Geesthacht. Klara Riederer kehrte aus Michigan zurück und vergleicht die Schulsysteme. Wie ihre US-Mitschüler zu Donald Trump stehen.
Kaum ist der Jetlag überwunden, geht es für Klara Riederer schon wieder auf Tour. Zum Start der Sommerferien fährt die Schülerin des Otto-Hahn-Gymnasiums in Geesthacht mit einer Freundin nach Rom. Diesmal ist es Urlaub, die Reise in die USA, von der sie jetzt zurückgekehrt ist, war ein Pflichtprogramm. Klara Riederer erlebte ein Schuljahr von September bis Juni in Michigan an der Traverse City Central High School. Sechs Stunden gehen die Uhren dort vor im Vergleich zu Deutschland.
Möglich machte das Abenteuer ein Stipendium des Parlamentarischen Patenschaftsprogramms des Deutschen Bundestages mit dem US-Kongress. Klara Riederer war bereits 2020 nominiert worden. Wegen der angespannten Coronalage fiel die erste Reise dann aus.
An vielen Grundstücken wehen Fahnen für Donald Trump
Ein Jahr Amerika unter Präsident Donald Trump zu erleben, hätte sie spannend gefunden, meinte Klara Riederer damals. Sie interessierte, was seine Wähler an ihm fasziniert. Als sie im August in die USA flog, war der zwar abgewählt – die Chance, Trump zu erleben, ergab sich später aber trotzdem. Der Ex-Präsident ist auf Tour, um sich in Position zu bringen für die Wahlen in 2024. „Er spielt noch eine Rolle“, hat Klara Rieder beobachtet. An vielen Grundstücken hingen Fahnen mit dem Slogan „Trump 2024“.
Aber Klara Riederer schlug die Einladung, zum Auftritt mitzufahren, dann doch aus. „Mir war das nicht ganz geheuer“, sagt sie, „die sind ja alle immer sehr aufgebürstet bei solchen Veranstaltungen.“ Der Graben, der Amerika trennt, sei nicht wieder zusammengewachsen, hat sie ausgemacht. Meinungsaustausch fände nicht mehr statt, alle seien sehr festgefahren in ihrer Ansicht, es gäbe nur noch Schwarz oder Weiß.
Klara Riederer wechselt nach nur drei Wochen die Gasteltern
Die Chance auf einen „zivilisierten Austausch“ sah Klara Riederer auch bei privaten Diskussionen nicht mehr: „Ich hatte zwei Freundesgruppen. Die eine war mehr republikanisch angehaucht. Wenn es um Themen ging wie etwa Abtreibung habe ich immer gesagt, ,lass uns nicht zusammen darüber reden, das endet nicht gut’. Auf diese Weise kamen wir prima klar. Einer meiner besten Freunde ist Trump-Anhänger.“
Der Start ins Austauschjahr verlief zunächst holprig. Nach drei Wochen wechselte Klara Riederer die Gasteltern, die Chemie stimmte nicht. Eine Biologie-Lehrerin ihrer Schule nahm sie nach einer Rundmail auf. „Das hat dann perfekt gepasst, ich hätte es mir nicht schöner vorstellen können“, sagt sie. So kam sie auch um die unbequeme Fahrt mit dem Schulbus herum – die Lehrerin nahm sie mit zur Schule.
Eine allgemeine Vorstellungsrunde für die Neue gab es nicht. „Ich bin einfach in meine Kurse gegangen. Durch das dortige Kurssystem ist das vielen gar nicht so aufgefallen, weil jedes Jahr neue Gesichter dazukommen“, erzählt sie. Auch eine Finnin war darunter. Die beiden wollen sich wiedertreffen, vielleicht in Helsinki.
Highschool: Gute Ausstattung aber niedriges Niveau
Klara Riederer belegte die Fächer Englische Literatur, Biomedical-Science, zudem Geschichte und amerikanische Politik. „Das war sehr interessant aufgebaut. Da wurde sich sehr kritisch auseinandergesetzt gerade mit dieser Spaltung durch das Parteien-System“, sagt sie. Weiterhin gab es einen Fitness-Kursus und das hierzulande exotisch anmutende American Sign Language – gelehrt wird Gebärdensprache. „Das wird wie eine Fremdsprache in vielen Schulen angeboten“, weiß die Schülerin. Mathematik belegte sie nicht, weil die Kursthemen bereits am OHG durchgenommen worden waren.
Die Ausstattung der Schule war hervorragend, aber das Niveau? „Das war keine schulische Herausforderung. Ich erreichte bei Tests überall 98 bis 100 Prozent und musste mich nicht sehr stark dafür anstrengen. Das würde vielen so gehen, wenn sie vom OHG an eine amerikanische Highschool wechseln würden“, vermutet sie. So war es logisch, dass Klara Riederer das Schuljahr als eine der besten abschloss. Sie wurde mit einer goldenen Kordel geehrt.
In Geesthacht will sie nun im kommenden Jahr Abitur machen, danach ein Freiwilligenjahr in Südamerika absolvieren. Auf den amerikanischen Zungenschlag wird sie bis dahin nicht verzichten müssen: Ende August zieht über das gleiche Stipendium eine Gastschülerin aus Alaska bei den Riederers ein, die das OHG besuchen wird.