Geesthacht. 299 Schüler haben 2023 das Abitur in Geesthacht, Lauenburg, Schwarzenbek und Büchen bestanden. Wie oft es die Bestnote gab.
Amelie Ehlert und Klara Riederer sind zwei von 299 jungen Erwachsenen, die in diesen Tagen im Lauenburgischen ihr Abiturzeugnis in Empfang nehmen oder es bereits bekommen haben. Die beiden 18-Jährigen vom Otto-Hahn-Gymnasium Geesthacht verdienen dabei eine besondere Würdigung. Sie haben mit der Traumnote 1,0 bestanden. Dieses Kunststück gelang auch noch Alexandra Grönwoldt (Gymnasium Schwarzenbek) und Amella Tack (Albinus-Gemeinschaftsschule Lauenburg).
Hinter ihnen und ihren Mitschülern liegen acht Jahre am Gymnasium beziehungsweise neun an den Gemeinschaftsschulen. Hintergrund: Nach der Wiedereinführung von G9 an schleswig-holsteinischen Gymnasien machen erst ab 2026 wieder alle Schüler nach insgesamt 13 Schuljahren das Abitur.
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Doch was folgt nach der Schule? Ein Studium? Eine Ausbildung? Vielleicht ja auch eine Kombination aus beidem, ein sogenanntes Duales Studium? Oder erst noch ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder gleich ein Jahr Auszeit auf Reisen, um die Welt kennenzulernen und persönlich zu reifen? „Die Entscheidung ist manchmal schwierig, wenn einem alle Türen offen stehen. Es muss ja nicht immer der traditionelle Weg sein“, weiß Klara Riederer.
Am Otto-Hahn-Gymnasium Geesthacht gab es im Laufe der Oberstufenzeit Workshops – für jeden (Berufs)weg einen. „Ein weiterer Workshop hieß: ,Ich weiß noch gar nichts’“, ergänzt Amelie Ehlert. Die Teilnahme an einem Angebot war Pflicht. Dazu kamen weitere externe Beratungsangebote und sogar Freistellungen, um daran teilnehmen zu können. „Ich habe das Gefühl, dass an unserer Schule zum Ende hin schon viele einen Plan hatten“, so Ehlert, die zwei Jahre Schülersprecherin war.
Die Abiturienten nach Schulen
- Otto-Hahn-Gymnasium Geesthacht: 58 Absolventen, Bestnote 1,0 (2x), Durchschnitt 2,3
- Gymnasium Schwarzenbek: 64 Absolventen, Bestnote 1,0
- Albinus-Gemeinschaftsschule Lauenburg: 39 Absolventen, Bestnote 1,0
- Friedegart-Belusa Gemeinschaftsschule Büchen: 47 Absolventen, Bestnote 1,4
- Alfred-Nobel-Schule Geesthacht: 57 Absolventen, Bestnote 1,4 (2x), Durchschnitt 2,5
- Bertha-von-Suttner-Gemeinschaftsschule Geesthacht: 34 Absolventen, Bestnote 1,7
Darüber hinaus engagierte sie sich als Patenschülerin für neue Gymnasiasten, als Konfliktlotsin und im Schulorchester, für das sie bei ihrer eigenen Entlassungsfeier am Klavier sitzen wird. Und trotz eines durch G8 proppevollen Stundenplans fand sie auch Zeit, viermal in der Woche zum Ballett zu gehen und am Sonnabend auf dem Wochenmarkt zu jobben.
Abiturientin: „G9 ist für die breite Masse besser“
„Für die breite Masse ist G9 sicher besser. Dort werden mehr Schüler in der Schullaufbahn mitgenommen“, betont derweil Klara Riederer, die über ein Stipendium des parlamentarischen Patenschaftsprogramms 2021/22 für ein Jahr in Michigan (USA) zum Schüleraustausch war. Es bliebe mehr Zeit für Hobbies und Freunde, wenn die Schultage nicht erst um 17 Uhr endeten.
Klara Riederer war auch Konfliktlotsin, Patenschülerin und im Schulorchester (Querflöte). Sie tritt bei der Entlassung aber nicht auf, weil sie während der Proben Sportunterricht hatte. Sie reitet gern, gibt Nachhilfe, engagiert sich als Teamerin bei den Pfadfindern Börnsen und spielt in ihrem Wohnort Escheburg in einer Frauenfußball-Mannschaft.
Anfang August absolviert sie für zwölf Monate einen Freiwilligendienst in Ecuador. „Die Hälfte der Woche wohne ich in der Stadt in einer WG, die andere Hälfte lebe ich bei einer indigenen Familie. Dort unterrichte ich auch Englisch, Sport und Musik an einer Schule“, sagt sie.
Und danach? „Ich habe schon Ideen, will mich aber noch nicht festlegen. Vielleicht gehe ich noch mal ins Ausland oder studiere eine Naturwissenschaft. Wenn man sich nach G8 mit 18 Jahren ein Jahr Zeit nimmt, finde ich das auch okay“, sagt sie.
Nach Interrail-Urlaub folgt Jura-Studium
Amelie Ehlerts Pläne sind da konkreter. Nachdem sie mit ihrer französischen Austauschschülerin Capucine eine Interrail-Reise durch Europa gemacht hat („Die EU-Kommission hat 35.000 Tickets verlost und ich habe gewonnen“), beginnt sie zum Wintersemester ein Jura-Studium in Hamburg – bei ihrer Note hatte sie freie Orts- und Studiengangwahl.
Andere werden auf ihren Wunsch-Studiengang wegen eines hohen Numerus clausus (Zulassungsbeschränkung) noch länger warten müssen. Angesichts des herrschenden Fachkräftemangels eine Praxis, die Klara Riederer hinterfragt. „Man müsste doch auf die speziellen Fähigkeiten des Einzelnen achten und nicht nur die Gesamtnote. Wenn einer Informatiker werden will, wen interessiert es, ob der eine 5 in Sport hatte“, sagt sie.
Durchschnittsnote am OHG besser gegenüber Vorjahren
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben sich derweil in diesem Abitur-Jahrgang am Otto-Hahn-Gymnasium (OHG) nicht auf die Durchschnittsnote durchgeschlagen. Der Schnitt der diesjährigen 58 Absolventen liegt bei 2,3 und damit leicht über dem Niveau der Vorjahre. Insgesamt steht am OHG 17-mal eine Eins vor dem Komma. Eine 1,0 hatte es dort zuletzt 2020 gegeben. In den vergangenen zehn Jahren gab es diese Traumnote neun Mal.
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Besonders hervorheben wollte Oberstufenleiter Ulf Müller aber noch eine Schülerin, die erst 2018 am DaZ-Zentrum des Geesthachter Gymnasiums (Deutsch als Zweitsprache) angefangen hatte und nach nur fünf Jahren in Deutschland und ohne vorherige Sprachkenntnisse mit einer Note von 2,3 bestanden hat. „Eine beachtliche Leistung“, lobt Müller.