Lauenburg. Mit dem Fahrplanwechsel gibt es endlich das günstige City-Ticket. Warum die Stadt trotzdem eine bittere Pille schlucken muss.
Wer mit dem Bus vom Lauenburger ZOB bis zum Friedhof fährt, muss derzeit für das Ticket 2,40 Euro berappen. Die Strecke ist so kurz, dass sich nicht mal das Hinsetzen lohnt. Wer jedoch nicht gut zu Fuß ist, ist auch für diesen Weg auf den Bus angewiesen. Anders als in allen anderen Städten des Kreises gibt es in Lauenburg bisher kein günstiges City-Ticket. Doch das soll sich mit dem Fahrplanwechsel zum 11. Dezember ändern.
Es gab in Lauenburg bisher mehrere politische Vorstöße, eine solche verbilligte Stadtfahrt einzuführen. Zuletzt hatte die SPD im Mai dieses Jahres dafür geworben und dafür politischen Rückhalt aller Fraktionen erhalten. Die Verwaltung hatte auch schon mal mit spitzem Bleistift gerechnet: Etwa 10.000 Euro würde der Eigenanteil der Stadt betragen, das subventionierte City-Ticket einzuführen. „Ich denke, dass dem nichts im Wege stehen dürfte. Selbst Schwarzenbek hat ein City-Ticket, obwohl es in der Stadt gar keine Stadtbusse gibt“, sagte der damalige Amtsleiter Reinhard Nieberg während der Mai-Sitzung des Ausschusses Umwelt, Energiewende und Digitalisierung. So kann man in Geesthacht für 1,80 Euro im gesamten Stadtgebiet fahren, inklusive Grünhof-Tesperhude.
Für 1,80 Euro bis an den Lauenburger Stadtrand
Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) hatte schon vor sechs Monaten zugesagt, das Anliegen der Stadt Lauenburg zu prüfen. In der Stadtverwaltung lag die Information am Freitag zwar noch nicht vor, aber HVV-Sprecher Rainer Vohl erklärte auf Nachfrage unserer Redaktion: „Zum 11. Dezember wird die Einzelkarte Stadtverkehr in Lauenburg zum Preis von 1,80 Euro je Fahrt eingeführt.“
Der neue Tarifbereich der Einzelkarte Stadtverkehr Lauenburg umfasst alle Streckenabschnitte zwischen den Haltestellen innerhalb Lauenburgs. Zusätzlich wird die Haltestelle „Glüsing, Berliner Straße“ in den Tarifbereich des City-Tickets einbezogen. Ab Januar kommenden Jahres wird das Lauenburger City-Ticket dann 1,90 Euro kosten. Das hängt mit den allgemeinen Preissteigerungen zusammen, die der HVV für 2023 angekündigt hatte.
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92.000 Euro Nachzahlung für fünf Jahre
Auch wenn sich der jahrelange Kampf um die Einführung der verbilligten Stadtfahrt nun endlich ausgezahlt hat, dürfte die Freude in Politik und Verwaltung getrübt sein. Der Stadtverkehr ist nämlich schon ohne das City-Ticket teurer als ursprünglich kalkuliert, und das muss die Stadt jetzt rückwirkend ausbaden.
Für den Eigenanteil an der verbilligten Stadtfahrt in Höhe von 10.000 Euro jährlich hatte die Politik ja bereits grünes Licht gegeben. Womit bisher niemand gerechnet hat ist ein Schreiben des Kreises, das jetzt bei der Stadtverwaltung eingegangen ist. „Defizitbeteiligung der Stadt Lauenburg am Stadtverkehr“ steht in der Betreffzeile. Auf der Grundlage der Finanzierungsvereinbarung mit dem Kreis hatten sowohl Geesthacht als auch Lauenburg seit 2011 jeweils nun immer Abschlagzahlungen geleistet. Jetzt hat der Fachdienst Regionalentwicklung und Verkehrsinfrastruktur eine erste Abrechnung vorgenommen. Für die Jahre 2011 bis 2015 muss die Stadt Lauenburg insgesamt 91.790,54 Euro nachzahlen.
Unstimmigkeiten zwischen Kreis und HVV verzögern Abrechnung
In Geesthacht war die Nachricht von der Nachzahlung für den Stadtverkehr schon vor ein paar Tagen angekommen, nur die Höhe stand noch nicht fest. Die Gemüter erregte dort besonders die Tatsache, dass die Abrechnung erst jetzt erfolgt und Forderungen ab 2016 offenbar noch nicht beziffert werden können. „Es gibt Unstimmigkeiten zu den Leistungsdaten zwischen den Verkehrsbetrieben und dem Kreis“, sagte Kreissprecher Tobias Frohnert gegenüber unserer Redaktion. Mittlerweile ist klar, dass die Stadt Geesthacht für den Zeitraum von 2011 bis 2015 insgesamt 314.000 Euro nachzahlen muss.
Abschlagzahlung für Stadtverkehr bleibt bei 130.000 Euro im Jahr
Die Stadt Geesthacht muss künftig einen jährlichen Abschlag in Höhe von 770.000 Euro für den Stadtverkehr an den Kreis leisten, bisher waren es 470.000 Euro. In Lauenburg bleibt es bei der Abschlagzahlung in Höhe von 130.000 Euro.
Das böse Erwachen dürfte aber auch in Lauenburg erfolgen. Schon jetzt haben sich die Abschlagzahlungen als zu niedrig erwiesen, was die Nachforderung für die ersten fünf Jahre nach Vertragsabschluss mit dem Kreis zeigt. „Jetzt kommen die Kosten für das City-Ticket ja auch noch oben drauf“, sagt Reinhard Nieberg aus dem Stadtentwicklungsamt.
Höhe der ausstehenden Nachforderungen derzeit unbekannt
Wie in Geesthacht hat man sich in Lauenburg ebenfalls die Frage gestellt, ob die Forderungen des Kreises nicht verjährt seien. Bei näherem Hinsehen erweist sich diese Hoffnung allerdings als wenig tragfähig. „Wir wussten ja, dass wir immer nur Abschläge leisten“, sagt Nieberg.
Welche Nachforderungen für den Stadtverkehr auf Lauenburg für die Jahre 2015 bis heute zukommen, ist für die Verwaltung bisher eine große Unbekannte. Einen Haushaltsansatz gibt es dafür jedenfalls ebenso wenig wie für die erste Forderung von fast 92.000 Euro. „Wir werden mit der Politik beraten, wie wir mit den Nachforderungen umgehen“, sagt Nieberg.