Geesthacht. Los geht es auf dem nur 850 Meter langen Heidbergring Geesthacht mit dem Tuning Day. Früher fuhr hier sogar Michael Schumacher.
Der Motorsport-Club (MSC) Geesthacht hat den Heidbergring für den Saisonstart herausgeputzt und ist auch etwas nachhaltiger geworden. Deutschlands mit nur 852 Metern kürzeste permanente Rennstrecke, auf der früher sogar der spätere Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher fuhr, hat eine frische Asphaltdecke erhalten, die Streckenränder wurden vom Gestrüpp befreit und im Café gibt es eine neue Einbauküche. Für rund 50 Veranstaltungen im Jahr vermietet der MSC Geesthacht die vereinseigene Rennstrecke. Los geht es am Sonntag, 2. April, mit dem Tuning Day (9 bis 18 Uhr, Fahrendorfer Weg).
Veranstalter dieses Events, das zum 19. Mal in Geesthacht steigt, ist Marco Thillmann, der unter anderem auch die Hamburger Motorradtage organisiert. Am bekanntesten ist der Tuning Day für den Wettbewerb „Show and Shine“, bei dem die schönsten umgebauten, sprich getunten Wagen vorgestellt werden. Der Sieger erhält den Pokal um 17 Uhr.
Mit dem Tuning Day beginnt die Saison am Heidbergring
Von 10 bis 12 Uhr beziehungsweise von 14 bis 17 Uhr sind auch diverse Demonstrationsrennen zu sehen: mit Quads, mit umgebauten Renn-Rasenmähern oder sogenannten Pit-Bikes. Es gibt Sprintrennen mit circa 60 Teilnehmern sowie eine Motorrad-Stunt-Show. „Auf die sonst übliche Drift-Show verzichten wir diesmal, um den neuen Asphalt zu schonen“, sagt Marco Thillmann.
Im Fahrerlager an der Strecke befindet sich die Kids-Arena mit Mini-Fahrzeugen und zwei Hüpfburgen. Kinder bis 14 Jahren haben beim Tuning Day freien Eintritt, Erwachsene zahlen 15 Euro inklusive eines Parkplatzes (erreichbar über Fahrendorfer Weg).
Kurventraining für Motorradfahrer
Veranstaltungen mit großem Publikumsverkehr wie der Tuning Day sind am Heidbergring heute jedoch eine Seltenheit. Das Gros bilden Angebote zur Verbesserung der Fahrsicherheit, entweder von Fremdveranstaltern oder ausgerichtet durch den MSC Geesthacht. Deren Motorrad-Kurventraining steigt am 15. April, 25. Juni und 27. August. Der zweite Classic-Bike-Day, bei dem nur mindestens 30 Jahre alte Motorräder zugelassen sind, ist am 6. August. Auch zwei Radrennen sind geplant.
„Egal, ob Firma, Privatperson oder Verein, jeder kann den Heidbergring mieten. Gefahren werden kann mit fast allem, was Räder hat“, sagt Dirk Vogel, der seit 2019 dem MSC vorsitzt. Seit Ende 2021 organisiert sein Verein die Vergabe der Veranstaltungen wieder selbst. Zuvor lief das 20 Jahre über eine eigene Betreibergesellschaft. Vogel hat auch schon Ideen für weitere Rennveranstaltungen, die Zuschauer in die ehemalige Kiesgrube locken, doch das ist noch nicht spruchreif.
Heidbergring ist keine offizielle Rennstrecke
Internationale Rennen wird es derweil wohl nicht mehr so schnell geben. Der neun bis 13 Meter breite Heidbergring, dem neben seiner fehlende Länge vor allem der Auslauf am Fahrbahnrand abgeht, ist keine offizielle Rennstrecke für Motorräder mehr. Das war früher ganz anders: Seit 1966 in der Kiesgrube beheimatet, stiegen in der Anfangszeit Motocross-Rennen mit bis zu 12.000 Zuschauern.
1980 wurde der Heidbergring dann asphaltiert. „Als überhaupt erst dritte Rennstrecke in Deutschland nach dem Nürburgring und Hockenheim“, sagt Dirk Vogel. In den 1980er-Jahren gab es in Geesthacht Rennen der Formel Ford und Tourenwagen-Rennen. Der spätere siebenfache Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher gewann am 12. Juni 1988 hier ein Rennen der Formel König, bei dem die Fahrer in richtigen Rennwagen mit freistehenden Rädern sitzen.
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Mit Bienenvölkern zu mehr Nachhaltigkeit
Die zweite, jetzt aufgebrachte Asphaltdecke hat rund 250.000 Euro gekostet und wurde mit Unterstützung vom ADAC Hansa finanziert. Die Rasengittersteine am Rand hat der 108 Mitglieder zählende Motorsport-Club in Eigenleistung verlegt. Eine spätere Digitalisierung des Heidbergrings sowie die Möglichkeiten, einen Elektro-Rennbetrieb ausrichten zu können, wurden bereits bei der Sanierung mitgedacht. „Die Leerrohre haben wir schon mal unter der Strecke verlegt“, sagt Dirk Vogel.
Ohnehin hat sich der MSC Gedanken zur Nachhaltigkeit gemacht. Wegen des hohen Ausstoßes von Kohlendioxid durch die Fahrten auf dem Kurs stand zunächst der Kauf von CO2-Zertifikaten im Raum. Nach weiterer Recherche stießen sie auf Bienen, die die Bilanz verbessern. Also leben jetzt fünf Bienenvölker am Heidbergring, die von einer Imkerin aus Lauenburg betreut werden. „Wir haben auch von Einweg- auf Edelstahlgeschirr umgestellt und eine eigene Wasserzapfstation aufgebaut und zertifizieren lassen, um an einem Renntag nicht mehr so viele Flaschen zu verbrauchen.“