Geesthacht. Bis 2025 entstehen 480 weitere Kitaplätze. Allerdings stärkt ein Provisorium die Bilanz. Und der Bedarf an Plätzen steigt.
Das Aus für den Anbau der städtischen Kita Heuweg war ein Schlag ins Kontor für die Geesthachter Bemühungen, weitere Betreuungsplätze in der Stadt zu schaffen. Wegen einer unverhältnismäßigen Kostensteigerung – 30 neue Kitaplätze hätten vier Millionen Euro gekostet – wurde die Reißleine gezogen. Eine nachvollziehbare Entscheidung, auch wenn man bedenkt, dass sich die Vertreter in der Elbestadt auf einem guten Weg sehen, die Versäumnisse der Vergangenheit aufzuarbeiten.
Von den 501 Kitaplätzen, die Stand 15. Oktober 2020 laut Mitteilung der Verwaltung fehlten, sind bereits 480 im Bedarfsplan des Kreises Herzogtum Lauenburg festgeschrieben. Das heißt, finanzielle Zuschüsse sind garantiert. Bei 215 Plätzen davon ist man sogar noch einen Schritt weiter. Diese sollen voraussichtlich bis zum 1. Januar 2023 zur Verfügung stehen.
Das Gros entsteht – auch das gehört zur Wahrheit – durch die längere Nutzung eines Provisoriums. Die Container an der 2020 entwidmeten St.-Petri-Kirche waren zunächst nur als Ausweichquartier während der Bauzeit der Kita Worther Weg gedacht. „Wir haben mit dem Kirchenkreis nun abgesprochen, dass diese Betreuungsplätze noch für weitere zehn Jahre bestehen bleiben“, verkündete Bürgermeister Olaf Schulze.
An der ehemaligen St.-Petri-Kirche entstehen neue 115 Plätze
Somit stehen auf einen Schlag allein hier 20 Krippenplätze (für Kinder unter drei Jahren) und 95 Elementarplätze (ab drei Jahren) zusätzlich zur Verfügung. Und obwohl es nur eine Kita in Containern ist, haben Mitarbeiter und Kinder von der Kita Worther Weg ihr Übergangsdomizil schätzen gelernt. Die Container böten viel Platz, zudem könne die ehemalige Kirche, die über einen Verbindungsgang erreichbar ist, mitgenutzt werden. Die Kinder von der Kita Worther Weg werden bald wieder ausziehen. Voraussichtlich zum 1. Dezember 2022 ist der Neubau am Worther Weg bezugsfertig. Dort stehen 15 zusätzliche Krippen- und 30 Elementarplätze zur Verfügung.
Zum 1. Januar 2023 geht die Kita an der St. Petri mit neuen Kindern an den Start, bei der Kita St. Johannes am Eichweg stehen 40 zusätzliche Elementarplätze durch einen Anbau zur Verfügung und an der Kita Edmundsthal sind es 15 Elementarplätze.
Drei weitere Projekte sind schon in den Kitabedarfsplan aufgenommen
Voraussichtlich zum 1. Januar 2025 werden durch den Neubau einer Kita im Neubaugebiet Finkenweg-Nord zusätzliche 40 Krippen- und 110 Elementarplätze zur Verfügung stehen. Diese Kita wurde im Verlauf der Planungen immer größer als zunächst geplant.
Noch nicht terminiert, aber in den Kitabedarfsplan aufgenommen, sind drei Projekte: an der Steinstraße, wo die Diakonie eine Kita mit 20 Krippen- und 55 Elementarplätzen baut; an der Kita St. Thomas (zehn neue Krippenplätze) und an der Kita Arche Noah (zehn zusätzliche Krippen- und 20 Elementarplätze). „Und es gibt weitere Planungen, die konkreter werden“, sagt der Bürgermeister. Etwa eine Kita an der Ecke Wärder- und Steinstraße (Westhafen VI) sowie eine Kita auf dem Grundstück des heutigen Seniorenzentrums am Katzberg. Mit einem Träger, der 80 Kitaplätze in der Innenstadt bauen will, liefen Gespräche, so Schulze.
Bei der Frage, ob es genügend Personal für alle neuen Kitaplätze geben wird, verweist der Verwaltungschef an die Träger. Schulze: „Ich gehe davon aus, dass sie entsprechende Erfahrungen haben, um das entsprechende Personal vorzuhalten.“
Politik begrüßt die Projekte, hat aber weitere Vorschläge und Bedenken
Für Ali Demirhan, den Fraktionsvorsitzenden der Grünen, sind die 480 neuen Kitaplätze nur ein Anfang: „Ich bin froh, dass die Verwaltung die Problemstellung erkannt hat, aber darauf darf man sich nicht ausruhen. Geesthacht wächst weiter, wir brauchen also noch mehr Plätze und auch die Schulen müssen mitwachsen.“ Die Grünen hatten wegen der Fülle an fehlenden Plätzen Anfang 2021 einen Kitagipfel einberufen und das Thema zu ihrer „Priorität eins“ erklärt.
Arne Ertelt (CDU) freut sich, dass der politische Druck dazu beigetragen habe, die Planungen zügig umzusetzen. Hintergrund: Die meisten Entscheidungen in Kitaangelegenheiten wurden in den zuständigen Ausschüssen einstimmig getroffen. „Ich habe nur Zweifel, ob alle Projekte auch umgesetzt werden“, verweist Ertelt auf gescheiterte Erweiterung der Kita Heuweg.
Michael Fiebig, SPD-Vorsitzender im Sozialausschuss, betont: „Angesichts des immensen Nachholbedarfs genießt der Bau von Kitaplätzen die notwendige Priorität.“ Allerdings sorgt sich die SPD um die Belastung des Haushalts. Der Zuschuss der Stadt für die Kitaplätze steigt laut Entwurf auf 11,1 Millionen Euro. Vor der Kitareform 2018 waren es nur 6,2 Millionen. Zudem erwarte die Partei, dass die Verwaltung regelmäßiger über den Stand in Kitaangelegenheiten berichtet.