Geesthacht. Wie grün muss eine Gartencity sein? Diese Frage beschäftigt den Stadtplanungsausschuss. Wann und wo gebaut werden soll.
Wie viel Grün muss ein Plan zur Innenstadt-Nachverdichtung enthalten, damit es den Begriff Gartencity zu Recht trägt? Diese Frage beschäftigt den Geesthachter Stadtplanungsausschuss, seitdem Prof. Dr. Jan Kramer (LADR Zentrallabor) als Investor 2013 erstmals seine Absicht öffentlich gemacht hatte, neuen Wohnraum im Stadtzentrum zwischen den Straßen Buntenskamp und Schillerstraße zu schaffen.
Mehrfach waren seitdem Planungen vorgestellt und immer wieder verändert worden. Zwischendurch war es auch ruhig um das Projekt geworden. Nun hat es einen neuen Aufstellungsbeschluss gegeben, also das Signal der Lokalpolitik, dass ein konkreter Bebauungsplan entwickelt werden kann. Ein erster Beschluss aus 2013 war nicht weiter verfolgt worden.
Stadtplanung: Im ersten Abschnitt wird der Bereich am Buntenskamp bebaut
Das aktuelle Konzept für den ersten Bauabschnitt mit fünf Häusern – darunter ein neues Hospiz – war, wie berichtet, am 14. Juni 2022 vorgestellt worden. Doch auch die Überarbeitung fand nicht bei allen Ausschussmitgliedern Anklang. „Das ist eine maximale Ausbeutung des Grundstücks und keine Gartencity“, kritisierte Dagmara Strauer von der FDP. Als es zur Entscheidung über den Aufstellungsbeschluss kam, stimmten sie und Volker Harburg (Bürger für Geesthacht) dagegen, die anderen neun Mitglieder dafür.
Das ist geplant: Die Hohes Elbufer Wohnimmobilien GmbH & Co. KG als Vorhabenträger der Gartencity will auf der rund 19.200 Quadratmeter großen Fläche in zwei Abschnitten bauen. Zunächst den nördlichen Bereich am Buntenskamp. Das neue Hospiz hätte 14 Plätze und würde das bestehende, viel zu kleine Objekt am Kleinen Theater Schillerstraße ablösen.
Im ersten Bauabschnitt werden auch Fußwege durchs Quartier erstellt
Im Erdgeschoss gegenüber der Buntenskampschule soll auf 250 Quadratmetern eine Kitagruppe mit rund 20 Plätzen einziehen. Die drei innenliegenden Wohngebäude hätten drei Geschosse plus Staffelgeschoss. Ein weiterer Fünfgeschosser würde an ein Bestandsgebäude mit sieben Etagen angrenzen. Die Häuser bieten Platz für rund 80 Wohnungen, eine darunterliegende Tiefgarage hätte etwa 90 Plätze.
Im ersten Bauabschnitt werden auch Fußwege durchs Quartier erstellt: einer vom Buntenskamp zur Schillerstraße und ein weiterer von der Norderstraße kommend. Für die aktuell neben dem Ärztehaus bestehenden Parkplätze soll im südlichen Baufenster neben der Wäscherei Röder vorübergehend Ersatz geschaffen werden.
Mit Ausnahme von ein paar alten Obstbäumen werden alle Bäume erhalten bleiben
Derweil kann Architekt Jan Markmann von der Planpark Projekt GmbH die Kritik nicht nachvollziehen. Der Investor lege großes Augenmerk auf Qualität. Markmann hätte auf vergleichbaren Flächen in Hamburg zudem schon viel größere Gebäude gebaut. „Man darf nicht vergessen, dass unsere Gebäude in der Gartencity zwischen einem Sieben- und einem Fünfgeschosser liegen. Da sind wir mit drei Geschossen plus Staffelgeschoss moderat. Außerdem gibt es im betroffenen Abschnitt derzeit kaum Grün, und wir planen opulentes Grün und eine intensiv-begrünte Tiefgarage“, sagte Markmann.
Mit Ausnahme von ein paar alten Obstbäumen, an deren Stelle der quadratische Neubau geplant ist, würden alle Bäume erhalten bleiben. Und der Architekt weiter: „Im zweiten Planungsabschnitt wird es noch deutlicher werden, dass wir es mit einer Gartencity zu tun haben.“
Baubeginn könnte Anfang 2024 erfolgen, für Abschnitt zwei gibt es keinen Zeitplan
Allerdings wurden im Stadtplanungsausschuss Bedenken geäußert, ob sich die Planer denn auch an dieses Versprechen halten würden. Die Verwaltung wolle dies im Auge behalten, hieß es. Auch die Lokalpolitiker sind hier gefordert.
Zunächst ist jedoch vom Vorhabenträger geplant, die Bauanträge für den nördlichen Abschnitt im dritten Quartal 2023 einzureichen. Der Baubeginn könnte Anfang 2024 erfolgen. Für den zweiten Abschnitt gibt es keinen Zeitplan. Spätestens wenn es so weit ist, wird das Thema „Wie grün muss eine Gartencity sein?“ kontrovers diskutiert werden.