Schwarzenbek. Unternehmen in Schwarzenbek unterstützt den Rennsport. Kratfahrer berichten, was den Reiz ausmacht und was das Hobby im Monat kostet.

Wenn die Kanalspezialisten Feierabend machen, wird es laut auf dem Gelände von Mayer Kanalmanagement an der Röntgenstraße im Schwarzenbeker Gewerbegebiet. Mit bis zu 65 Kilometern pro Stunde fegen Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 18 Jahren auf flachen, kleinen Rennwagen – sogenannten Karts – über den Asphalt.

Die gut eineinhalb Meter langen und extrem breiten Fahrzeuge sind einfach zu handhaben, die Renner durch den mit orangefarben-weißen Pylonen abgesteckten Parcours zu bewegen ist jedoch äußerst kniffelig, wie sich am Sonntag beim Renntag des ASC (Auto-Sport-Club) Breitenfelde gezeigt hat. Rund 60 Teilnehmer von insgesamt sechs Clubs aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen kamen zum Renntag, um Vorentscheidungen für die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft zu erringen.

Karts: Mit 18 Jahren ist Schluss. Dann kommen größere Fahrzeuge

Einer, der seit 2011 dabei ist und für den es aus Altersgründen die letzte Saison wird, ist Tim Schmidt aus Basthorst. Er ist gerade 18 geworden und darf bald in dieser Klasse nicht mehr mitfahren. „Er kann auf unserem Opel Corsa ebenfalls beim Slalomrennen weitermachen“, sagte Uwe Dau, der seit fünf Jahren dabei ist und die Kinder und Jugendlichen trainiert. Er selbst fährt seit drei Jahren in der „Erwachsenenklasse“ im Super-Kart.

Über seinen Sohn Felix ist der Kaufmann auf den Geschmack gekommen. „Mein Sohn hat im Sommercamp Tillhausen in Mölln mal bei einem Probetraining teilgenommen. Seitdem sind wir vom Rennfieber infiziert“, sagt der Breitenfelder. Als Felix, der mittlerweile ebenfalls 18 Jahre alt ist und auf den Opel Corsa im Renntrimm umgesattelt hat, mit der Idee nach Hause kam, war Uwe Dau erst einmal skeptisch.

Tim Schmidt aus Basthorst fährt eines seiner letzten Rennen auf dem Kart. Mit 18 ist er zu alt und wird künftig in größeren Fahrzeugen unterwegs sein. 
Tim Schmidt aus Basthorst fährt eines seiner letzten Rennen auf dem Kart. Mit 18 ist er zu alt und wird künftig in größeren Fahrzeugen unterwegs sein.  © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

„Ich hatte gedacht, das sei ein sehr teurer Sport. Aber das stimmt nicht. Wir zahlten gerade einmal zwei Euro im Monat für Felix. Der Familienbeitrag liegt bei 96 Euro im Jahr“, rechnet Dau vor. Wie kann das gehen? Denn allein schon ein Kart kostet 4500 Euro. Hinzu kommen Ausrüstung, Wartung, Ersatzteile und vieles mehr. „Die Motorsport-Sparte des ADAC übernimmt einen großen Teil der Kosten und fördert Vereine, die im Motorsport aktiv sind. Damit wird der Einstieg in den Rennsport für unseren Nachwuchs so günstig“, erklärt Dau.

Mit hohem eigenen Engagement der Eltern und freiwilliger Helfer wird Rennsport bezahlbar

Sehr viel machen die Mitglieder des 1974 gegründeten Clubs auch in Eigenregie. Kleine Reparaturen und Ölwechsel übernehmen die Eltern der aktuell fünf aktiven Rennfahrer im Alter von neun bis 18 Jahren. „Wir konnten in der Corona-Pandemie nicht starten. Deshalb haben wir viele junge Mitglieder verloren. Wir wollen jetzt wieder Nachwuchswerbung betreiben und freuen uns auf Zulauf“, sagt Dau.

