Geesthacht. Landschaftsgärtner Stefan Polke engagiert sich im Umweltschutz. Für sein aktuelles Projekt hat er etwas Neues ausprobiert.
„Vielleicht hole ich mir heute meinen ersten Bandscheibenvorfall“, sagt Stefan Polke und ächzt, als er zusammen mit seinem Schwiegersohn Simon Karrasch das Insektenhotel an seinen Standort schleppt. 50 Kilogramm etwa wiegt das neue Zuhause für Bienen und Co. Stefan Polke hat es selbst gebaut – „aber das Dach ist von mir“, erklärt Simon Karrasch. Es soll als Tropfenfänger verhindern, dass zu viel Nässe hineinklatscht.
Simon Karrasch ist Zimmermann, sein Schwiegervater Landschaftsgärtner. Der Standort in südlicher Ausrichtung wurde gewählt wegen des Gartens aus dem Projekt „Gärtnern mit Kindern“ auf dem Areal direkt davor. Hier blühen viele heimische Pflanzen. Insekten wie Bienen habe es also nicht weit, um Pollen zu sammeln.
Insektenhotel am Geesthachter Oberstadttreff: Kita-Kinder basteln es fertig
Das Insektenhotel wurde aus Börnsen in Einzelteilen im Auto herbeigefahren und beim Geesthachter Oberstadttreff vor Ort zusammengebaut. Es ist das erste an diesem Standort. Im unteren Bereich ist in einem der Fächer eine Lücke gelassen. Nicht etwa, weil Stefan Polke das Material ausgegangen ist. Seine Idee: „Vielleicht mögen es die Kinder aus der Awo-Kita fertig basteln?“
Willi Blum, der Leiter des Mehrgenerationenhauses, findet die Aktion gut. Er will sich darum bemühen. Die Kita Sonnenschein ist im ersten Stock des Oberstadttreffs untergebracht. „Für uns ist die Spende ganz toll. Die Gäste im Kaffeegarten und die Kinder können so immer mal wieder schauen, was sich tut im Insektenhotel“, sagt Willi Blum. Der Kontakt kam zustande, als interessante Gäste für den Pflanzenmarkt im Frühjahr gesucht wurden. Organisatorin Ingrid David las einen Artikel in unserer Zeitung über Stefan Polke. Der konnte damals zeitlich zwar nicht, versprach aber, ein Insektenhotel zu bauen.
Als Zutat kommt verstärkt Lehm hinein
Stefan Polke ist Friedhofsgärtner mit Leib und Seele. Wenn er nicht auf dem Friedhof Ohlsdorf zu tun hat, engagiert er sich ehrenamtlich. Der Börnsener macht unter anderem mit bei der Gärtnergruppe für den Landschaftspark Lohbrügge und hat seit 2021 Meter für Meter in einem Ein-Mann-Projekt einen zwei Kilometer langen Blühstreifen am Feldweg zwischen dem Neuen Weg in Börnsen und dem Bergedorfer Friedhof angelegt. Beidseitig.
Für dieses Jahr ist das Projekt abgeschlossen, da hatte Stefan Polke Zeit, sich um eine weitere Lieblingsbeschäftigung zu kümmern: den Bau von Insektenhotels. Das macht er seit über zehn Jahren. „Ich baue nun mehr Ton und Lehm mit hinein“, sagt er. Viele Insekten nutzen dieses Material, um Nistgänge zu bauen, in vorgefertigten Gängen Eier abzulegen oder auch, um Röhren zu versiegeln. Das Material für den Kasten beim Oberstadttreff hat er von der Steilküste aus Boltenhagen mitgebracht. „Da fällt immer mal was ab“, hat Stefan Polke festgestellt.
Glatte Löcher, sonst droht Gefahr für die Flügel
Für die Holzbewohner unter den Insekten sind Stämme mit Bohrlöchern untergebracht. „Sie dürfen nicht scharfkantig sein“, erklärt Stefan Polke. Bei Nadelhölzern wie Kiefer bilden sich beim Bohren schnell sogenannte Grate. Schlecht für die Insekten: Sie können sich die empfindlichen Flügel verletzten. Besser sind heimische Harthölzer.
- Verkauft Geesthacht sein einzigartiges Ökokonto zu billig?
- Rettung der seltenen Kröte im Regenrückhaltebecken
- Geesthachterin rettet Meisenküken am Flughafen
Stefan Polke hat in diesem Hotel Buche verbaut, Felsenbirne, Rhododendronholz und als Premiere Efeuholz. Der für Efeu erstaunlich dicke Stamm fiel an bei den Arbeiten auf dem Ohlsdorfer Friedhof. „Ein Pilotprojekt. Efeuholz lässt sich toll bohren, das ist etwas ganz Besonderes“, sagt Stefan Polke. Das Holz darf nicht imprägniert sein, nur die Standbalken sind kesseldruckimprägniert.