Geesthacht. Die Weltreisenden aus Geesthacht haben in 1,5 Jahren rund 35.000 Kilometer zurückgelegt. Warum ein Familienmitglied schon zu Hause ist.

Rund 35.000 Kilometer hat Familie Pietzko in über 1,5 Jahren mit ihrem Expeditionsmobil„Heidi“ zurückgelegt und dabei 15 Länder bereist. Über den Balkan führte der Weg auf die arabische Halbinsel, die sie auf ihrer Weltreise gleich mehrfach durchquerten. Auf dem Rückweg in die Heimat sind die vier Geesthachter mittlerweile in der bulgarischen Hauptstadt Sofia angekommen. Bis nach Hause liegen jetzt „nur“ noch etwa 2000 Kilometer vor ihnen.

Den letzten Abschnitt vom Abenteuer ihres Lebens wird die Familie allerdings zu dritt bestreiten. Papa Jonas brachte Sohnemann Jano (9) bereits am Freitag (14. Juli) per Flieger nach Geesthacht, wo dieser die Sommerferien bei seiner Großmutter verbringt, ehe er dann in der 4. Klasse an der Silberbergschule anfängt. „Jano wollte so gerne zu Oma in den ,Urlaub’ und hatte auch ein bisschen Heimweh“, sagt Jonas Pietzko, der am Montag wieder nach Bulgarien fliegt, wo Mama Jessica mit Tochter Jana (2) wartet.

So sieht der Alltag auf Weltreisenden aus Geesthacht aus

Die bisherige Route von „Heidi“ führte durch 15 Länder und über rund 35.000 Kilometer.
Die bisherige Route von „Heidi“ führte durch 15 Länder und über rund 35.000 Kilometer. © HA Grafik, HA Infografik, F. Hasse | Frank Hasse

Dann müssen sich die Drei auch an einen ganz neuen Tagesrhythmus gewöhnen. Schließlich – und das vergessen viele – schleicht sich auch auf einer Langzeit-Weltreise irgendwann der Alltag ein. „Die Tage sind mal stressig, mal weniger. Alle denken immer, wir sind im Never-Ending-Urlaub. Aber das sind wir nicht. Meistens stehen wir um 7 Uhr auf, dann schreien die Kinder nach Frühstück“, sagt Jessica Pietzko.

Der Tagesablauf sah bislang in etwa so aus: Nach dem Frühstück hatte Jonas in der Regel abgewaschen, während Mama Jessica mit den Kindern nach draußen ging. Anschließend checkte Jonas Ölstand, kontrollierte die Solaranlage, sind alle Kabel dran und überprüfte den Füllstand der Toilette.

Im Anschluss stand Schulunterricht mit dem Papa für den Großen auf dem Programm. Darauf folgten tägliche Besorgungen und, wenn nötig, das Befüllen des 200 Liter fassenden Frischwassertanks. Ganz wichtig: Vor dem Aufbruch müssen alle Sachen gut verstaut werden, weil sie ansonsten kreuz und quer durch „Heidi“ fliegen.

Tagesetappen zwischen 70 und 200 Kilometern

Während die Kleine Mittagsschlaf hielt, ging es weiter zum nächsten Stellplatz. Meist legten sie zwischen 70 und 90 Kilometern pro Tag zurück, selten waren es auch mal 200 Kilometer. Lange Etappen in dem 45 Jahre alten, umgebauten Feuerwehrauto werden ohne Servolenkung auch irgendwann zur Tortur.

Am Schlafplatz angekommen, richtete einer der Erwachsenen ihr Tageslager (Stühle, Tisch, Decken) ein, während der andere am Herd kochte. Am Nachmittag wurden bei Kaffee und – wo immer möglich einem Sprung ins Meer, in einen See – dann grobe Pläne für den nächsten Tag geschmiedet.

Niederländer fahren mit dem Rad nach China

Jonas und Jessica Pietzko (r.) mit Joris und Anneloes aus Holland. Das Paar fährt mit dem Fahrrad bis nach China. 
Jonas und Jessica Pietzko (r.) mit Joris und Anneloes aus Holland. Das Paar fährt mit dem Fahrrad bis nach China.  © Dirk Schulz | Dirk Schulz

„Es gibt einige Apps, wie zum Beispiel Overlander, die wir anfangs viel genutzt haben. Später sind wir zur Satellitenansicht auf Googlemaps übergegangen. Wir haben geguckt, wo es schön aussieht und sind dann einfach dahin“, berichtet Jonas Pietzko.

Allerdings bleibt immer noch genug Zeit, um Land und Leute kennenzulernen. Oder andere spannende Menschen zu treffen, wie Joris und Anneloes aus den Niederlanden, die sie in Nordmazedonien trafen. Das Paar ist vor drei Monaten mit Fahrrädern aufgebrochen, um bis nach China (!) zu radeln.

Die drei verbliebenen Pietzkos wollen derweil über Serbien, Kroatien und Österreich zurück nach Geesthacht, wo sie in der ersten August-Hälfte ankommen wollen. Am 8. Februar 2022, also vor über 1,5 Jahren, waren sie dort gestartet. Zuvor hatten sie alles aufgegeben: Haus, Auto, Wohnmobil sowie fast ihren kompletten Besitz. Nur ein paar Kisten mit Erinnerungen lagern noch auf Omas Dachboden. Seitdem nutzen die Erwachsenen ihre Elternzeit, um die Welt zu bereisen. Wir begleiten sie auf ihrer Reise, deren Endspurt langsam angefangen hat.