Geesthacht. Der ambulante Dienst DonaTempi wirbt für die Bedeutung von Hospiz- und Trauerarbeit. Das Angebot ist umfangreich – und bunt.

Im Sommer macht auch der Tod mal Ferien. Im August und September ist die Sterberate in Deutschland regelmäßig mit um die sieben Prozent unter dem Jahresdurchschnitt besonders niedrig. Danach zieht die Zahl der Todesfälle wieder an. Dazu passend wird zum Beginn der dunklen Jahreszeit jährlich am 14. Oktober – in Anbindung zum Internationalen Welthospiztag – der Deutsche Hospiztag abgehalten, ins Leben gerufen vom Deutschen Hospiz- und Palliativ-Verband.

Geesthacht war an diesem Tag zeitlich bisher eher reduziert beteiligt, in diesem Jahr wird das ganz anders. Denn erstmals wird vor Ort der Ambulante Hospizdienst e.V. DonaTempi der bis 2021 Freundeskreis Hospiz hieß – mit einem Programm vom 7. bis 14. Oktober sogar eine ganze Woche lang auf die Bedeutung von Hospiz- und Trauerarbeit aufmerksam machen. Das Programm ist bunt – es darf auch fröhlich werden. „Fest des Lebens“, nennt sich Abschlussveranstaltung.

DonaTempi feiert eine Hospizwoche in Geesthacht

„Wir feiern in diesem Jahr 25. Geburtstag, wir haben gedacht, da muss irgendwas passieren“, erklärt Sigrun Spikofsky, Koordinatorin bei DonaTempi. Das Programm sollte über bisherige Veranstaltungen an Welthospiztagen hinausgehen. Zusammengestellt wurde schließlich ein vielfältiges Programm rund um das Thema Sterben, Tod und Trauer unter anderem mit Podiumsdiskussion, einem Spielfilm und Tanzchoreografie. Der Verein betrachtet sich als Ergänzung und Unterstützung zu den professionell Pflegenden.

Das Programm sollte nicht friedhofslastig sein

Beginn ist am Sonnabend, 7. Oktober, um 15 Uhr mit einer Führung über den Friedhof – allerdings in Lauenburg. Dorthin hat DonaTempi wegen einer ihrer ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen beste Beziehungen. „Wir überlegten, auch noch auf dem in Geesthacht etwas zu machen, fanden aber, dass das Programm dann zu friedhofslastig geworden wäre“, erläutert Sigrun Spikofsky. Nach der Führung gibt es in der dortigen Kapelle noch Harfenmusik und eine Märchenlesung.

Am Sonntag, 8. Oktober, folgt um 10 Uhr ein Gottesdienst in der Christuskirche Düneberg zum Thema Leben und Sterben, zudem gibt es von 13 bis 18 Uhr einen Infostand beim verkaufsoffenen Sonntag in der Fußgängerzone der Bergedorfer Straße. Der Infostand wird erneut am Mittwoch, 11. Oktober, am Eingang zum Geesthachter Wochenmarkt von 8 bis 12 Uhr aufgebaut.

Hochkarätige Podiumsdiskussion im Gemeindehaus

Am Dienstag, 10. Oktober, zeigt die Filmkiste im Rahmen der Hospizwoche im KTS um 19.30 Uhr die französische Tragikomödie „Im Taxi mit Madeleine“. Eine alte Dame sucht mit einem mürrischen Taxifahrer quer durch Paris Orte ihrer Vergangenheit auf. Am Freitag, 13. Oktober, gibt es ab 19 Uhr eine Podiumsdiskussion im Gemeindehaus der Christuskirche (Neuer Krug 4). Thema: „Wann macht Trauer krank?/Kinder trauern anders“.

Teilnehmerinnen sind unter anderem Dr. Christina Bischof-Deichnik, Inhaberin der Sonnen-Apotheke, die Psychologin und Psychotherapeutin Dr. Susanne Herzog aus Bergedorf und Mitglieder von DonaTempi. Die Moderation hat Manuela Preuß, Inhaberin der Tanzbasis, die eine Ausbildung als Trauerrednerin gemacht habe, weiß Sigrun Spikofsky.

Zum Abschlusstag führt die Tanzbasis eine besondere Choreografie auf

Zum Abschluss am Sonnabend, 14. Oktober, von 14 bis 18 Uhr heißt es schließlich „Fest des Lebens“, wenn sich DonaTempi im Gemeindehaus der Christuskirche vorstellt. Es wird darf auch laut werden: Zu Gast sind die Oberstadt Trommler, und die Tanzbasis zeigt eine besondere Choreografie. Bestatter Olaf Töhner schließlich informiert über Möglichkeiten der Abschiedsnahme.

DonaTempi bietet Unterstützung an für Schwerkranke, Sterbende und für Hinterbliebene. „Unsere Haupttätigkeit ist aber die Sterbebegleitung“, sagt Sigrun Spikofsky. „Ambulant heißt, in der Sterbebegleitung gehen wir zu den Leuten hin. Ins Krankenhaus, in die Pflegeheime oder auch nach Hause. In der Trauerbegleitung ist es aber sehr selten, dass wir Hausbesuche machen.“

Ärzte vermitteln den Wunsch einer Begleitung eher selten

Meist meldet sich mit dem Wunsch nach Begleitung ein Pflegeheim oder jemand aus der Familie, Ärzte eher selten, wenn, dann vor allem Palliativ-Mediziner. „Ich mache dann einen Erstbesucht, lerne die Umstände kennen und schaue, wer von unseren Ehrenamtlichen infrage kommt, ob es vom Hintergrund passt zum Beispiel wegen ähnlicher Hobbys“, erklärt Sigrun Spikofsky.

