Lauenburg. Er ist erst 31 Jahre – aber Hans-Christian Baden-Rühlmann hat schon viele Erfahrungen gemacht. Nicht zuletzt in seiner Zeit in Asien.

Verstärkung für die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Maria Magdalenen. Vor wenigen Tagen hat dort Hans-Christian Baden-Rühlmann seine Tätigkeit aufgenommen. Nach einem Jahr Vikariatstätigkeit in Seoul ist Lauenburg für den 31-Jährigen seine erste Pastorenstelle. Er füllt die Lücke, die die Berufung von Pastor Phillip Graffam zum Propst im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg gerissen hat, betreut künftig gemeinsam mit Pastor Ulrich Billet die Gemeinde.

Herr Baden-Rühlmann, Ihre Eltern sind beide als Pastoren tätig. War Ihr Weg von Beginn an vorgezeichnet?

Hans-Christian Baden-Rühlmann: Nein, nicht wirklich. Es stimmt, ich bin quasi in der Kirche aufgewachsen. Und ich habe gesehen, wie viel Freude meine Mutter und mein Vater an ihrem Beruf haben. Während meiner Schulzeit hatte ich jedoch überlegt, ob ich nicht eine Ausbildung bei der Polizei oder dem Zoll mache.

Und dann haben Sie sich doch für das Theologiestudium entschieden.

In der Oberstufe bin ich häufig in eine Freikirche gegangen. Dort habe ich mich das erste Mal mit Gleichaltrigen über den Glauben austauschen können. Dadurch wurde mein Interesse für die Theologie geweckt. Bis dahin hatte mich die Befürchtung abgehalten, dass die Sprachen Griechisch, Hebräisch und Latein zu schwer für mich sein könnten. In der Uni hatte ich aber die Zeit, mich erst mal nur darauf zu konzentrieren. So ging es für mich relativ einfach. Vor allem aber habe ich mich in dieser Zeit mit vielen spannenden Themen befasst und interessante Menschen kennengelernt.

Nordkirche bietet die Möglichkeit für ein Auslandsvikariat

Sie waren, bevor Sie nach Asien gegangen sind, als Vikar in Itzehoe tätig, besonders in der Jugendarbeit. Wie kam es dann zu der Entscheidung, für ein Jahr nach Südkorea zu gehen?

Ich bin in Kiel geboren, in Bad Schwartau aufgewachsen, habe in Bad Oldesloe Abitur gemacht und in Schleswig-Holstein und Hamburg studiert. Das heißt, ich bin nie richtig herausgekommen. Die Nordkirche bietet die Möglichkeit für ein Auslandsvikariat. Als sich die Gelegenheit bot, haben meine Frau und ich uns angeschaut und entschieden, das machen wir.

Ihre Frau ist auch für die Kirche tätig?

Nein, sie ist studierte Betriebswirtin. Sie stand vor der Entscheidung, sich neu zu orientieren, ihre Stelle zu wechseln. Das passte genau. Sie hat in dem Jahr Koreanisch gelernt, eine wirklich schwierige Sprache.

Wer Auslandsjahr hört, denkt doch eher an Kanada oder Australien, warum Südkorea ?

Gerade deswegen. Ich wollte gerade nicht in die „klassischen“ Länder, sondern etwas anderes sehen. Seoul ist in vielerlei Hinsicht hochinteressant. So gibt es etwa in Südkorea nicht die evangelische Kirche, wie wir sie kennen. In dem Land existieren vielmehr viele Freikirchen nebeneinander und wirken auch zusammen.

Es heißt, die koreanische Gesellschaft sei im Spagat zwischen Tradition und Moderne.

Das ist richtig. Die digitale Kommunikation ist viel weiter als hier. Es ist völlig normal, alle Ereignisse zu fotografieren, zu filmen und dann online zu stellen. Auf der anderen Seite sieht man aber auch eine sehr traditionelle Gesellschaft mit steilen Hierarchien. Ich hatte die Idee, mich in Korea als „Influencer“ zu betätigen. Doch ich habe den Aufwand unterschätzt und es in einem Jahr nur auf zwölf Videos auf Youtube gebracht. Ich habe dann auf Instagram umgesattelt. Was wir auf jeden Fall von Korea lernen können ist, wie wichtig und vielschichtig Öffentlichkeitsarbeit sein kann.

Neuer Pastor war auch in der Pro-Wrestling-Scene unterwegs

Kann es sein, dass ihr Vater, ein ausgewiesener Asien-Fan, auf sie abgefärbt hat?

Ja, ich denke schon. Obwohl sein Interesse wohl eher in Japan als in Korea liegt.

Glaubt man dem Internet, dann sind Sie auch in asiatischer Kampfkunst versiert. Die Lauenburger Kirche hat jetzt einen Pastor, der sich auch körperlich zu wehren wüsste?

(lacht) Ich wusste nicht, dass Lauenburg so ein hartes Pflaster ist. Aber ja, ich trainiere seit meinem zehnten Lebensjahr Kampfsportarten, zuerst Tae-Kwon-Do später Jiu-Jitsu. Auch Kampfsporttraining habe ich gegeben. In meiner Kieler Studienzeit war ich sogar in der Pro-Wrestling-Scene unterwegs.

Was wollen Sie jetzt zuerst in Lauenburg angehen? Wie teilen Sie und Pastor Billet sich künftig die Arbeit?

Pastor Billet wird sich um die wichtige Seniorenarbeit kümmern und natürlich auch um den musikalischen Bereich. Wir haben abgesprochen, dass ich mich um die Öffentlichkeitsarbeit kümmere und in die Jugendarbeit einsteige.

Haben Sie bereits konkrete Überlegungen, die Sie uns verraten?

Ja, ich möchte die Jugendarbeit im Kirchenkreis vorantreiben, gemeinsame Projekte mit den Pastoren in meiner Umgebung organisieren. Ich will gemeinsam mit anderen unseren Glauben feiern und nach außen tragen.

Herr Baden-Rühlmann, wann werden Sie offiziell eingeführt? Und wann verlegen Sie Ihren Wohnsitz nach Lauenburg?

Am Sonntag, 25. September, beginnt um 11 Uhr mein Einführungsgottesdienst. Ich hoffe, dass wir in absehbarer Zeit in unser Haus einziehen können. Vieles hängt von den Handwerkern ab, die sind im Augenblick ja sehr gefragt.

Wo wohnen Sie im Augenblick?

Aktuell habe ich Unterschlupf bei meinen Eltern gefunden. Das heißt, ich pendle jeden Tag zwischen Ahrensburg und Lauenburg. Das ist kein so großes Problem. Doch ich freue mich schon sehr darauf, meinen Lebensmittelpunkt nach Lauenburg zu verlegen.