Glinde. Neue ÖPNV-Angebote in Stormarn und im Kreis Herzogtum Lauenburg ab 11. Dezember. VHH präsentieren Fahrzeug auf Betriebshof in Glinde.
Er ist 8,05 Meter lang, hat ein zulässiges Gesamtgewicht von 5500 Kilo sowie 130 Kilometer Reichweite. Für 20 Menschen gibt es eine Sitzmöglichkeit, sechs weitere können im Stehen mitfahren. Das sind wesentliche Merkmale des Elektrobusses des niederländischen Herstellers VDL, der Mittwoch auf dem Gelände der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) in Glinde präsentiert wurde. Die klimafreundlichen Personentransporter werden demnächst in der Region unterwegs sein: auf neuen Ringlinien in Bargteheide sowie Schwarzenbek.
Es ist ein Prestigeprojekt, das zur Forcierung der E-Mobilität beiträgt und den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) stärkt. Der Start ist am Sonntag, 11. Dezember, mit dem HVV-Fahrplanwechsel. Auf Stormarner Gebiet sind dann vier solcher Kleinbusse im Einsatz, was überrascht. Noch vor zwei Wochen war man davon ausgegangen, den Betrieb als Interimslösung mit Dieselbussen aufnehmen zu müssen. Bei mehreren Batterien der Fahrzeuge wurden Wassereinbrüche festgestellt, die Übernahme wurde gestoppt. Es hieß, Ersatzspeicher seien nicht zeitnah zu beschaffen.
Dieselkleinbusse in Schwarzenbek sind Übergangslösung
Für Bargteheide hat jetzt doch alles pünktlich geklappt. Schwarzenbek muss auf seine fünf E-Busse noch warten, dort überbrückt Betreiber VHH unter anderem mit gemieteten Dieseln. Spätestens Ende Februar soll dann auch im Kreis Herzogtum Lauenburg umgesattelt werden. Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein hatten eine Flotte mit 16 Fahrzeugen im Nachbarland bestellt, darunter auch welche für Henstedt-Ulzburg. Laut Geschäftsführer Toralf Müller handelt es sich um Vorführwagen mit Erstzulassung und wenigen Kilometern Laufleistung. Den Anschaffungspreis will er nicht verraten. Dafür lobt er deren die Vorteile: „Aufgrund ihrer Größe und ihres geräuschlosen Antriebs sind sie bestens dafür geeignet, auch durch die schmalen Straßen in den Wohngebieten zu fahren.“
Die drei Stadtlinien in Bargteheide haben die Nummern 8107, 8108 und 8109. Sie sind am Bahnhof untereinander vernetzt. Die emissionsfreien Elektrobusse fahren montags bis sonnabends zwischen 5.30 und 21.30 Uhr. In den Hauptverkehrszeiten von 6 bis 9 Uhr sowie zwischen 15 und 20 Uhr gilt der Halbstundentakt, ansonsten sind es 60 Minuten. Zum Fahrplanwechsel wird zudem der Umlandtarif eingeführt. Der Einzelfahrschein kostet 1,90 Euro. Wer das sogenannte Deutschlandticket für 49 Euro hat, darf natürlich auch einsteigen. „Die Stadt ist dankbar und stolz, mitmachen zu dürfen. Das ist der Auftakt, um den Individualverkehr zu minimieren. Ich wünsche mir, dass die Bevölkerung von dem Angebot Gebrauch macht“, sagt Bürgermeisterin Gabriele Hettwer.
Stormarns Landrat Henning Görtz hofft auf Rückgang der Auto-Nutzung
Begeistert ist auch Schwarzenbeks Verwaltungschef Norbert Lütjens: „Man kann jetzt aus jedem Winkel der Stadt ins Einkaufsgebiet fahren. Es ist genau der richtige Zeitpunkt. Ich bin optimistisch, dass die Bürger die Sache annehmen.“ Die neuen Linien erschließen die Wohnquartiere im Norden rund um Bismarck- und Brüggemannstraße sowie Mühlenbogen/Mühlenredder, das Gewerbegebiet an der Grabauer Straße und die Geschäfte am Lupuspark. Die Busse mit den Nummern 8523, 8524 und 8525 passieren den Bahnhof mit Umsteigemöglichkeit auf den Regionalexpress von und nach Hamburg. Dazu gibt es die gegenläufigen Linien 8521 und 8522, die alle Stadtteile miteinander verbinden. Alle verkehren montags bis freitags von 5 bis 21 Uhr im Stundentakt, die mit den Endziffern 21 und 22 befördern Gäste auch am Wochenende. Durch Überschneidungen in der Linienführung können Fahrgäste an Haltestellen auch alle 30 Minuten zusteigen.
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Stormarns Landrat Henning Görtz war bei der Präsentation in Glinde ebenfalls dabei. Er sagt: „Zusammen mit dem vom Bund geförderten Angebotsausbau gelingt uns damit eine deutliche Verbesserung der Mobilität. Das erklärte Ziel ist es, diesen Stadtverkehr auch nach Ende der Förderung mit eigenen Mitteln aufrecht zu erhalten. Wir hoffen dabei natürlich auch auf einen Anteil aus den kürzlich zugesagten zusätzlichen Regionalisierungsmitteln des Bundes.“ Görtz verbindet mit der Einführung der Stadtlinien die Hoffnung, dass zum Beispiel Haushalte mit aktuell zwei Autos künftig auf zumindest einen Pkw verzichten.
Bund zahlt für Bargteheider Projekt 250.000 Euro im Jahr
Das aktuell vom Bund unterstütze Projekt ist auf zwei Jahre ausgelegt und trägt den Namen „Stärkung des Öffentlichen Verkehrs. Kreisübergreifende Angebotsoffensive zum Ausbau und zur Schaffung eines metropolitanen Stadt-Land-Taktes“. Für Bargteheide gestaltet sich das so: Der Betrieb kostet per anno 700.000 Euro, 250.000 davon übernimmt der Bund, 340.000 der Kreis. Die Stadt steuert 110.000 Euro bei. In Schwarzenbek mit seinen fünf neuen Linien ist der Förderanteil des Bundes noch höher. Er beträgt 547.000 Euro im Jahr bei Gesamtausgaben in Höhe von 820.000 Euro.
Die Elektrobusse haben einen barrierefreien Einstieg und eignen sich daher auch für Menschen mit Rollator und jene, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Eine prognostizierte Auslastung haben die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein nicht erstellt. Sie gehen davon aus, dass Kunden das neue Angebot vermehrt in den Hauptverkehrszeiten nutzen. Man orientiert sich bei der Annahme an den Fahrgastzahlen der herkömmlichen Linien.
Der Kreis Stormarn hat bereits 2019 die sukzessive Umstellung auf eine klimafreundliche Antriebstechnik beschlossen. Ziel ist es, den ÖPNV bis 2032 emissionsfrei zu gestalten. Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein, die einen Großteil des Busverkehrs in der Region abwickeln, setzen voll auf umweltfreundliche Mobilität. Nach Unternehmensangaben wurden 2020 durch den Einsatz von Hybrid- sowie elektrisch betriebenen Bussen 789 Tonnen CO2 eingespart. Alle Fahrpläne, Haltestellen und Abfahrtszeiten für die neuen Stadtlinien in Bargteheide und Schwarzenbek sind auf www.hvv.de zu finden.