Hamburg. Plantours bittet Passagiere nachträglich zur Kasse. So positionieren sich Tui, Alltours, Der Touristik, Ryanair und Lufthansa-Gruppe.

Jeweils elf Euro pro Nacht sollen Passagiere des Kreuzfahrtschiffes MS „Hamburg“ für bereits gebuchte Reisen nachzahlen. Veranstalter Plantours begründet dies damit, dass sich nach Abschluss des Reisevertrages wegen des Ukraine-Kriegs und der weltpolitischen Lage die Personenbeförderung durch höhere Kosten für Treibstoff und Energie insgesamt „nicht unerheblich erhöht“ hätten. Mit dieser Argumentation könnten andere Anbieter auf die gleiche Idee kommen – das Abendblatt fragte nach.

Kreuzfahrt: Plantours verlangt nachträglich mehr Geld für schon gebuchte Touren

„Wir versuchen mit spitzem Bleistift, die Preise stabil zu halten“, sagte Alltours-Pressereferentin Alexandra Hoffmann. Die steigenden Flugpreise gingen bei dem Düsseldorfer Reiseveranstalter zwar in die Kalkulation ein, einen Kerosin-Aufschlag gebe es aber nicht.

Das sieht man auch bei einem Konkurrenten aus Frankfurt so. „Für Kunden des Reisekonzerns Der Touristik mit den Marken Dertour und seine Schwestermarken Jahn Reisen, ITS und Meiers Weltreisen wird es keine Preiserhöhungen für bereits gebuchte Reisen geben“, sagte Sprecherin Angela de Sando. Während Alltours die Preise auf dem Niveau von 2019/20 sieht, setzt Der Touristik sie sogar niedriger an. In der Türkei, Bulgarien, Griechenland, Ägypten, Balearen, Kuba und Dominikanischen Republik seien die Preise im Sommer 2022 rund 20 bis 25 Prozent niedriger als 2019 – das dürfte sich mit den Erfahrungen vieler Reisender aber nicht decken.

Kreuzfahrt: Das sagen andere Anbieter zu Preisanpassungen

„In diesem Jahr haben wir für gebuchte oder jetzt buchbare Reisen keine generellen Preisanpassungen durchführen müssen“, so Aage Dünhaupt, Sprecher von Europas größtem Reisekonzern Tui. Die Kontingente für Flüge und Hotels für diesen Sommer seien ausverhandelt. Auf die Frage, ob Tui-Reisende mit einem Aufschlag für gebuchte Reisen rechnen müssen, antwortet er: „Nein.“ Für Unentschlossene könnte es aber teuer werden. Je näher man am Abreisedatum sei, umso eher seien Kontingente ausgereizt und umso teurer würde es.

Im Last-Minute-Bereich hält Dünhaupt Preissteigerungen von bis zu zehn Prozent im Vergleich zur Vor-Pandemiezeit für „nicht unrealistisch“. Der Flugkostenanteil an Pauschalreisen schwanke. Bei einer 14-tägigen Reise mit einem guten Hotel seien es vielleicht fünf bis zehn Prozent, bei einem Wochenendtrip nach Ibiza eventuell 40 Prozent.

Für seine Fluglinie mache der Kerosinanteil nun mehr als 30 Prozent aller Kosten für einen Flug aus, sagte Eurowings-Chef Jens Bischof. Er schloss eine nachträgliche Zuzahlung für seine Airline wie auch die Mutter Lufthansa aus. Momentan buchbare Tickets seien durch die hohen Spritkosten aber rund zehn Euro teurer als früher. Bei Konkurrent Ryanair sieht man sich gut positioniert, weil man sich im Gegensatz zu Mitbewerben massiv gegen höhere Ölpreise abgesichert habe (Hedging). „Wir haben keine Pläne, einen Treibstoffzuschlag einzuführen“, so das Unternehmen.

Aida-Cruises und Tui Cruises wollen keine Treibstoffzuschläge verlangen

Auch in der Kreuzfahrtbranche wollen die beiden großen Hamburger Anbieter dem Plantours-Beispiel nicht folgen. „Eine Erhebung von Treibstoffzuschlägen ist nicht vorgesehen“, sagte eine Aida-Cruises-Sprecherin. Die Reisen inklusive Preise seien bis Herbst 2023 veröffentlicht und man erwarte eine „stabile Preisentwicklung“. Auch Tui Cruises will auf der „Mein Schiff“-Flotte keine Treibstoffzuschläge verlangen.