Lauenburg/Geesthacht. Die HVV-Aktion im Advent gilt nur in vier Städten Schleswig-Holsteins. Im Süden des Kreises Herzogtum Lauenburg löst das Kritik aus.
Presseberichte zu kostenfreien Bussen in der Adventszeit haben in den vergangenen Tagen für kritische Nachfragen gesorgt. In vier Hamburger Nachbarstädten in Schleswig-Holstein gibt es derartige Angebote vom Hamburger Verkehrsverbund (HVV). Im Hamburger Osten gibt es diese vorweihnachtliche Aktion in Ahrensburg (Kreis Stormarn) sowie in Mölln im Kreis Herzogtum Lauenburg.
Öffentlicher Nahverkehr: HVV-Gratis-Aktion nur in wenigen Städten
Ohne Fahrschein bequem mit dem Stadtbus zu einem der zahlreichen Weihnachtsmärkte in der Region, beim Glühweintrinken nicht auf die Promille achten müssen, das wünschen sich die einen. Andere würden gern zum Weihnachtseinkauf das eigene Auto stehen lassen, um sich die aufwendige Parkplatzsuche und weite Wege zu ersparen.
Warum ist das, was in Mölln und Ahrensburg geboten wird, zudem auch in Bad Segeberg und Kaltenkirchen, nicht auch in Geesthacht, Schwarzenbek oder Lauenburg möglich? Bus-Nutzer und Geschäftsleute wollen wissen, warum ihre Region nicht in den Genuss kostenloser Busse kommt.
Für den Busverkehr sind die jeweiligen Kreise zuständig
Für den öffentlichen Busverkehr sind – im Gegensatz zum Schienennahverkehr – die Kreise und kreisfreien Städte zuständig. Das gelte jedoch nur für die Organisation des regelhaften Verkehrs. Nicht für Sonderaktionen wie etwa für kostenfreien Busverkehr in der Adventszeit, sagt Tobias Frohnert. „Die Kosten müssen die jeweiligen Kommunen selbst tragen“, betont der Sprecher des Kreises Herzogtum Lauenburg. „Der HVV rechnet die Kosten mit den jeweiligen Kommunen unmittelbar ab.“
Die politische Entscheidung werde vor Ort getroffen, so Frohnert: „Möglicherweise haben Verantwortliche in Mölln entschieden, diesen Service lassen wir uns etwas kosten, während andernorts die Entscheidung getroffen wurde, dafür geben wir kein Geld aus.“
Städte fühlen sich vom HVV schlecht informiert
In den Städten im Südkreis ist die Lesart eine andere. „Anfragen des HVV zu Interesse an einem kostenfreien Busverkehr vor Weihnachten hat es bei uns nicht gegeben“, sagt Petra Scheerer, zuständige Amtsleiterin im Schwarzenbeker Rathaus. Allerdings startet in wenigen Tagen auch in dieser Stadt ein Stadtbusverkehr auf fünf Linien. Unter dem Dach des HVV fahren Busse der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH).
Die VHH stellen bereits in Geesthacht und Lauenburg den innerstädtischen Busverkehr sicher. „Wir sind als Stadt nicht vom Hamburger Verkehrsverbund gefragt worden, ob wir ein kostenfreies Angebot in der Adventszeit möchten“, bestätigt auch Lauenburgs Bürgermeister Andreas Thiede. Die VHH zeigten sich andererseits immer „zugänglich, wenn wir mal Wünsche äußern“.
Lauenburgs Weihnachtsmarkt auch ohne Bus-Angebot gut besucht
Als Marketing-Anreiz, um etwa mehr Menschen auf Lauenburgs Weihnachtsmarkt zu locken, seien kostenlose Busse jedoch nicht nötig, ist Thiede überzeugt. „Wir haben einen der schönsten Weihnachtsmärkte der gesamten Region. Der ist seit jeher sehr gut besucht, manchmal gar überlaufen.“ Angesichts der leeren Lauenburger Stadtkasse sei es daher fraglich, „ob wir dafür Geld in die Hand nehmen sollten“.
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„Wir haben es bereits, Lauenburg führt jetzt ebenfalls ein deutlich verbilligtes City-Ticket ein“, sagt Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze. Beide Städte investierten über das gesamte Jahr in einen preisgünstigen Busverkehr. In Geesthacht aktuell etwa 75.000 Euro im Jahr. Geesthacht habe zudem vergangenes Jahr mit einer kostenlosen Mobilitätswoche versucht, „mehr Menschen für den Busverkehr zu begeistern“.
Kritik: Chance einer kreisweiten Aktion wird verpasst
Dennoch bedauert auch Olaf Schulze fehlende Kommunikation mit den Kommunen. „Ich hätte es gut gefunden, wenn der HVV alle angefragt hätte. Eine gemeinsame Aktion im Kreis hätte doch gut in die verkehrspolitische Landschaft gepasst.“
Dem Vorwurf unzureichender Kommunikation widerspricht HVV-Sprecher Rainer Vohl. Gerade Angebote wie kostenlose Freifahrten in der Adventszeit hätten eine lange Tradition im HVV-Gebiet. „Das ist in den Kreisen lang bekannt. Sie beraten sich dann mit den Städten, was gewünscht ist.“ Es sei dann an den Städten und Gemeinden zu entscheiden, ob sie für ein solches Angebot Geld in die Hand nehmen wollen.
Auch Hamburger wollen kostenlose Busse im Advent
Doch auch Rainer Vohl hat von einer steigenden Zahl kritischer Nachfragen gehört. „In der Vergangenheit haben wir über derartige Angebote immer örtlich begrenzt informiert, dort wo sie gelten“, so der Pressesprecher. Aktuell ginge die Resonanz darüber weit hinaus. Vohl: „Jetzt haben wir auch Anfragen aus Hamburg, warum wir kostenlose Busfahrten im Advent nicht auch in der Hansestadt anbieten.“