Geesthacht. Naemi Schruhl aus Geesthacht ist Tours und Activities Managerin auf den Aida-Kreuzfahrtschiffen. Was die 24-Jährige dort alles erlebt.
- Naemi Struhl ist mit 24 bereits Offizierin auf einem Ozeanriesen aus der Aida-Flotte. In ihrem Arbeitsalltag bereist sie die Weltmeere. Da kann es schon mal im März zu den Kanarischen Inseln oder nach Norwegen gehen.
- Wenn ihre Passagiere Hundeschlittentouren im skandinavischen Schnee oder Jeep-Touren durch die arabische Wüste unternehmen, hat Die Geesthachterin einen großen Anteil daran. Denn sie organisiert und plant diese Tagestrips.
Sie liebt ihre Stadt Geesthacht. Und sie geht unheimlich gern an der Elbe entlang spazieren. Aber mit 24 Jahren schon sesshaft werden? „Dazu fühle ich mich jetzt noch nicht bereit“, sagt Naemi Schruhl mit gewinnendem Lächeln. Sie ist Tours und Activities Managerin auf den Kreuzfahrtschiffen der Aida und damit auf den Meeren dieser Welt zu Hause.
Viele Länder, Kontinente und unzählige Häfen hat die Offizierin schon gesehen. Ein Traumjob? Diese Frage beantwortet die junge Frau mit einem spontanen und uneingeschränkten „Ja“, verschweigt aber nicht, dass dahinter auch eine anstrengende Siebentagewoche steht und ein Beruf, der viel Einsatz erfordert und Tag für Tag neue Herausforderungen mit sich bringt.
„AidaNova“: Kreuzfahrtschiff ist mit 5000 Passagieren unterwegs
März 2023. Luft 22 Grad, Meerestemperatur 21 Grad. Die „AidaNova“ ist derzeit mit gut 5000 Passagieren und etwa 1350 Crewmitgliedern rund um die Kanarischen Inseln und Madeira unterwegs. Mit an Bord ist Naemi Schruhl, freilich nicht als Passagierin, sondern in beruflicher Mission. Sie ist immer gut drauf – und das nicht nur, weil die klimatischen Bedingungen dazu einladen, mit der Sonne um die Wette zu strahlen.
Jeden Tag in einem anderen Hafen aufzuwachen, das ist ihr Ding. Die Kanaren, Nordeuropa, das Mittelmeer und den Orient hat sie schon bereist. Anfangs begleitete sie als Scout interessierte Kreuzfahrer bei ihren Landausflügen. Was sich zunächst vielleicht wie immerwährender Urlaub anhören mag, ist aber auch harte Arbeit.
Jeep-Touren durch die Wüste und Hundeschlittenfahrt in Norwegen
Die Gäste zu Ausflügen zu begleiten, war für die junge Weltenbummlerin natürlich längst nicht alles. An Bord galt es, die Gäste zu beraten und ihnen individuell den passenden Ausflug zu empfehlen. Dafür hieß es natürlich, bestens vorbereitet zu sein. Also soll es beim Landgang eine Bus-, Jeep-, Fahrrad-, Kajak- oder Wandertour werden? Wie lange dauert es, wie anstrengend ist der Ausflug und für welches Fitnesslevel ist er geeignet? Welche Sehenswürdigkeiten bekommt man zu sehen? Über all diese Fragen hieß es für die Seefahrerin, Bescheid zu wissen.
Die 24-Jährige schwärmt von tollen Jeep-Touren in der orientalischen Wüste in den Sonnenuntergang mit Übernachtung in einem Camp. Auch von langen Wanderungen durch die Dünen, oder vom Besuch des höchsten Gebäudes der Welt in Dubai. Und sie möchte die Naturerfahrungen, die sie in Norwegen gemacht hatte, auf keinen Fall missen. Die vielen Wasserfälle und Gletscher, die Hundeschlittenfahrt oder die Nordlichter, die sie gesehen hat. „Der Vorteil an meinem Job ist es, dass wir die Ausflüge begleiten dürfen“, sagt sie.