Die kleinen Flitzer werden von Viertaktmotoren mit 196 Kubikzentimeter Hubraum und 6,5 PS angetrieben. Geschaltet wird nicht, die Karts haben eine Fliehkraftkupplung und ein stufenloses Getriebe. Gas wird mit dem rechten Fuß gegeben, wie beim Auto. Der linke Fuß bedient die Bremse. „Das Gaspedal brauchen wir eigentlich gar nicht. Die Kinder fahren grundsätzlich Vollgas und nehmen den Fuß erst am Ziel wieder vom Pedal“, erläutert Dau. Die Geschwindigkeit wird ausschließlich über das Bremspedal mit dem linken Fuß reguliert. Damit jeder Teilnehmer in den genormten Sitz des Karts passt, hat jeder Teilnehmer eine eigene Sitzschale aus Schaumstoff, die seiner Größe und seinem Körpervolumen angepasst.

Uwe Dau aus Breitenfelde fährt seit fünf Jahren selbst Kart und trainiert den Nachwuchs im ASV Breitenfelde
Uwe Dau aus Breitenfelde fährt seit fünf Jahren selbst Kart und trainiert den Nachwuchs im ASV Breitenfelde © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

Basis für die kleinen Rennwagen sind Motoren aus dem Rasenmäher und aus Baumaschinen

Der Motor ist ein Standardprodukt, das mit Seilzug gestartet wird und üblicherweise in größeren Rasenmähern oder bei Rüttelplatten im Tiefbau zum Einsatz kommt. Robuste Technik, die auch für den Rennsport taugt. So wie die Brieftaube das „Rennpferd des kleinen Mannes“ ist, sind Karts der kostengünstige Einstieg in den Motorrennsport. Auch Formel-1-Legende Michael Schuhmacher hat seine ersten Erfahrungen auf der Piste im Kart gesammelt.

Genau wie im richtigen Rennsport gehen die Teilnehmer zunächst die Strecke ab und schauen sich die Hindernisse an. Denn beim Slalom kommt es oft auf Millimeter an. Die Pylonengassen sind mitunter nur wenig breiter als das Kart, jeder umgekippte Kegel bringt zwei Sekunden Abzug. Bei Rundenzeiten von rund 40 Sekunden kann somit schon ein kleiner Fehler über Sieg oder Niederlage entscheiden. So räumte am Sonntag beispielsweise auch Tim Schmidt bei seinem ersten Lauf drei Pylonen ab. Bei einer durchaus guten Rundenzeit von 38,96 Sekunden (mit Lichtschranken an Start und Ziel auf zwei Stellen hinter dem Komma genau gemessen) musste er eine Zeitstrafe von sechs Sekunden akzeptieren. Es kommt also nicht nur auf Tempo, sondern auch auf Präzision an.

Die schwierige Suche nach einem geeigneten Trainingsgelände geht nicht ohne „Klinkenputzen“

Früher waren die Kart-Sportler auf dem Parkplatz von LMT an der Grabauer Straße aktiv. Das ging dann aber irgendwann nicht mehr. „Eine Zeit lang haben wir auf dem Gelände meiner Firma in Mölln trainiert. Dort war es aber sehr eng. Dann sind wir durch Industriegebiete gefahren und haben nach geeigneten Flächen gesucht“, berichtet Dau. An der Röntgenstraße wurden sie dann fündig, und die Geschäftsführung der Firma stimmte nach einem Probetraining zu. „Wir sind jetzt seit einem Jahr hier. Hier stört der Motorenlärm niemanden – zumal unsere Fahrzeuge ohnehin nicht lauter als ein Rasenmäher sind. Trotzdem haben wir uns für das Rennen am 1. Mai zur Sicherheit eine Genehmigung vom Ordnungsamt geholt“, so Dau.

Mit dabei waren der MSC Trittau, der AC Buchholz Heidering, der AMC Trave, der AV Lübeck und der MSC Bad Schwartau. Die nächsten Rennen an der Röntgenstraße sind am 13. und 14. Mai. Start ist jeweils um 10 Uhr. Zuschauer und interessierte Nachwuchsrennfahrer sind dazu ausdrücklich willkommen. Weitere Informationen zum Kart-Sport gibt es unter www.asc-breitenfelde.de.