Wichtig sei auch örtliche Nähe. „Man fährt eher viermal in der Woche für eine Viertelstunde hin als nur einmal und dafür länger. Da ist es ist gut, wenn es wenig Aufwand ist. Man weiß ja auch nicht, wie lange die Begleitung dauert. Vielleicht schläft am Ende jemand viel, und dann denkt man, ,ich will jetzt nicht stören’, und geht wieder. Da wäre es schlecht, vorher eine halbe Stunde gefahren zu sein“, sagt Sigrun Spikofsky. Der Wirkungskreis spannt sich von Schwarzenbek und Lauenburg über Geesthacht bis Börnsen, Escheburg und Wentorf, weil jemand von DonaTempi dort wohnt, wird auch Glinde zum Teil mitversorgt.

Nachfrage bei Trauerbegleitung stark gestiegen

Während die Nachfrage nach Sterbebegleitung Jahr für Jahr mit etwa 30 Menschen relativ konstant bleibt, sei der Bereich der Trauerbegleitung stark im Wachstum – „überproportional, wie in allen anderen Hospizvereinen auch“, berichtet Sigrun Spikofsky. Warum das so ist, darüber gibt es nur eine Vermutung. „Das können wir nicht genau sagen. Vielleicht, weil das Angebot mittlerweile so bekannt geworden ist“, sagt Sigrun Spikofsky. Seit drei Jahren gibt es auch Gruppen für Kinder und Jugendliche.

Aktuell gibt es 30 Begleiter, darunter zwei Männer. Einer davon arbeitet im Trauercafé Trost, das nach der Sommerpause am 28. August wieder öffnen wird. Es ist immer am vierten Montag im Monat im Gemeindehaus der Christuskirche Düneberg von 15 bis 17 Uhr Anlaufpunkt für Trauernde.

Neue Trauergruppen starten bald. Auch für Kinder und Jugendliche

Und ab 29. August findet der neue Kinder-Trauertreff statt, immer ab 16.30 Uhr. Da die Grenze zur Jugendgruppe bei DonaTempi etwa bei elf Jahren gesehen wird, ist für die Einschätzung der Reife bei einem entsprechenden Alter ein Vorgespräch erwünscht. Anmeldungen für die Trauergruppen für Kinder und Jugendliche nimmt Carola Schipp-Strömich unter 0173/453 25 17 entgegen.

Und die nächste geschlossene Trauergruppe wird im November auch wieder starten. Der genaue Termin steht noch aus, die Uhrzeit steht fest: Immer montags von 19 bis 21 Uhr im Gemeindehaus. Die Kosten betragen 5 Euro pro Abend. Eine Anmeldung bei Rossita Eichholz (Tel. 04152/73 968) oder Andrea Plate (Tel. 04152/82926) ist erforderlich.

Anmeldung für nächsten Kursus läuft

Wer Begleiter sein möchte, muss einen sogenannten Befähigungskursus absolvieren gemäß der Richtlinien des Deutschen Hospiz- und Palliativ-Verbandes. „Wir suchen aktuell weitere Begleiter, der nächste Kursus startet nach den Sommerferien am 2. September“, teilt Sigrun Spikofsky mit.

Er läuft über ein halbes Jahr immer donnerstags für drei Stunden plus monatlich einem Sonnabend im Gemeindehaus der Christuskirche, die Kosten betragen 300 Euro. Am Donnerstag, 24. August, gibt es um hierzu 19 Uhr einen Info-Abend im Gemeindehaus. Anmeldung und Informationen unter Telefon 04152/83 69 02 oder E-Mail an kontakt@donatempi.de.

Gern gesehen würden mehr Begleiter mit Migrationshintergrund

Gern würde man bei DonaTempi mehr Sterbe- und auch Trauerbegleiter mit Migrationshintergrund sehen. So wie die Frau, die die Führung auf dem Lauenburger Friedhof macht. Sie ist Muslima und begleitet häufig türkische Familien. Die Nachfrage sei da. Drei Ukrainerinnen als Begleiterinnen hätten sich auch schon gemeldet, erzählt Sigrun Spikofsky.

„Früher waren bei uns überwiegend Rentner tätig, das hat sich total verändert. Erstaunlicherweise sind mittlerweile fast alle berufstätig“, hat Sigrun Spikofsky festgestellt. Sie freut es: „Mit denen kann ich gut kalkulieren, sie sind gut organisiert und können besser mit ihren Zeitressourcen umgehen“.

Dabei sei es kein Nachteil, nicht aus einem medizinischen Beruf zu kommen, im Gegenteil. „Jemand mit medizinischem Hintergrund fragt vielleicht immer bei seinen Besuchen, ,wie sind denn heute deine Tumormarker?’ Wenn ich aber gar keine Ahnung von Tumormarkern habe und deshalb gar nicht danach frage, kann das für den Schwerkranken deutlich erfrischender sein“, weiß Sigrun Spikofsky.