Lauenburg. Das Personalkarussell in der Lauenburger Kirchengemeinde dreht sich weiter. Warum der nächste Pastor nun seinen Hut nimmt.
Als Ulrich Billet im Februar 2016 seine Pastorenstelle in Lauenburg antrat, lagen konfliktreiche Zeiten in der Kirchengemeinde Kirchwerder hinter ihm. In Lauenburg fühle er sich wohl und angenommen, sagte er damals. Trotzdem nimmt der 61-Jährige jetzt seinen Hut. Zu Beginn des neuen Jahres wird er Pastor in der Gemeinde St. Johannis in Buchholz im Landkreis Harburg.
Damit dreht sich das Personalkarussell der Pastoren in der Lauenburger Maria-Magdalenen-Gemeinde weiter. Im Mai vergangenen Jahres zog es Sara Burghoff nach Flensburg. Im August dieses Jahres verabschiedete sich auch Philip Graffam aus Lauenburg. Er ist der neue Propst im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg. Im vergangenen Monat trat Hans-Christian Baden-Rühlmann in Lauenburg seine erste Pastorenstelle an. An den personellen Wechseln habe es nicht gelegen, dass auch er nun gehe, versichert Billet. Im Gegenteil: „Ich bin sicher, das wäre eine spannende Zusammenarbeit mit meinem jungen Kollegen geworden. Aber manche Chance kommt nur einmal im Leben“, sagt er.
Neue Kirchengemeinde bietet Ulrich Billet viele kulturelle Perspektiven
Die Kulturkirche St. Johannis hat sich neben der religiösen Arbeit der Vermittlung zeitgenössischer Literatur verschrieben. Musikevents, Ausstellungen, Lesungen und Workshops finden in dieser Kirche Raum und Zeit. Für den ausgebildeten Kirchenmusiker Ulrich Billet eine ideale Kombination. „In jeder ernstzunehmenden Kunst steckt eine religiöse Dimension“, ist er überzeugt. Gemeinsam mit dem Veranstaltungsmanager der Kulturkirche Buchholz wird Billet neben seiner Pastorentätigkeit für die Programmgestaltung zuständig sein.
Von Lauenburg wegzugehen, fiele ihm trotzdem schwer. Erst vor Kurzem hat er mit seiner Frau eine Wohnung in der Altstadt bezogen, nur ein paar Gehminuten von Elbe und Maria-Magdalenen-Kirche entfernt. „Ich nehme jeden Tag ein Stück Abschied von Lauenburg. Die Menschen hier werde ich sehr vermissen. Aber die neue berufliche Aufgabe lockt mich doch sehr“, sagt Ulrich Billet.
Kirche in Veränderung – Impulse aus Lauenburg wirken nach
Was hat ihn besonders geprägt in Lauenburg? Über die Antwort muss er nicht lang nachdenken. „Während des Lockdowns haben wir neue Wege beschritten. Statt Lücken in den Corona-Beschränkungen zu finden, setzten wir konsequent auf unsere technischen Möglichkeiten. Mit unseren digitalen Gottesdiensten haben wir Menschen erreicht, die wir sonst nie in der Kirche sehen.“
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Diese Erfahrung wolle er nicht missen. Billet: „Um wieder mehr junge Menschen für die Kirche zu begeistern, sind solche Formate bestens geeignet.“
Während des Lockdowns seien ihm die menschlichen Stärken vieler Lauenburger besonders bewusst geworden. „Die Tafel musste ihre Arbeit einstellen und wir als Kirchengemeinde haben die Versorgung Bedürftiger übernommen. Jeden Tag standen Menschen vor der Tür und haben gesagt: Hier bin ich. Ich habe ein Auto. Wo kann ich helfen? Das hat mich unheimlich beeindruckt“, erinnert er sich.
Rückkehr nach Lauenburg irgendwann nicht ausgeschlossen
In der Stadt löst die Nachricht vom Weggang des Pastors Betroffenheit aus. „Ulrich Billet war in Lauenburg ja nicht nur ein Mann der Kirche. Viele Events wurden durch seine musikalische Mitwirkung zu einem Erfolg. Es ist sehr schade, dass er geht“, bedauert Veranstaltungsmanager Andy Darm.
Während des Weihnachtsmarktes am dritten Adventswochenende auf dem Schlossplatz wird Ulrich Billet noch einmal einen stimmungsvollen Auftritt haben. Am Sonntag, 18. Dezember, beginnt um 11 Uhr in der Maria-Magdalenen-Kirche der Abschiedsgottesdienst. Von Anfang November bis Ende Februar wird eine Vertretungspastorin in Lauenburg einspringen.
Für Ulrich Billet ein Abschied für immer? Auch wenn für den 61-Jährigen der Ruhestand noch kein Thema sei, denke er ab und und zu doch daran. „Vielleicht zieht es meine Frau und mich später wieder hierher zurück. Wer weiß“, sagt der Pastor.