Hamburger Kreuzfahrt-Chef scheidet überraschend aus
Als Offizierin oder Tour- und Activities Managerin hat Naemi Schruhl inzwischen nicht nur die Dienstpläne für 23 Mitarbeiter zu schreiben, sie ist auch zuständig für die Einarbeitung und Schulung der Scouts und Outdoor-Guides.
„Jeden Tag das Gleiche, das kann ich mir nicht vorstellen“
Eine weitaus größere Herausforderung ist die Organisation des kompletten Landausflugsangebotes. Also von der Kommunikation mit den jeweiligen Agenturen vor Ort, bis zur Koordination der Busse. Wie viele werden benötigt? Welcher Ausflug startet zu welcher Zeit, denn etwa 2000 Ausflugsgäste können nicht gleichzeitig von Bord. Hier ist gute Planung erforderlich. Je nach Nachfrage der Gäste entscheidet Naemi Schruhl auch welche Ausflüge mit welcher Mindestteilnehmerzahl stattfinden können.
Aber was ist, wenn ein Hafen wegen hohen Wellengangs nicht angefahren werden kann? Auch hier ist die junge Managerin gefragt: Man hat dann nur ein bis zwei Tage, manchmal sogar nur ein paar Stunden, Zeit, um an dem einen Ort alle Ausflüge zu stornieren und am anderen Ort spontan zu organisieren. Das sei in Europa in der Regel kein so großes Problem, in der Karibik oder anderen exotischen Regionen aber durchaus eine Herausforderung. „Also langweilig wird es nie“, gesteht sie. „Aber ich brauche die Abwechslung. Jeden Tag das Gleiche, das kann ich mir einfach nicht vorstellen.“
Mit der Aida-Besatzung wird auf Englisch gesprochen
„Der Job macht mir so viel Spaß, das Reisen ist super, auch meine Position ist von den Aufgaben her perfekt für mich so gemacht“ strahlt die Geesthachterin. „Es gibt so viele Routen, und wir haben die Zeit und die Möglichkeit raus zu gehen und so viel über die Menschen, Städte und Regionen zu lernen. Besser geht´s nicht“, ist sie sich sicher.
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Auch das Leben an Bord, mit der internationalen Crew, das sei einer der Punkte, weshalb sie überhaupt hier arbeite. Man lerne sich dabei viel intensiver kennen und schließe sehr schnell Freundschaften. Während die Bordsprache für die Gäste Deutsch ist, unterhält sich die Besatzung auf Englisch. „Das war am Anfang ungewohnt, aber nach ein paar Wochen denkt man überhaupt nicht mehr nach, man redet einfach“, sagt die Offizierin. Ihren Eltern sei bereits nach dem ersten Vertrag schon aufgefallen, dass sie deutlich selbstständiger geworden sei und auch ihre Entscheidungen automatisch allein getroffen habe.
Amerika und die Bahamas sind die nächsten Ziele
Vor einigen Tagen hieß es für die Tourismusexpertin auf der „AidaNova“ Koffer packen. Aber nicht, weil sie nach Hause fährt, sondern weil ihre Kompetenz auf der „AidaCosma“, die sich gerade im Orient mit Richtung Seychellen, Madagaskar und Mauritius befindet, gefragt ist. Naemi Schruhl hat keinerlei Probleme mit Autorität, Spontaneität oder Organisationsfähigkeit. Die Heimat wird also noch ein paar Wochen warten müssen.
Dann aber will sie sich mit den Freunden, die sie noch aus dem Kindergarten kennt, wieder treffen, zu Veranstaltungen auf dem Menzer-Werft-Platz in Geesthacht gehen oder mit ihrer früheren Mannschaft im VfL wieder trainieren, um bald schon wieder in das nächste Abenteuer aufzubrechen. Weil es bei Aida immer die Möglichkeit zur Weiterbildung gibt, sieht sie sich noch lange nicht am Ende ihrer Karriere. Und weitere Ziele wie Amerika oder die Bahamas warten bereits auf sie.