Geesthacht. 2000 Besucher bestaunen am Heidbergring Geesthacht aufgemotzte Wagen und eine 20-Jährige, die Rennen mit Rasenmähern fährt.

Ein Mini, der aussieht, als wäre er einem Endzeit-Film entsprungen, eine 20-Jährige, die mit einem umgebauten Rasenmäher Rennen bestreitet, wummernde Bässe von bis zu 10.000 Watt starken Anlagen, kreischende Autoreifen beim 160-Meter-Beschleunigungsrennen, leicht bekleidete Frauen beim Sexy-Car-Wash, aber auch Schnupperfahrten in Mini Buggys vom ADAC für Kinder – das alles und noch viel mehr war der Tuning Day auf dem Heidbergring in Geesthacht. Zum traditionellen Saisonauftakt der Auto- und Motorradfreaks kamen gut 2000 Besucher aus ganz Norddeutschland.

Während es auf der langen Geraden des Heidbergrings, Deutschlands kürzester Rennstrecke mit 852 Metern, darum ging, 160 Meter in möglichst kurzer Zeit zurückzulegen, gab es im Fahrerlager besonders liebevoll umgestaltete Autos zu bewundern. Besonders groß war der Andrang um den Mini von Murat Kececi. Der Pinneberger, bekannt aus der DMAX-Serie „Cash für Chrom“, hat seinem Wagen einen Look verpasst, sodass er auch in jedem Endzeit-Film à la „Mad Max“ mitspielen könnte.

2000 Besucher beim Tuning Day am Heidbergring

Tuning Day in Geesthacht: Das Fahrerlager ist voll. Die Zuschauer stehen dicht gedrängt um die Rennstrecke.
Tuning Day in Geesthacht: Das Fahrerlager ist voll. Die Zuschauer stehen dicht gedrängt um die Rennstrecke. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Überall am Auto gibt es außergewöhnliche Details zu entdecken. Etwa, dass über eine Spritze im Cockpit Kunstblut auf der vorderen Stoßstange fließen kann. Wenn die Maschinengewehr-Attrappen, Vögel, Ketten und sonstigen Aufbauten abgenommen werden, darf das Gefährt, das an den Marvel-Anti-Helden „Spawn“ erinnern soll, auch auf der Straße fahren. Wie lange es gedauert hat, bis der Mini so aussah? „Nach 8000 Arbeitsstunden habe ich aufgehört zu zählen“, sagt Kececi und verrät, dass ein Gutachter den Wagen auf 150.000 Euro geschätzt habe.

Szenenwechsel. Auf den inneren Kurven der Strecke läuft ein Demonstrationsrennen mit Renn-rasenmähern. Dabei handelt es um umgebaute Rasenmähertraktoren, die nun mit einem 25-PS-Motor fahren und es auf über 100 Stundenkilometer schaffen, wobei sie in Geesthacht vielleicht nur halb so schnell unterwegs waren. Unter einem Helm fällt sofort ein langer, blonder, geflochtener Zopf auf. Er gehört Amy Weber aus Peine.

100 Stundenkilometer mit dem Rasenmähertrecker

Von wegen Männersache: Teamchef Dirk Weber mit seinen „Mädels“ (v.l): Sabrina Wittke, Emily Weber, Amy Weber und Marlen Böhler.
Von wegen Männersache: Teamchef Dirk Weber mit seinen „Mädels“ (v.l): Sabrina Wittke, Emily Weber, Amy Weber und Marlen Böhler. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Ihr Vater Dirk Weber hat einen eigenen Rennstall (DW-Racing), mit dem er bei offiziellen Meisterschaften für Rennrasenmäher teilnimmt. Die heute 20-jährige Tochter ist eine der Fahrerinnen. „Zu Hause hatten wir zwei normale Rasenmäher mit den klassischen Schildkröten- und Hasen-Symbolen. Da hat man sich schon total cool gefühlt im Hasenmodus. Zu heute ist das natürlich kein Vergleich. Die Rennen machen Spaß“, sagt Amy Weber, die nicht die einzige Frau am Steuer eines Rennrasenmähers ist.

Mit Sabrina Wittke, Emily Weber und Marlen Böhler gehören noch weitere Frauen zum Team DW-Racing. Übrigens: So ein Gefährt der Marke Eigenbau – Original sind meist nur noch die Reifen und die Motorhaube – kostet etwa zwischen 8000 und 10.000 Euro.

Ein Treffpunkt, an dem die Schrauber Tipps austauschen

Mit Buggys wie diesen will der ADAC Hansa Kinder für den Motorsport begeistern.
Mit Buggys wie diesen will der ADAC Hansa Kinder für den Motorsport begeistern. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Dennis Jantzen aus Reinbek ist mit seinen Söhnen Navarro (8) und Ramiro (2) zum Heidbergring gekommen, an dem der Tuning Day bereits zum 19. Mal Station machte. Früher war der auto- und tuningbegeisterte Mann selbst Teilnehmer an Wettbewerben und wollte sich den Saisonauftakt auf keinen Fall entgehen lassen. „Ich liebe es, die Leute wieder zu treffen und einfach auch die Vielfalt an Fahrzeugen“, so Dennis Jantzen. Sohn Navarro habe auch Benzin im Blut und ist autobegeistert, fährt Kartslalom.

Als der Papa am Heidbergring genug gesehen hatte, wollte er noch über den großen Parkplatz schlendern, um sich von anderen Besuchern Tipps für weitere Verbesserungen zu holen – für Schrauber ein wichtiger Bestandteil des Events. Ob das wohl auch für die Autowasch-Einlagen von leicht bekleideten Frauen beim Sexy-Car-Wash gilt?

Tuning Day in Geesthacht: Sexy Car Wash ist vor allem für die männlichen Besucher ein Hingucker.
Tuning Day in Geesthacht: Sexy Car Wash ist vor allem für die männlichen Besucher ein Hingucker. © Willem Baeyer | WUBDICH PHOTO&DESIGN

Veranstalter Marco Thillmann freute sich über den sonnigen Frühlingstag und hob hervor: „Wir sind eine kinderfreundliche Veranstaltung.“ Jugendliche bis 14 Jahren haben beim Tuning Day freien Eintritt, die Benutzung der Hüpfburgen ist umsonst – und auch sonst soll der Nachwuchs Lust auf Motorsport entwickeln. Etwa über das Mini-Buggy-Projekt des ADAC Hansa, mit dem Kinder zwischen 6 und 10 Jahren an Rallye- oder Autocross-Sport auf dem Grambeker Heidering in Mölln herangeführt werden sollen. Kontakt: minibuggyhsa@aol.com. Beim Tuning Day konnten Kinder in zwei Buggys zu Probefahrten aufbrechen.