neuen LNVP beweist unser Verkehrsminister Bernd Buchholz einen richtigen Investitions- und Gestaltungswillen.“

Mit der Elektrifizierung der Syltstrecke, der S 4 West zwischen Pinneberg und Elmshorn sowie dem zweigleisigen elektrifizierten Ausbau der Strecke Neumünster–Bad Oldesloe erfahre „das Schienennetz im Land einen wahren Modernisierungsschub, der den Schienenverkehr sauberer macht, neue Angebote schafft und das bisher anfällige Schienennetz deutlich widerstandsfähiger macht“.