Geesthacht. Die Carrerabahn von Andre Krause (41) und Jens Parchmann ist so lang, dass sie noch nie komplett aufgebaut wurde. Bis jetzt.
Ein Kilometer – das entspricht zweieinhalb Runden auf der Tartanbahn im Geesthachter Stadion. So lang ist die Strecke der Carrerabahn, die die Geesthachter Andre Krause (41) und Jens Parchmann (40) in der Sporthalle Berliner Straße auslegen werden. Die beiden besitzen die im Hobbybereich wohl größte mobile Anlage in Europa – und hatten bisher noch nie den Platz, alle Fahrspuren zusammenzustecken (wir berichteten).
Das wird sich nun ändern: Am Wochenende, 17. und 18. Juni , wird bis auf die letzte Schiene alles ausgelegt, was in den Kisten des Teams der „#einfachmalmachen – Die Tour“ im Keller schlummert. Und das beste: Jeder ist willkommen, die kleinen Rennwagen selbst über die Piste zu steuern. Und das auch noch völlig kostenfrei. Das Team der #einfachmalmachen Tour arbeitet ehrenamtlich und nimmt keine Eintrittsgelder. Wer will, gibt eine Spende für die Stiftung Kinderherz.
Europas längste Carrerabahn: Gibt es eine Rennsportserie?
Das abgasfreie Rennsportevent der kleinen Elektrowagen findet in Kooperation mit dem Geesthachter Jugendzentrum Alter Bahnhof statt. Es ist die zweite Auflage der Veranstaltung „Juz Meets Carrera“. Premiere war im Jahr 2022, da allerdings wurde im Saal des JuZ nur eine 200 Meter lange Carrera-Bahn aufgebaut und führte über die Billard- und Kickertische. Weil die Kombination von Carrera-Rennbahn gemixt mit Gemeinschaftserlebnis so gut ankam, wurde damals entschieden, dass es 2023 eine Wiederholung geben soll – mit einer längeren Bahn.
Frauke Lack vom JuZ Alter Bahnhof kann sich sogar eine ganze Rennsportserie zusammen mit den anderen Jugendzentren des Kreises vorstellen, um einen JuZ-Cup auszufahren. Vorgespräche mit den anderen Einrichtungen gab es bereits. „Das Interesse war schon da“, sagt sie.
Am Sonntag wird die Strecke geteilt, damit mehr Rennen gefahren werden können
Beginn ist am Sonnabend, 17. Juni, um 12 Uhr. Bis 15 Uhr kommen nur Fahrer zum Zug, die sich bis zum 12. Juni im JuZ angemeldet haben. Von 15 bis 18 Uhr ist dann Fahren für jedermann, von 18 bis 20 Uhr zeigt das Team der „#einfachmalmachen – Die Tour“ im Rahmen einer Show, wie Könner mit den Rennwagen über die Piste brettern. Die Strecke wird im Innenfeld der Halle ausgelegt, damit die Teilnehmer einmal drum herum gehen können.
Am Sonntag ist freies Fahren für alle von 11 bis 15 Uhr, allerdings wird die Strecke diesmal geteilt, damit mehr Rennen gleichzeitig stattfinden können und sich die Wartezeit in Grenzen hält. Denn mit Andrang muss gerechnet werden. Für das leibliche Wohl sorgt jeweils das Team vom Curry-Pavillon, zudem gibt es eine alkoholfreie Cocktailbar.
Eine einzige Runde auf der längsten Strecke dauert 20 Minuten
Gestartet wird im Pulk zu sechs Fahrzeugen. Die Wagen sind per kabelloser digitaler Steuerung unterwegs. Elektronik-Experte Thiemo Rögener hat dafür teilweise auch analoge Rennwagen digital umgebaut. Die Spur ist aktiv, so sind für das richtige Rennfeeling spektakuläre, spurunabhängige Überholvorgänge möglich. Beliebt für die Nachrüstung sind die Modelle, die den Tourenwagen nachempfunden sind, weniger die Boliden aus der Formel 1. Der Grund ist simpel: Die Tourenwagen sind fülliger, bieten mehr Raum für die Nachrüstung mit Elektronik-Bauteilen wie Chips.
Für eine Runde benötigen die kleinen Flitzer etwa 20 Minuten – knapp fünf Minuten mehr als ein Fußgänger für die Strecke im Stadion brauchen würde. Wer es zu rasant angeht, der befördert seinen Wagen immer noch aus der Kurve und muss ihn neu einsetzen. Die Strecke wird zwar stellenweise mit eigenen Leitplanken aus dem 3D-Drucker gesichert, aber nicht überall. „Rausfliegen können sie immer noch, das ist ja der Reiz“, findet Jens Parchmann. „Am schnellsten sind am Ende immer diejenigen, die am gleichmäßigsten gefahren sind“, hat er ausgemacht.
Eine Rennstrecke führte am Hohendeicher See über Stand-up-Paddelboards
„1000 Meter, das sind 2941 Teile“, rechnet Jens Parchmann vor. Hinzu kommt noch Dekomaterial wie vier Ölfässer, Stoßdämpfer, Felgen, Reifen und ein aufgeflextes Auto. Solche Sachen sind zum Teil in den Parcours eingebaut, hinzu kommen viele Lichteffekte an verschiedenen Stellen der Bahn. Mit Privatwagen ist die Anlieferung für den Aufbau schon lange nicht mehr zu stemmen, benötigt wird ein 7,5-Tonner.
Normale Strecken sind dem Team um Jens Parchmann und Andre Krause zu langweilig. Großes Aufsehen in den sozialen Netzwerken erregte ein Aufbau im Juni 2021 am Hohendeicher See in Ochsenwerder. Ein Teil der Bahn wurde auf miteinander verbundenen Stand-up-Paddleboards verbaut.
Der Aufbau für so eine lange Strecke wurde vorher noch nie gemacht
Auch diesmal gibt es einen besonderen Parcours. Beliebt sind bei ihnen spektakuläre Strecken über mehrere Ebenen, und so wird die Fahrbahn zum Basketballkorb der Sporthalle hochführen und dann durch das Netz wieder hinunter laufen. Die Bauteile für die nötige Rampe liefert das Unternehmen CTS von der Mercatorstraße als Sponsor in Form von GfK-Platten.
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„Der Aufbau wird eine Operation am offenen Herzen, so haben wir es noch nie gemacht“, sagt Jens Parchmann. Die Halle wurde für Vorüberlegungen zweimal sondiert, einmal unter Mithilfe einer Drohne. Aber die Pistenplatten werden dann ausgelegt, ohne vorher Markierungen für eine Reihenfolge gemacht zu machen. Begonnen wird am Freitagmorgen um acht Uhr. Im Autohaus des Porsche-Spezialisten Jens Hatje in Buchholz benötigten zehn Helfer für die 300-Meter-Strecke über zwei Stockwerke sechs Stunden.
Und wann wird das Team diesmal fertig? „Spätestens am Sonnabend um 12 Uhr“, sagt Jens Parchmann und lacht. Rennfahrer haben halt Nerven aus Stahl.