Allermöhe. Fazit der ersten Monate fällt bei Team und Bewohnern sehr positiv aus. Was das Haus am Allermöher Deich auszeichnet.
Lange mussten das Team des Hamburger Hospiz’ geduldig sein und warten, bis sie endlich mit ihrer Arbeit loslegen konnten. Denn der Umbau der alten Schule am Allermöher Deich hatte sich immer wieder verzögert. Doch seitdem Mitte April endlich die ersten Gäste aufgenommen werden konnten, hat sich das Haus zu einem Ort der Begegnung entwickelt, stellt Geschäftsführer Ralf Herzberg zufrieden fest.
Eine zentrale Rolle spiele dabei der Anbau, der im Mai in Betrieb genommen werden konnte. In dem lichtdurchfluteten Raum sind ein Wohn- und Esszimmer, die Hauswirtschafts und Gästeküche sowie Profiküche untergebracht. Viele Gäste und auch Angehörige kämen dort zusammen, um gemeinsam zu essen oder auch zu spielen, berichtet Pflegedienstleiterin Katja Fischer.
Wintergarten ist zum zentralen Treffpunkt des Hospiz’ am Deich geworden
So wie Elise Brehm, Angelika Hanke und Wilfried Gliesmann. Die drei Senioren kannten sich nicht, bevor sie ein Zimmer in dem Hospiz bezogen haben, doch sind nun zu festen Sitznachbarn geworden. „Wenn wir alle zusammen sind, schmeckt es eben besser“, sagt Elise Brehm, die dabei gern den Blick durch die vielen Fenster genießt.
Ralf Herzberg hat in den vergangenen Monaten bereits beobachtet, dass einige Freundschaften unter Gästen entstanden sind. Da wurde oft abends zusammen draußen gesessen und Wein getrunken und sich final voneinander verabschiedet. Andere, die noch mobiler sind, helfen dabei, andere Gäste im Rollstuhl vor die Tür oder in den Wintergarten zu schieben.
Viele Gäste stammen aus dem Landgebiet, Bergedorf und der weiteren Region
Es sei ein Geschenk, diese Begegnungen von Anfang an so erleben zu dürfen, das sei in einem Hospiz keinesfalls selbstverständlich, weiß Bettina Kok, die sich um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert und auch das Hamburger Hospiz im Helenenstift bestens kennt. Dort gebe es wesentlich mehr Alleinstehende, die oftmals keinen Besuch bekommen. Das sei in Allermöhe bislang ganz anders, kämen am Wochenende auch schon mal sechsköpfige Familien gemeinsam im Wintergarten zum Mittagessen zusammen.
Katja Fischer erkennt darin den Charakter der ländlichen Region, in der Nachbarschaft noch anders gelebt werde. Denn in der Tat würden in dem ersten Hospiz in Bergedorf auch viele Gäste aus der Region stammen. Zwar hätten Vier- und Marschländer, Bergedorfer oder auch Reinbeker natürlich kein Exklusivrecht. Aber man könne schon beeinflussen, dass Menschen aus der Region einen Platz in der Einrichtung bekommen, damit auch ihre Angehörigen eine kurze Anfahrt haben, erklärt Katja Fischer.
Seit Mitte Mai sind alle 14 Zimmer belegt
Aber auch Gäste aus anderer Stadtteilen fühlen sich in dem Hospiz wohl, wie Wolfgang Stamnius. Der 88-Jährige stammt aus Hamm und bewohnt seit knapp zwei Monaten ein Zimmer im Obergeschoss. „Ich wünschte, jeder dürfte seinen Lebensabend so verbringen“, schwärmt der Senior. Er sei rundum zufrieden im Hospiz am Deich, auch weil das gesamte Team so nett und zuvorkommend sei, betont der 88-Jährige.
Auf seiner Etage konnten im Mitte Mai erstmals die sechs Zimmer bezogen werden, nachdem der TÜV den Aufzug abgenommen hatte. Mittlerweile sind alle 14 Gästezimmer belegt. „Die Nachfrage ist sehr hoch“, sagt Katja Fischer. Dass Wolfgang Stamnius einst zur See gefahren ist, ist dem Senior und seinem Zimmer direkt anzusehen. Denn neben einem Elbsegler auf dem Kopf, hat er auch Segler aus Holz als Deko mitgebracht. Und auch den Wintergarten schmückt nun eines dieser Schiffe. Es wurde mithilfe von Jakob, einem der ersten zwei Schülerpraktikanten, fertiggestellt.
Hospiz am Deich will sich weiter in der Region vernetzen
Das habe ganz toll funktioniert und sei sehr bereichernd gewesen, betont Ralf Herzberg. Er hofft, dass auch durch die Jugendlichen der Hospiz-Gedanke weiter in die Gesellschaft getragen wird. Denn das Team ist bemüht, sich weiter zu vernetzen, will sich als Ansprechpartner für die Region verstanden wissen und auch selbst weitere Ansprechpartner finden.
So möchte man noch in Kontakt kommen mit weiteren Hausärzten der Region, die bei der Visite unterstützen mögen, oder auch Unternehmen oder Privatpersonen, die die Arbeit des Hospizes kennenlernen und unterstützen. Denn das Hospiz ist auf Spenden angewiesen: Krankenkassen übernehmen 95 Prozent der zuschussfähigen Kosten des stationären Hospizes. Den restlichen Anteil trägt das Hospiz. „Wir laden gerne ein oder kommen vorbei und halten Vorträge“, betont Ralf Herzberg.
Pflanzenspenden für die Gestaltung des Gartens sind erwünscht
Das Hospiz brauche und erfahre aber natürlich nicht nur finanzielle Unterstützung, betont Ralf Herzberg. Es sind bereits 17 Ehrenamtliche im Haus tätig, die das Team beim Abendbrot machen unterstützen, „Mensch ärger dich nicht“ spielen oder für Gespräche da sind. Im August startet ein weiterer Kursus, an dem 17 Ehrenamtliche teilnehmen werden. Der Kursus ist ausgebucht.
Nun wird noch weitere Hilfe gebraucht, um den großen Garten zu gestalten. In den vergangenen Tagen seien dafür bereits Anfragen nach Pflanzenspenden an Gärtnereien in den Vier- und Marschlanden rausgeschickt worden, berichtet Ralf Herzberg. Der Garten gehört ebenso wie die Terrasse zu dem letzten Bauabschnitt, der nun noch erledigt werden muss. Sobald die Terrasse steht, können Gäste dort mit dem Bett ins Freie geschoben werden, um die frische Luft zu spüren, in die Wolken zu schauen und das Blätterrascheln zu hören.
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Am 9. September wird sich das Hospiz am Deich wieder an dem Aktionswochenende „Vier- und Marschlande Querbeet“ beteiligen und mit einem Sommerfest verbinden, kündigt Ralf Herzberg. Zudem ist ein Benefiz-Konzert der Kammersinfonie Hamburg für Montag, 2. Oktober, im LichtwarkTheater im neuen Körberhaus in Bergedorf geplant. Von 19.30 Uhr an soll dort Musik von Beethoven und Bach erklingen. Die Karten kosten 30 Euro. Der Erlös kommt der Arbeit des Hamburger Hospizes am Deich zugute.