Lüneburg. Am 10. April wird Pastor Ulrich Billet offiziell in sein Amt eingeführt. Wir sprachen mit ihm über Lauenburg, Gott und die Welt.
LL: Herr Billet, Sie haben in Kirchwerder bewegte Zeiten hinter sich. Der Streit mit dem dortigen Kirchenvorstand bewog sie schließlich, die Gemeinde zu verlassen. Was zog Sie jetzt ausgerechnet nach Lauenburg?
Billet: Ich hatte danach einige Zeit als Vertretungspastor gearbeitet und das hätte gern auch noch eine Weile so bleiben können. Als ich dann aber die Ausschreibung für Lauenburg las, musste ich nicht lange überlegen. Lauenburg hat eine ganz besondere Schwingung. Die Altstadt und die unmittelbare Lage an der Elbe haben mich schon immer begeistert.
Sie haben ja bereits im Februar ihren Dienst in Lauenburg angetreten. Warum ist die Amtseinführung erst jetzt vorgesehen?
Das hatte terminliche Gründe. Ich muss aber sagen, dass ich ganz froh darüber bin. So konnte ich ohne großes Tamtam erstmal Eindrücke von der Gemeinde sammeln. Ich habe hier bereits viele freundliche, aufgeschlossene Menschen kennengelernt, die manchmal auch Ecken und Kanten haben. Das ist gut so. Mir ist es recht, wenn mir Menschen offen begegnen, gern dürfen sie auch Kritik an meiner Arbeit äußern.
Sie engagieren sich unter anderem sehr für die Flüchtlingshilfe. Viele dieser Menschen fliehen aus Kriegsgebieten, in denen ihr Leben bedroht war. Wie geht ihr Verständnis von Gott mit dem großen Elend zusammen, das uns Tag für Tag über die Medien erreicht?
Gott hat die Menschen mit freiem Willen geschaffen. Das heißt, frei Gutes zu tun aber auch Schlechtes. Kriege sind nicht Gottes Wille und es wird keinen Weltfrieden ohne Religionsfrieden geben. Nur wenn sich Menschen unterschiedlichen Glaubens gegenseitig akzeptieren, ist Frieden möglich. Dazu will ich im Kleinen auch in Lauenburg beitragen. Vielfalt sollte keine Angst machen, im Gegenteil.
Ihnen liegt die Ökumene sehr am Herzen, wie Sie sagen. Haben Sie bereits Kontakt zu Vertretern anderer Konfessionen und Religionen in Lauenburg?
Ja, weil ich das für sehr wichtig halte. Es gab erste Gespräche mit der katholischen Kirchengemeinde und den beiden Freikirchen, die in der Stadt vertreten sind. Auch zur türkisch islamischen Gemeinde möchte ich einen guten Kontakt aufbauen. Das läuft ja in Lauenburg schon sehr gut und ich freue mich schon auf das zweite gemeinsame Friedensgebet der Religionen am 29. April.
Sie sind Pastor, lesen aus der Bibel und sind auf der anderen Seite auch in sozialen Netzwerken unterwegs. Ist das für Sie kein Widerspruch?
(Ulrich Billet lacht) Warum? Ich poste meine Beiträge bei Facebook für jeden sichtbar, äußere mich zu politischen und religiösen Themen, aber auch ganz persönlich. So kann ich authentisch sein. Man kann mir auf diese Weise auch persönliche Nachrichten schreiben. Das sind für mich Seelsorgegespräche in anderer Form. Ich kann mir sogar vorstellen, dass unsere Kirchengemeinde künftig eine eigene Facebookseite betreibt.
Das hört sich ganz so an, als würden Sie auf diese Weise besonders die Jugend für die Kirche begeistern wollen. Sehen Sie darin einen Schwerpunkt Ihrer Arbeit?
Für die Jugendarbeit ist in unserer Gemeinde in erster Linie Pastor Philip Graffam verantwortlich und er macht das ganz hervorragend. Meinen Schwerpunkt möchte ich auf die Arbeit mit Erwachsenen und Senioren legen. Viele ältere Menschen sind sehr vereinsamt. Das ist ein gesellschaftliches Problem. Als Kirche können wir Brücken bauen, dazu möchte ich beitragen.
Hat man als Pastor eigentlich mal Feierabend oder sind Sie rund um die Uhr für alle und jedes Problem erreichbar?
Nein, man muss sich auch abgrenzen und entspannen können und das gelingt mir auch gut. In meiner Freizeit bin ich am liebsten mit meinen beiden Söhnen zusammen. Und als ausgebildeter Kirchenmusiker gebe ich ab und zu Konzerte an der Orgel, das ist für mich der perfekte Ausgleich. Um den Kopf frei zu bekommen, reicht aber manchmal schon ein Spaziergang an der Elbe. Natürlich sprechen mich bei dieser Gelegenheit Menschen an. Aber das ist gut so und ein Grund mehr, warum ich mich in Lauenburg schon jetzt so wohl fühle.